Buchbesprechung

Der Syrienkrieg

von Christine Schweitzer

Die IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs – Ärzte in sozialer Verantwortung hat im Dezember letzten Jahres ein Heft zum Syrienkrieg herausgegeben. Es enthält Informationen zum Verlauf des Krieges, den Interessen internationaler Akteure, völkerrechtliche Aspekte und ein – leider inzwischen schon leicht veralteter – Ausblick auf mögliche Perspektiven.

Das Heft enthält eine detaillierte Zeitschiene, Hintergründe und Fakten, die man in dieser Zusammenstellung sonst kaum findet. Friedensbewegte können sich hier in kompakter Form u.a. über den Verlauf des Konfliktes, die Situation in Syrien vor 2011 und die Hintergründe, die zu dem Aufstand 2011 geführt haben, die verschiedenen Verhandlungsformate und vieles mehr informieren. Auch das Thema „Ölpipelines“ und Rüstungsexporte in die Region wurden detailliert recherchiert – soweit dies angesichts der Faktenlage möglich ist – und dargestellt. Zahlreiche Karten und Grafiken reichern das geschriebene Wort an.

Eine wirkliche Unparteilichkeit in Bezug auf den Konflikt ist wahrscheinlich unmöglich. Und so kann auch den AutorInnen der IPPNW vorgeworfen werden, dass sie das tun, was sie politischen Gegnern wie „Adopt a Revolution vorwerfen (S.74f): Nämlich sich mit manchen Aussagen und Wortwahlen auf eine Seite im Konflikt zu stellen, hier die eher Assad-und Russlandfreundliche Seite. Zum Beispiel wird bei Russland von  „Einbeziehung und Engagement“, in den sich mit den westlichen Mächten befassenden Abschnitten davor von „militärisch“ und „Krieg“ in den Überschriften gesprochen (S. 19ff). Direkt in der Einleitung heißt es: „Spätestens seit dem offenen Eingreifen Russlands ab September 2015 wurde klar: Es ist eine Illusion zu glauben, diese Katastrophe ließe sich durch den Sturz Assads beenden. Wer ihr weiter anhängt oder sie propagiert, nimmt eine offene Konfrontation zwischen den Atommächten billligend in Kauf und damit die Gefahr eines Atomkrieges..:“ (S. 9) Menschenrechtsverletzungen des Regimes, die Zahl der Opfer der russischen Bombardierungen – die nach anderen Quellen die der westlichen Intervention weit übersteigen – und überhaupt Stimmen aus der syrischen Zivilgesellschaft (pro oder contra Assad) kommen dagegen zu kurz.

Bedauerlich ist darüber hinaus, dass das Heft schon im Dezember 2018 erschien und deshalb den Truppenrückzug der USA, die angekündigte Beendigung des Bundeswehrmandats und die Drohung der Türkei, weitere kurdische Gebiete in Nordsyrien zu erobern, nicht berücksichtigen konnte.

Trotz dieser Kritik: Eine gute Ressource für alle, die viele Informationen zum Syrienkonflikt an einem Ort griffig zusammengefasst lesen möchten.

IPPNW (2018):  Der Syrienkrieg. Dimension – Hintergründe – Perspektiven. ippnw akzente, Dezember 2018, 80 Seiten, Bezug über: http://shop.ippnw.de

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.