Nachruf

Elise Boulding

von Mary Lee Morrison

Elise Boulding starb am 24. Juni 2010 in Needham, MA. Als “Matriarchin” der Friedensforschungs-Bewegung des 20. Jahrhunderts verehrt, war sie im Ruhestand lebende Soziologieprofessorin des Dartmouth College und der University of Colorado. Sie gehörte zur ersten Generation in der Friedensbewegung, in feministischen und zukunftswissenschaftlichen Studien, und spielte eine zentrale Rolle in ihnen allen. Ihre Schriften über die Rolle der Familie, Frauen, Spiritualität und internationale Nichtregierungsorganisationen haben AktivistInnen und LehrerInnen neue Wege gezeigt, wie man die Aufgaben der Friedensschaffung sehen kann. Anfänglich gemeinsam mit ihrem schon früher verstorbenen Mann, dem Wirtschaftswissenschaftler und Quäker-Poeten Kenneth Boulding, später alleine, führte sie ein Leben, das Forschung, Schreiben und Lehre, Netzwerkbildung und das Aufbauen von Lerngemeinschaften umfasste. Dr. Boulding ist die Autorin von über 300 Publikationen und wurde 1990 für den Friedensnobelpreis nominiert. Ihre theoretische Arbeit über die Rolle der Familie in der Erziehung für sozialen Wandel und die Rolle, die Frauen in der Friedensschaffung spielten, werden zusammen mit ihren Gedanken über transnationale Netzwerke und deren Beziehung zu globalem Verständnis als wegweisende Beiträge zur Friedenserziehung des 20. Jahrhunderts betrachtet. Vor ihrer wissenschaftlichen Karriere, die sie formal erst im Alter von 50 Jahren begann, nachdem sie ihre Promotion an der Universität von Michigan abgeschlosen hatte, leistete sie wichtige Beiträge zu anderen Gebieten, vor allem als Friedenserzieherin und Quäkerin und als Sprecherin der Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF), deren internationale Vorsitzende sie schließlich wurde.

Elise Boulding war u.a. eine Gründerin der International Peace Research Association (IPRA) und wurde später deren Geschäftsführerin. Als aktive Gegnerin des Vietnamkrieges kandidierte sie in den 1960er Jahren als Teil einer Friedens-Plattform für den US-Kongress in Ann Arbor, Michigan. Sie lehrte Soziologie und Frauenstudien an der University of Colorado, wo sie dabei half, das Friedensforschungsprogramm zu begründen. Später lehrte sie Soziologie und begründete die Friedensforschung am Dartmouth College. Sie nahm Schlüsselpositionen in der American und International Sociological Associations ein, beschäftigte sich mit Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rüstungskontrolle für die American Association of the Advancement of Science, engagierte sich bei der American Futures Society, dem World Policy Institute und der United Nations University in Tokio, war Beraterin bei der UNESCO, und wurde von Präsident Jimmy Carter als einzige Frau eingeladen, der Kommission anzugehören, die das U.S. Institute of Peace begründete. Außerdem gehörte sie zahlreichen weiteren Institutionen der Friedensbewegung und Friedensforschung an.

Elise Boulding wurde 1920 in Oslo, Norwegen, geboren. Ihr Status als Einwanderin beeinflusste deutlich ihr Leben und ihre Arbeit. Als Absolventin des Douglas College schloss sie sich im Alter von 21 Jahren der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) an. Ihr Verständnis als Quäkerin und ihre tiefe Spiritualität prägten seitdem ihr Wirken. Gesegnet mit hoher Energie, besuchte sie manchmal auch katholische Klöster für Zeiten der Einkehr und der Erholung von ihrem mit Terminen gefüllten Leben als Akademikerin, Aktivistin, Autorin und Rednerin. Ihr letztes Buch, Cultures of Peace: the Hidden Side of History, ist eine Feier der vielen verschiedenen Weisen, wie Frieden im Alltag und an verstecken Orten geschaffen wird, und das Schreiben dieses Buches war ein Höhepunkt ihres Schaffens. Nach ihrer Pensionierung von Dartmouth College 1985 kehrte sie nach Boulder, Colorado, zurück. 1996 zog sie nach Wayland und 2000 bezog sie ein Seniorenheim in Needham, MA.

Elise Boulding überlebte ihren Mann, Dr. Kenneth Boulding, und ihre beiden Schwestern Sylvia Griffith und Vera Larson. Sie hinterlässt fünf Kinder und deren Angehörige, darunter 16 Enkel und 9 Großenkel. 

Mary Lee Morrison hat eine Biographie über Elise Boulding geschrieben, der Nachruf wurde von der Redaktion leicht gekürzt.

Übersetzung: Redaktion

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Hintergrund
Mary Lee Morrison hat eine Biographie über Elise Boulding geschrieben.