FREIe HEIDe: Kein Bombodrom! Nirgends!

von Benedikt Schirge
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

1. Januar 2008: in das kleine Dorf Schweinrich bei Wittstock im Norden Brandenburgs strömen viele Menschen zum Mittelpunkt der Ortes, der spätmittelalterlichen Dorfkirche. Die ist bald überfüllt, tausend Leute stehen um den Feldsteinbau herum.

Seit 16 Jahren begrüßt die Bürgerinitiative FREIe HEIDe das neue Jahr in Schweinrich mit einer Protestwanderung (mittlerweile die 107. Wanderung seit 1992), um gleich zu Jahresbeginn deutlich zu machen, dass das Ziel der friedlichen Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide weiter kontinuierlich verfolgt wird.

Nach Musik und geistlicher Besinnung geht die Demonstration vom Dorf bis zum nur wenige hundert Meter entfernten Bombodrom. An der Mahnsäule des Bremer Aktionskünstlers Joachim Fischer (ein von einer Rakete durchbohrter Birkenstamm) herrscht trotz Schneeschauer gute Stimmung. Hat es doch in den vergangenen Monaten wichtige Etappen auf dem Weg zur FREIen HEIDe gegeben. Nicht nur das Urteil des Potsdamer Verwaltungsgerichts im Sommer, das die Betriebserlaubnis zur sofortigen Nutzung des Bombodroms, die der Verteidigungsminister Struck im Sommer 2003 sich selbst erteilt hatte, sondern auch das für die Bundeswehr niederschmetternde Votum des Bundesrechnungshofes gegen die Pläne des Militärs. Die Bundeswehr habe keinen Bedarf an einen weiteren Übungsplatz, da die Nutzung der inländischen Schießplätze um 84% zurückgegangen sei, so wurde der bayrische Luft-Boden-Schießplatz in Siegenburg vor zwei Jahren z.B. insgesamt nur acht Stunden genutzt.

Dabei hatte Verteidigungsminister Jung noch kurz zuvor an die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Mecklenburg geschrieben, die Belastung durch die Übungen sei u.a. in Siegenburg nicht mehr zumutbar. Offenbar ist er schlechter unterrichtet als der Bundesrechnungshof. Auch seien die Planungen völlig unrealistisch, hieß es weiter. Der Bundesrechnungshof hat sich nun diesbezüglich an den Bundestag gewandt.

Forderung auf der Neujahrwanderung an die Bundesregierung war aber nicht nur, endlich das politische Aus für das Bombodrom festzulegen, sondern insgesamt: Kein Bombodrom! Nirgends! Nicht Kampfeinsätze in Afghanistan, sondern politische Wege zur Konfliktlösung sind international notwendig.

Seit 15 1/2 Jahren versucht die Bundeswehr vergeblich, das ehemalige sowjetische Bombodrom zu nutzen. Immer wieder wechseln die Argumente: Gerechte Lastenverteilung zwischen Ost und West, Jugoslawienkrieg (Tornadoeinsätze), Terrorbekämpfung (2001), und jetzt: beste Übungsmöglichkeit, um später ohne Gefährdung für die Piloten Bomben abwerfen zu können. Wir können nur wiederholen: Kein Bombodrom - hier nicht und nirgendwo. Dafür werden wir weiter demonstrieren, das nächste Mal am Ostersonntag in Fretzdorf.

Weitere Termine: http://www.freieheide.de

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Benedikt Schirge ist Sprecher der BI.