Friedensarbeit an der Air Base Ramstein

von Bianka Pfaff

Die „Friedensinitiative Westpfalz“ (FIW) wurde im Februar 2004 gegründet. Ihre Anfänge gehen zurück auf die Proteste gegen den 2. Irakkrieg im Jahre 2003, die unter anderem zunächst in wöchentlichen Friedensgebeten direkt vor dem Haupttor der Air Base Ramstein ihren Ausdruck fanden.

Einige Fakten zur Air Base Ramstein:

  • Ausbau im Jahr 1951; Fläche 42 qkm; Beschäftigte: über 21.000 Soldaten und Zivilbedienstete der NATO und der US-Streitkräfte. 

Militärische Bedeutung der Basis:

  • Hauptquartier der US Air Force Europe (USAFE), Kommando über die amerikanischen Luftstreitkräfte in Europa.
  • "Drehscheibe" für transkontinentale US-Truppentransporte.
  • Größter militärischer Frachtumschlagplatz in Übersee mit zentraler Rolle für den Aufmarsch und die Kriegführung der US-Streitkräfte.
  • Luftwaffenstützpunkt der NATO.
  • US-Atomwaffendepot (1): Vermutliche Lagerung von 130 atomaren Fliegerbomben  bis zur Räumung im Zuge der Erweiterung der Base in  2005.

Schnell zeigte sich, dass die Teilnehmenden der Friedensgebete auch nach dem „Ende“ des Irakkrieges verbunden bleiben und darüber hinaus weitere friedensdienliche Informationsveranstaltungen und öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführen wollten.

Die Friedensarbeit der FIW ist getragen von dem gemeinsamen Wunsch, den einseitigen und scheinbar positiven „wirtschaftlichen“ Aspekt der Militärbase - die gut bezahlten Arbeitsplätze und die profitablen Immobiliengewinne durch die Anwesenheit des Militärs -  zu hinterfragen. Auch sollen die Menschen der Region  informiert werden über die tatsächlichen Ausmaße an menschlichem Leid und Elend, welche durch Kriege  hervorgerufen werden, die von der Air Base Ramstein aus geführt werden.

Durch monatliche Informationsstände mit wechselnden Themen auf den Wochenmärkten in Landstuhl, Ramstein und in Kaiserslautern versucht die FIW, die Bevölkerung für friedensdienliche Themen zu sensibilisieren.

Hinzu kommen Vortragsveranstaltungen u.a. zu den Themen „Traumatisierung und Gewalt“ und „Versöhnung leben“ mit dem  Themenschwerpunkt Afrika.

Weitere Bausteine unserer Arbeit sind Ferienaktionen für die Kinder der Verbandsgemeinde Landstuhl und Kindsbach, z.B. „Fair Play“, eine Aktion gegen Kinderarmut.

Die Friedenserziehung in Kitas und Schulen ist ein Grundmotiv unseres Engagements. Pfr. Detlev Besier, Gründungsmitglied und Sprecher der FIW, entwickelte ein Konzept für Unterrichtseinheiten zum Thema „Frieden“, das für Grundschulen geeignet ist. Er hat gute Erfahrungen bei der Anwendung im Unterricht gemacht. (Anfragen diesbezüglich an Pfr. Detlev Besier, Mailadresse s.u.).

Immer wieder ermutigt wird die Friedensgruppe von ihrem ältesten Mitglied, Frau Eli Gabler, einer Zeitzeugin des II. Weltkrieges, die nicht müde wird, von ihren Erfahrungen aus der Zeit des III. Reiches zu berichten, als jüdische MitschülerInnen verschwanden und nur wenige sich getraut haben, „den Mund aufzumachen“.

„Nie wieder Krieg!“, so hieß es nach 1945. Die Friedensfreundin Eli Gabler ist empört, dass Deutschland wieder im Kriegseinsatz ist. Die Friedensgebete an der Air Base unterstützte sie von Anfang an, auch um die jungen Leute „aufzurütteln“. Ihre Botschaft ist klar: „Es gibt KEINEN Grund, irgendeinen Krieg anzufangen!“

Diesen wichtigen Gedanken haben wir für unser Selbstverständnis wie folgt (in Auszügen hier veröffentlicht) formuliert:

  1. Wir verstehen uns als Teil der Friedensbewegung und berufen uns auf die Friedensworte Jesu Christi, sehen uns aber nicht ausschließlich dem Christentum verpflichtet.
  2. Unser Selbstverständnis beruht auf dem uneingeschränkten Gedanken des Pazifismus und dem Willen dazu.
  3. Für uns ist Krieg keine Ausdrucksform menschlichen Zusammenlebens, denn er führt in eine nie endende Gewaltspirale. Wir stellen diesem Denken den Pazifismus als Ausdruck für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung entgegen...

Die FIW hält Kontakt zur Nachsorgegruppe der Angehörigen der Opfer der Katastrophe am Flugtag 28.08.1988 in Ramstein.(2) Auch nach mehr als 20 Jahren sind die Wunden nicht verheilt, leiden die Betroffenen unter den traumatischen Erlebnissen. Verantwortliche aus Politik und Militär hatten durch das waghalsige Zurschaustellen von militärischer Technik die Katastrophe leichtsinnig in Kauf genommen. Andachten am Gedenkstein für die Opfer in unmittelbarer Nähe der Air Base halten die Erinnerung wach – gegen das Vergessen.

An die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945  erinnern wir mit verschiedenen Veranstaltungen. So 2005 mit einem Friedenscamp, in den Jahren danach durch Mahnwachen, Gottesdienste, Pacemakers (Rad-Marathon jeweils um den 6. August).

Am Ende des Hiroshima-Tags im vergangenen Jahr betonten die Anwesenden, dass „die vollständige Ächtung aller atomaren Waffen sowie deren totale Vernichtung einen ersten Schritt zu einer friedlichen Zukunft der Völkergemeinschaft bedeuten kann“. 

Wir beteiligen uns am Netzwerk Friedensbildung Rheinland-Pfalz. Das Netzwerk wurde im Mai 2011 gegründet zur Organisation und Ausgestaltung von Friedensunterricht durch Friedensfachleute an Schulen in Rheinland-Pfalz.

Weiterhin gilt unser friedenspolitisches Engagement  dem Einsatz für eine atomwaffenfreie Zukunft und dem Überdenken der Nutzung von Atomenergie.

 

Anmerkungen
1) http://www.friedenskooperative.de/netzwerk/20-03-26.htm und http://lexikon.freenet.de/Ramstein_Air_Base

2) Absturz eines Düsenjets während der Veranstaltung direkt in die Zuschauermenge, der 70 Tote und über 1000 Verletzte verursachte. (Die Red.)

Weitere Infos über die Arbeit der FIW auf der Homepage http://www.friedensinitiative-westpfalz.de/ oder direkt bei Pfr. Detlev Besier, Sprecher der FIW, Mailadresse:  Friedensinitiative [at] gmx [dot] de

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Bianka Pfaff ist verantwortliches Mitglied der FIW für die Forenarbeit, arbeitet seit 2005 mit, wohnt in Kindsbach und erlebt „hautnah“ die vielfältigen Belastungen durch die Air Base, ist im Vorbereitungs- und Gestaltungsteam der monatlichen Friedensgebete.