Eine Woche vor Ostern rufen wir mit unserem Aufruf "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt! " in mehreren Zeitungen zur Teilnahme an den Ostermärschen 2025 auf. Hilf auch du mit bei der Mobiliserung!
Heide verbieten verboten!
vonDie Colbitz-Letzlinger Heide nördlich von Magdeburg umfaßt insgesamt ca. 80.000 ha und war ehemals ein geschlossenes Waldareal. 1934 wurde hier die 30 km lange Kanonenbahn eingerichtet, auf der die Firma Krupp ihre Geschütze erprobte. Ab 1945 übernahm die Rote Armee den Schießplatz und erweiterte ihn zum Truppenübungsplatz. Er erstreckt sich jetzt auf einer Länge von 30 km und einer Breite von nahezu 20 km (29.500 ha Sperrgebiet, davon 18.000 ha inzwischen waldfrei) und ist damit der größte Deutschlands. Der Abzug der GUS-Truppen soll bis August 1994 abgeschlossen sein.
Der Bundestag hatte im Januar 1993 beschlossen, daß die Heide - vorbehaltlich eines hydrogeologischen Gutachtens - weiterhin militärisch genutzt werden solle: Die Heide ist u.a. Lieferant von Trinkwasser bester Qualität für 600.000 Menschen. Dieses Gutachten wird z.Z. im Auftrag der Bundeswehr erstellt; Zwischenergebnisse haben neben einer nicht-durchgängigen Deckschicht bereits Schadstoffe im Wasser nachgewiesen. Das gesamte Gutachten soll nach letzten Informationen Ende März vorliegen; irgendwann danach (Ostern, vielleicht auch erst nach den Wahlen) ist mit einer endgültigen Entscheidung zu rechnen.
In der Heide soll - nach Bundeswehrangaben – auf ca. 20.000 ha das "modernste NATO-Gefechtsübungszentrum der Welt" mit Lasersimulationstechnik entstehen. Vorgesehen sind u.a. Übungen für Panzertruppen, Tiefflüge, Übungsplatztourismus: 3.000 Soldaten in 14tägigem Wechsel für insgesamt 47 Wochen im Jahr.
Die Bundeswehr wirbt (bei hoher Arbeitslosigkeit in der Region) u.a. mit wirtschaftlichem Aufschwung und 1.600 "zivilen und militärischen" Arbeitsplätzen. Außerdem wird behauptet, nur durch die Bundeswehr sei die Finanzierung der Sanierung möglich; im Falle der zivilen Nutzung müsse das Land zahlen.
Die Vorstellungen für eine künftige friedliche Nutzung reichen von einem Naturpark mit verschiedenen Schutzzonen bis hin zu knallharter touristischer und gewerblicher Erschließung.
Seit September 1989 gab es vielfältige Proteste: Bürgerinitiativen bildeten sich, PolitikerInnen aus allen Parteien setzten sich für eine friedliche Heide ein. Die vier Anlieger-Kreistage, über 100 Städte- und Gemeindevertretungen sowie der Landtag von Sachsen-Anhalt, sogar die Kirchen sprachen sich gegen Militär in der Heide aus.
Auf vielen Demonstrationen, Wanderungen, Veranstaltungen, mit Unterschriftensammlungen, Postkartenaktionen u.a.m. bekundeten über. 60.000 Menschen ihren Willen zur zivilen Zukunft der Region. Mit der Bundestagsentscheidung war für viele Engagierte die Entscheidung bereits gefallen. Resignation machte sich breit. In dieser Situation entstand die Idee des Protest-Heide-Camps, um den Widerstand neu zu beleben und zu bündeln. Es sollte helfen, neue Aktionsformen zu finden, Leute mobilisieren und motivieren, nicht aufzugeben.
Dieses zweiwöchige Protest-Camp fand dann im Juli 93 statt. Ein Ergebnis ist die Initiative OFFENe HEIDe: wir sind kein Verein und wollen es auch nicht werden. Dabei haben die Engagierten verschiedenste Motivationen: Die einen wollen "ihre Heide“ nicht wieder dem Militär überlassen. Anderen geht es v.a. um ökologische Aspekte und das Trinkwasser. Und wieder andere stellen die Existenzberechtigung von Armeen überhaupt in Frage, suchen nach Alternativen und wehren sich gegen die Bundeswehr in dieser Heide auch stellvertretend für andere militärische Projekte. Deshalb auch bemühen wir uns um eine bessere Vernetzung der Initiativen, z.B. in Wittstock oder im Zeitzer Forst.
Einigkeit besteht darüber, diesen Streit gewaltfrei auszutragen. Ziviler Ungehorsam wird hier - trotz bestehender Vorbehalte bei vielen - zunehmend zu einem wichtigen Aktionsmittel: bisherige Proteste waren immer auf Legalität bedacht.
Seit dem Camp finden regelmäßig am ersten Sonntag des Monats Friedenswege in die Heide statt: mit diesem angekündigten, aber unangemeldeten Hineingehen machen wir den Normalzustand (daß viele Leute die Heide immer wieder trotz Strafandrohungen betreten) zur politischen Aktion. Wir nehmen auf diese Weise, ausgehend von verschiedenen Orten, das Gebiet wieder Stück für Stück symbolisch in Besitz. Wir übertreten die Sperrgebietsgrenze zeichenhaft und bringen (bisher mit bis zu 200 Leuten), wenn auch nur für ein oder zwei Stunden, ein friedliches und fröhliches Leben in die Heide. Es fehlt allerdings auch nicht an Warnungen vor Gefahren: seit dem ersten Friedensweg wird plötzlich tonnenweise Munition u.Ä. gefunden.
Bisher wurden unsere Friedenswege von den Behörden geduldet, geradezu ignoriert. Wir rechnen aber damit, daß spätestens nach einer Entscheidung für das Militär mit Konfrontationen zu rechnen ist: dafür versuchen wir jetzt Bezugsgruppen zu bilden. Außerdem wünschen wir uns eine Selbstanzeigen-Kampagne in dem Moment, wo die ersten Strafbefehle wegen ihrer Teilnahme erhalten.
Zwischen den Friedenswegen gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, z.B. Vorträge, Diskussionen, zu denen OFFENe HEIDe einlädt Die Themen reichen von speziell die Colbitz-Letzlinger Heide betreffenden Fragen bis hin zu globalen, mit Militär und Rüstung zusammenhängenden Problemen.
Mitte Januar hat sich ein "Förderverein Naturpark Colbitz-Letzlinger-Heide" gegründet, der sich v.a. um die Belange des Naturschutzes und der wissenschaftlichen Erforschung kümmern will - ein Angebot für Leute, die sich für eine friedliche Heide einsetzen wollen, aber dies nicht mit zivilem Ungehorsam tun wollen.
Geplant ist für Mitte Juni ein zehntägiges Seminar auf dem Larzac - die Berichte über den dortigen Widerstand haben hier mit zur Bildung von OFFENe HEIDe beigetragen, sodaß wir jetzt mehr wissen wollen.
Außerdem wollen wir bis dahin eine Art Dauerpräsenz am Rande der Heide eingerichtet haben. Wir wünschen uns, daß dann auch regelmäßige Blockaden durchgeführt werden können, und vielleicht ist auch - zwischen Abzug der Russen und Einzug der Bundeswehr - eine Platzbesetzung möglich.
OFFENe HEIDe ist auf Spenden angewiesen: wir haben ständige Ausgaben für Porto, Telefon, Reise- und Veranstaltungskosten….
Unser Spendenkonto: Kreissparkasse Stendal, Kto. 356011697, BLZ 81053052, Friedemann John / Antje Hildebrandt, Stichwort: OFFENe HEIDe
Kontaktadresse: Friedemann John / Antje Hildebrandt, Lüderitzer Str. 7, 39576 Stendal, Tel/Fax/Anrufbeantw.: 03931/212288