Interkulturelle Kompetenz in Bayern

von Johannes PoehlmannManfred Kirscher
Schwerpunkt
Schwerpunkt

Ende Oktober 2000 wurde das "Erlanger Bündnis für den Frieden" (EBF) auf eine Einladung des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien im Regierungsbezirk Mittelfranken (Nordbayern) an die Lehrer in Erlangen zu einem "Sicherheitspolitischen Seminar" aufmerksam gemacht. Das Thema dieses, in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr veranstalteten Seminars lautete "Interkulturelle Kompetenz - eine Herausforderung an den militärischen Führer bei Einsätzen im Ausland". Referent war u.a. der "operative Führer des Einmarsches der Bundeswehr im Kosovo im Juni 1999".

Den Friedensengagierten in Erlangen wollte es nicht in ihre Köpfe, was das o.g. Thema und die "kompetenten" Referenten auf einer regionalen Lehrerfortbildung zu suchen haben. Sie wandten sich in einem Schreiben an den einladenden Ministerialbeauftragten mit der Bitte um Erläuterung.

Die Antwort kam bald - sie führte bei den Erlangern allerdings zu dem Schluss, dass Kompetenz sicherlich nicht die Stärke dieses hohen Beamten sein kann !

Der Beamte zeigte sich "verletzt" durch das "unbegründete und voreilige Schreiben".

Militärische Einsätze im Ausland könnten nur dann zur Friedenssicherung führen, wenn die Belange der interkulturellen Kompetenz berücksichtigt werden - so der Tenor des Antwortschreibens. Was darunter wohl zu verstehen sei - doch nicht etwa in der Landessprache beschriftete Raketen!?

In der Amtsstube des Ministerialbeauftragten ist es scheinbar völlig unbekannt, dass Angriffskriege noch nie zur effektiven Friedenssicherung beigetragen haben.

Feststellung der Erlanger: Der wirksamste Beitrag, den die Bundeswehr zum Frieden leisten kann, ist es, Angriffskriege in Zukunft zu unterlassen, wie es das Strafgesetzbuch, die Charta der Vereinten Nationen und auch der Zwei-plus-Vier-Vertrag vorschreiben.

Was allerdings ausgerechnet fränkische Lehrer mit der binsenweisheitsmäßigen Erfahrung der Bundeswehr in Sachen "Interkulturelle Kompetenz" anfangen sollen, blieb unbeantwortet. Doch nicht etwa um den SchülerInnen wieder soldatische Tugenden beizubringen, wie z.B. Schießen in mindestens zwei Fremdsprachen ?
 

Die im EBF Engagierten wollen nun über die Fraktionen der SPD und der Grünen im Bayerischen Landtag erreichen, dass dieser reichlich durchgeknallte Lehrerfortbilder zurückgepfiffen wird und dass eher Seminare mit Themen wie "Zivile Konfliktlösungen", "Pazifismus heute", "Rüstungsexporte und deren Folgen" u.Ä. angeboten werden.

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt
Johannes Poehlmann ist Mitglied des Erlanger Bündnis für den Frieden.
Manfred Kirscher ist Mitglied des Erlanger Bündnis für den Frieden.