Connection e.V.

Internationales Netzwerk mit Verbindungen

von Rudi Friedrich

Am Anfang stand eine Idee: Frauen und Männer, die sich in einem Krieg dem Dienst entziehen, die desertieren oder verweigern, brauchen Unterstützung. Ihr Schritt ist eine konkrete Absage an die kriegerische Gewalt. Aber allzu oft sehen sie sich Repressionen, Strafverfolgung oder gar Folter und Todesstrafe gegenüber, weil sie nicht mehr am Morden teilnehmen wollen. Und eine solche Unterstützung ist umso wirkungsvoller, wenn sie auf internationaler Ebene in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und Organisationen geleistet werden kann.

Und dann realisierten wir, dass ein wichtiger Baustein einer solchen Unterstützung die Aufnahme von Verweigerern und Deserteuren aus anderen Ländern ist. Aber ihre Verfolgung stellt nach wie vor in aller Regel keinen Asylgrund dar. Dabei könnte solch ein Angebot sehr wohl eine ganz eigene Dynamik entfalten, mit der den Kriegsherren ihr Menschenmaterial entzogen wird.

Dieser Ansatz treibt die Arbeit von Connection e.V. an, verbunden mit der Idee, die verschiedenen Aktivitäten und Zusammenhänge zu vernetzen, internationale Solidarität zu organisieren und antimilitaristische Aktivitäten in anderen Ländern hier bekannt zu machen.

Zum Beispiel Türkei: Das Land erkennt das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung nicht an. Verweigerer werden wiederholt verfolgt und auch gefoltert. Internationale Solidaritätskampagnen für inhaftierte Verweigerer konnten jedoch für große Öffentlichkeit sorgen. Sie trugen zu besseren Haftbedingungen oder auch zur Freilassung der Inhaftierten bei. Sie stärkten erheblich die Gruppen und Initiativen in der Türkei selbst. Damit konnte auch das Tabu gebrochen werden, überhaupt über die Kriegsdienstverweigerung zu reden. Die juristische Auseinandersetzung auf europäischer Ebene führte zu einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, das die Praxis gegenüber Verweigerern als Menschenrechtsverstoß brandmarkte. Geändert hat sich allerdings noch nichts. Die inzwischen fast 20-jährige Auseinandersetzung mit dem türkischen Staat und Militär muss weiter geführt werden.

Zum Beispiel Israel: Glauben wir den Medien, ist die Situation in Israel fast ausschließlich von der militärischen Auseinandersetzung geprägt, von Besatzung und Militärrecht auf der einen Seite, von Raketenangriffen auf der anderen. Dabei geht häufig der Blick auf den Widerstand im Land selbst verloren. Wer weiß schon, dass eigentlich nur 50% der israelischen Bevölkerung überhaupt zum Militär geht, wo es doch eine Wehrpflicht für Frauen und Männer gibt? Wer kennt die Ansätze auf israelischer und palästinensischer Graswurzelebene, die Austausch, Versöhnung und auch gegenseitige Solidarität vorleben? Um dies wahrzunehmen, braucht es den Austausch mit den Aktiven im Land. Und es braucht zudem Stimmen aus Israel selbst, die z.B. hier in Deutschland Gehör finden. Wir hatten immer wieder Verweigerer und Verweigerinnen eingeladen, um hier ihre eigene Perspektive vorstellen zu können. In manchen Fällen entstanden daraus langfristige Projekte, die die Idee der Versöhnung und einer gemeinsamen Friedensperspektive weiter tragen.

Zum Beispiel Eritrea: Zu Tausenden flüchten Frauen und Männer aus einem Land, das nicht nur die gesamte Bevölkerung zwangsrekrutiert, sondern auch viele nicht mehr aus dem Militär entlässt. Sie suchen Schutz und Asyl in Europa und scheitern oft schon an den quasi militärisch überwachten Grenzen. Wer es trotzdem nach Deutschland schafft, sieht sich feindlich gesinnten Behörden gegenüber, die trotz bestem Wissen über die Lage in Eritrea Asylanträge ablehnen und teilweise auch Antragsteller abschieben. Eine deutliche Verbesserung der Asylverfahren konnten wir dadurch erreichen, dass wir Betroffene zu Wort kommen ließen. Deserteurinnen und Deserteure berichteten über ihr Schicksal und machten es öffentlich. Sie schlossen sich zudem in der Eritreischen Antimilitaristischen Initiative zusammen, um fortan gemeinsam aktiv zu werden. Trotz mancher Rückschläge ist diese selbstorganisierte Arbeit sehr erfolgreich und wirkt weit in die eritreische Community in Deutschland hinein.

Die Stärke dieser Arbeit liegt in der Zusammenarbeit, in Vernetzung und gemeinsamer Arbeit zu konkreten Fällen, zur Öffentlichkeitsarbeit, für Kampagnen und dergleichen mehr – mit vielen Gruppen und Organisationen in Deutschland wie auch auf internationaler Ebene.

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