Interview mit Carl Kabat

von Regina HagenWolfgang Schlupp- Hauck
Hintergrund
Hintergrund

Zahlreiche gewaltfreie Aktionen gegen Atomwaffen haben dem US-Amerikaner Carl Kabat im Lauf seines Lebens knapp fünfzehn Jahre Haft eingebracht. Regina Hagen und Wolfgang Schlupp-Hauck besuchten ihn im Staatsgefängnis in Colorado.

Carl: 1978 war ich ein Jahr im Knast: sechs Monate dafür, daß ich am Pentagon [dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium] Blut verspritzt habe. Oder, wart` mal ... `78 wurde ich zweimal dafür verurteilt, daß ich gesagt hatte, daß das Pentagon Blut an seinen Fingern kleben hat. `79/`80 elf Monate dafür, daß ich am Pentagon Blut verspritzt habe, zwei Monate dafür, daß ich Blut auf die Säulen am Weißen Haus gespritzt habe und sagte: "Jimmy Carter, Sie sind für dieses blutige Geschäft verantwortlich."

Sehen Sie, die Katholische Kirche hatte gesagt, daß Waffen selbst dann töten, wenn sie nicht eingesetzt werden, weil sie dazu führen, daß Menschen verhungern, daß Geld falsch verwendet wird, ja? Und auf den Philippinen und in Brasilien hatte ich viele hungrige Menschen gesehen. Einfach daß diese Menschen verhungerten, war schon schlimm genug. Und wenn es um Atomwaffen geht, also das ist der pure Wahnsinn.

W.S.-H.: Ist es richtig, daß Sie nach Ihrer Rückkehr aus der Dritten Welt die Menschen aufklären wollten, daß die Katastrophe hier verursacht wird?

Carl: Ja, ich wollte Sie schon aufklären, aber wissen Sie ... Das war wie mit meiner Ma, als ich heimkam und den Kühlschrank aufmachte und sagte: "Oh, Mann, so eine Menge Essen." Das war schon zuviel für sie, sie fühlte sich schuldig. Und ich hatte nicht einmal viel gesagt. Es war einfach die Wahrheit. Sie wußte, daß dort, wo ich gelebt hatte, die Menschen nichts zu essen haben. Schon darüber zu reden, war zuviel. "Warum bedrohst du uns? Was können wir schon tun?" Ja, ich wollte die aufklären, ich wollte was ändern.

Als ich jung war, hatten wir Ackergeräte, die von Pferden gezogen wurden, Pflug, Egge, Grubber, Entkörner. All dieses Zeug hatten wir runter zum Bachufer gebracht. Wenn ich das auf die Philippinen bringen könnte, die Leute könnten das so gut brauchen, um ihren Reis und Mais anzupflanzen. Einfache, pferdegezogene Maschinen. Also, ich habe schon fast nichts gesagt, weil sich die Leute immer fragten: "Warum gibst du uns die Schuld?" Man redet und redet und redet, und es passiert nichts.

Also schicken wir noch mehr Gewehre, wir produzieren mehr Atomwaffen, wir reden, reden, reden. Und da unten verhungern die Menschen. Wenn Menschen verhungern, redet man nicht. Man gibt ihnen Brot!

W.S.-H.: Sie sagten, zunächst hatten Sie sich an Protestaktionen beteiligt. Wie kamen Sie dann zu den Pflugscharaktionen?

Carl: 1980 war ich gerade wieder im Staatsgefängnis. Einer der Männer, mit denen ich zusammengewohnt hatte, John Schuchardt, der Anwalt, kam mich besuchen und fragte, ob ich mitmachen wollte. Damals waren sie zu viert, am Schluß waren wir dann zu neunt. Wir hatten vor, im Werk Nr. 9 von General Electric eine Aktion zu machen. Da stellten sie die Sprengkopfhüllen her, die den Wiedereintritt der Atomraketen in die Erdatmosphäre ermöglichen. Als ich herauskam, hatte mein Bruder einen Herzanfall und lag im Krankenhaus. Ich mußte also nein sagen. Eigentlich sollte das ganze früher stattfinden. Aber dann wurde es verschoben und fand schließlich statt, ich glaube, im August. [Es war im September 1980. R.H.] Ich kam und fragte: "Kann ich mitmachen?" Und sie sagten ja.

Also haben wir 1980 in King of Prussia in Pennsylvania im Werk Nr. 9 von General Electric diese Aktion gemacht. Dort stellten sie diese Sprengkopfhüllen her. Wir hatten vereinbart, daß zwei von uns, diese Nonne, Schwester Anne Montgomery, und ich in unseren kirchlichen Gewändern - das weckt bei den Menschen Vertrauen - zuerst reingehen sollten. Wir haben die Aktion vorher genau durchgespielt, so daß jeder wußte, was er zu tun hat. Wir wollten also zuerst reingehen und den Pförtner ansprechen und sagen; "Guten Tag, wir würden gerne ..." und die anderen könnten inzwischen einfach reinlaufen. Das war genau geplant. Ich glaube, wir kamen um sieben Uhr, als die Schicht begann. Wir marschierten also da rein und sagten: "Guten Tag, wir sind`s, keine Panik." Und dieser Pförtner sagte: "Hallo, Sie können doch nicht ...". Da waren die anderen aber schon drin. Und wir redeten noch mit ihm und hörten dann, wie sie hämmerten, "boing, boing".

Es war eine Pflugscharaktion. Wie die Bibel sagt: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen." Deshalb hatten sie Hämmer mitgenommen. Und sie fanden auch die Sprengkopfhüllen. Die hatten einen fingerdicken Graphitüberzug, damit sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht verglühen würden und unversehrt ihr Ziel erreichen könnten.

Sie brachten uns alle neun in den Knast. Vier von uns wurden zu drei bis zehn Jahren verurteilt, einer zu drei bis fünf Jahren, und zwei von uns kriegten zwei bis fünf Jahre. So in etwa. Das war 1980. Das war die erste sogenannte "Pflugscharaktion".

W.S.-H.: Welches Ziel hatte die Aktion? Glauben Sie daran, daß Sie die Welt ändern können, wenn Sie Atomwaffen zerstören?

Carl: Tja, (lacht) also, ich weiß nicht ... Ich mache das nur für Carl. Ich meine, was ist wahr und was ist nicht wahr, wie? Atomwaffen töten. Sie sind zum Töten da. Was die Welt ändern angeht, ist die Frage doch: Wie kann ich meine Meinung deutlich äußern? Viele Leute stören sich an der Beschädigung von Eigentum. Aber Atomwaffen sind Wahnsinn. Sie gehören niemandem. Sie sind un-gehörig. Sie sind die Negation von gehörig sein.

Das ist, wie wenn man sagt, daß Bomben, die zum Töten da sind, und Giftgas und Bakterien jemandem gehören. Also, in etwa so: "Sie haben diese Bakterien kaputt gemacht, dieses Giftgas. Das gehört aber jemandem." Stellen Sie sich vor, jemanden könnte das Aids-Virus vernichten, und dann kommt jemand und sagt: "Sie können das nicht vernichten, das ist Eigentum."

Ich weiß, daß die Beschädigung von Eigentum die Menschen beunruhigt. Aber ich wiederhole, die Bibel sagt: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen." Ich persönlich finde, daß es einige Dinge gibt, die gehören niemandem, die sind nicht gehörig. Sie sind un-gehörig für die Menschheit. Sie richten sich gegen Menschen: Giftgas usw. Einige Dinge haben meiner Meinung nach einfach kein Existenzrecht.

Ich weiß, daß viele Menschen darüber anders denken, aber ich ... Wissen Sie, jeder weiß, wozu diese Dinge da sind. Wie Dan [der Priester Dan Berrigan nahm ebenfalls an der Pflugscharaktion von 1980 teil; R.H.] bei der Gerichtsverhandlung sagte, wenn diese Raketen nur Ping-Pong-Bälle über die Grenze nach Rußland schießen würden, hätten wir uns nicht eingemischt. Aber sie tragen Atomwaffen, und ich finde das wahnsinnig und unmoralisch. Daher sollte man, ja muß man sie zerstören.

Ich wiederhole mich, aber was hätte - für Sie als Deutsche ist das ziemlich persönlich - was hätte ein guter Christ 1938 oder 1945 in Deutschland tun sollen? Sie hätten die Gaskammern und die Krematorien zerstören sollen, das ist meine Ansicht. Und dann können sie sagen: "Aber das ist Eigentum, das gehört jemandem." Die Gaskammern, in denen vier, fünf oder sechs Millionen Menschen umgebracht und anschließend verbrannt wurden. Ich sage das nicht gerne, weil Sie aus Deutschland kommen, aber es ist eine Tatsache, daß die Gaskammern und Krematorien damals hätten zerstört werden müssen. Wenn die in meiner Nähe wären, und ich hätte einen Bulldozer und wüßte Bescheid (also wenn ich in einer solchen Situation das wüßte, was ich heute weiß), ich wäre auf den Bulldozer geklettert und hätte, Entschuldigung, daß ich das so sage, ich hätte das verdammte Ding einfach in der Mitte plattgemacht. Diese Gaskammern und Krematorien haben kein Existenzrecht. Jede Atomwaffe ist eine Gaskammer, ist ein Krematorium, und sie haben kein Existenzrecht.

R.H.: Sie erwähnten, daß Sie an diesen Aktionen in Ihrem Priestergewand teilnahmen. Wie hat die Kirche darauf reagiert?

Carl: Na ja, (lacht) in diesem Land waren die Leute wegen Vietnam daran gewöhnt, daß Priester und Nonnen gegen den Krieg demonstrieren. Mein Freund, Larry Rosebaugh, mußte drei Jahre im Gefängnis sitzen, weil er Einberufungsbescheide verbrannt hat, solange ich auf den Philippinen war. Beim ersten Mal hat sich die Kirche fürchterlich aufgeregt, aber um 1970 etwa sagten sie mehr oder weniger: "Also, wir verstehen zwar nicht, was da passiert, aber wir halten lieber den Mund." Früher hatten sie Phil Berrigan aus New York rausgeschmissen, weil er gegen Vietnam war. Also hatte der Kardinal gesagt: "Werft diesen Kerl raus." So haben sie ihn eben nach Lateinamerika geschickt. Das war in den 60ern, aber in den 70ern und 80ern hatte die Kirche schon erkannt, daß sie nicht wirklich begreifen, was los ist, und haben zumindest nicht versucht, mich rauszuschmeißen. In gewisser Weise habe ich sogar Unterstützung gekriegt. Zumindest von einzelnen.

W.S.-H.: Wie kamen Sie dazu, an einer Pflugscharaktion in Deutschland teilzunehmen?

Carl: (lacht) Ja, das war lustig. Ich kam gerade aus dem Knast und war bei meiner Familie in Shelby in Illinois, als dieser Freund von mir, ein Vietnam-Veteran, anrief. Ich war erst eine Woche draußen. Ich glaube, das war `82 oder `83.

W.S.-H.: Es war 1983.

Carl: Ich war also gerade aus dem Knast, und da ruft dieser Kerl aus New York an und sagt: "Hast du Lust, nach Deutschland zu gehen? Die planen da im August einen heißen Herbst ... irgendwas gegen Atomwaffen." Ich sagte: "Schon, ich habe aber kein Geld." Und er sagte, daß er den Flug bezahlt, weil er 100% kriegsversehrt ist (sie hatten ihm die Hacken weggeschossen). Er sagte: "Ich kauf` dir das Flugticket." Und er sagte: "Dort muß einfach jemand die Wahrheit sagen." Ich sagte, ich könnte hingehen und es versuchen. Also ging ich, ich glaube, das war von den Grünen organisiert. Ich sollte Kontakt mit jemandem namens Wolfgang Sternstein aufnehmen. Also rief ich bei ihm an, und er sagte: "Komm runter." Ich fuhr runter und unterhielt mich mit ihm, und er sagte: "Wir haben da etwas vor. Machst du mit?" Ich sagte: "Gib mir bis morgen früh Zeit, dann kriegst du eine Antwort." Also habe ich mir das in der Nacht überlegt und dann gesagt: "Ja, aber ich muß zuerst nochmal heim und mich von Ma und Pa verabschieden. Schließlich weiß man nie, was passieren kann. Die könnten uns abknallen."

Als ich dann zurückkam, kam ich extra früh, weil ich noch etwas Deutsch lernen wollte. Damit ich wenigstens "Guten Morgen" sagen könnte. Ich rief also die Frau von Wolfgang Sternstein an, und sie sagte, ich solle sofort runterkommen. Also nahm ich den Zug und fuhr nach Stuttgart. Wolfgang kreuzte auf und sagte: "Wir ziehen das morgen durch." Ich konnte also nicht einmal mehr "Guten Morgen" lernen. Ich war wie so ein Anhängsel. Ich hatte zwar ein bißchen Erfahrung, da ich aber die Sprache nicht konnte, lief ich einfach immer hinter Wolfgang her, der Englisch kann. Sie waren froh über meine Erfahrung, weil sie sich nicht so sicher waren. Ich sagte ihnen, das sei ganz einfach: Ihr wollt klarmachen, daß Atomwaffen ein Wahnsinn sind.

Sie hatten diesen Marsch von Norden nach Süden, so einen gewaltfreien Marsch, einen ganzen Monat lang. Es war irgendein Jahrestag von der Stationierung der Pershing-Raketen in Deutschland oder so ähnlich. Sie befürchteten, daß sie an dem Tag selbst nichts unternehmen könnten, und beschlossen daher, das Ganze früher zu machen. Wir haben also diese Aktion in Schwäbisch Gmünd gemacht, ich glaube das ist in der Nähe von Stuttgart. Ich kenne mich in Deutschland nicht so gut aus.

W.S.-H.: Und was ist in der Hardt-Kaserne dann passiert?

Carl: Also, ich war nur das Anhängsel. Ich kann ja kein Deutsch. Ich bin einfach hinter Wolfgang her. Wir hatten in dieser Nacht ein Auto und fuhren und liefen durch einen Wald. Der Schwarzwald oder so. [Es ist die Schwäbische Alb; R.H.] Wir hatten Angst, daß uns jemand folgen könnte. Ich fragte Wolfgang ständig: "Und was kommt jetzt?" Und er sagte: "Also, jetzt kommt ..." Und dann sagte ich: "OK." Schließlich kamen wir an, und jemand [das war wohl Herwig Jantschik; R.H.] kletterte hoch und klärte die Lage. Er kam dann wieder zu Wolfgang, dieser Frau [Karin Vix] und mir zurück und sagte: "Die Wache lief gerade vorbei." Also sind wir alle diesen Abhang hochgeklettert. Er war steil und rutschig. Wir zogen uns an Wurzeln und Buschwerk nach oben. Schließlich standen wir alle auf der Böschung. Er hatte diese Drahtschere dabei und machte "klipp, klipp, klipp". Er stieg durch den Zaun, und die Frau stieg durch den Zaun, und Wolfgang stieg durch den Zaun, und dann kam ich. Wir waren auf dem Parkplatz für diese großen Transporter, die Pershing-Startrampen.

Wir sahen einen bewaffneten Soldaten. Die Frau hatte ein großes weißes Laken dabei, das sie hochhalten sollte. Da stand ganz groß in Englisch drauf: "Nicht schießen! Wir sind gewalfrei!" Sie hielt das Laken hoch. Als ich also diesen amerikanischen Soldaten mit dem Gewehr sah, dachte ich, wir ziehen das jetzt besser durch. Ich hatte also diese große Drahtschere, und die machte ein lautes Geräusch. Der Soldat drehte sich um, und Wolfgang sagte: "Wir sind für den Frieden hier", oder so ähnlich. Und ich sagte von hinten auf Englisch: "Mach` Dir keine Sorgen, Bruder, es ist alles in Ordnung." (lacht) Ich nehme an, dieser arme US-Soldat wußte nicht, wie ihm passiert ... Auf jeden Fall stieg er einen Abhang hoch, als ob das alles ganz normal wäre. Die anderen, die bei mir waren, hatten sich in einen Kreis gesetzt, und ich setzte mich dazu.

Von der Seite kamen dann mehrere Soldaten. Ich konnte Englisch und wußte, daß sie Englisch sprechen, also haben zuerst ich und dann die anderen angefangen, zu singen: "All we are saying is give peace a chance, all we are saying is give peace a chance." Immer und immer wieder. Allmählich kamen immer mehr Soldaten. Ich hatte nicht mehr zu sagen. So sangen wir einfach weiter. Und dann kam die deutsche Polizei. Sie nahmen uns in einem Polizeiwagen mit, in einem VW-Bus, und brachten uns zur örtlichen Polizeistation, keine Ahnung wo. Da saßen wir den ganzen Tag rum. Und abends haben sie uns freigelassen, und wir haben uns dann noch drei Tage lang an dem Marsch beteiligt. Wir haben einem US-General einen Pflug gebracht. Ich glaube, es war General Sweet.

Dann folgten uns diese Polizisten. Einmal waren wir im Schwarzwald und hatten uns verirrt. Wir kamen vom Weg ab, und die Leute aus der Gegend, die mit dabei waren, fragten Autofahrer nach dem Weg. Und die in dem Auto, das waren Polizisten ... (lacht)

Sehen Sie, ich finde, wir sollten uns nicht zu wichtig nehmen (obwohl wir hier schon über ernste Dinge reden), sondern - Gott, falls es ihn gibt, was ich fest glaube - wenn wir diese Dinge tun, dann sollten wir das mit etwas Humor tun. Was mir am Christentum manchmal nicht gefällt, ist dieser Ernst. Ich denke, Jesus hätte sagen sollen: "Also, ihr glaubt zwar, daß ihr gewonnen habt, aber in Wirklichkeit habt ihr verloren." Auch wenn es wirklich nicht schön ist, gekreuzigt zu werden. Wir sollten uns am Leben erfreuen. Du sagst, was du zu sagen hast. Du versuchst, die Wahrheit zu sagen, und dann sollst du tanzen und singen. Anstatt mit diesem düsteren, ernsten "Oh, wir reden über ernste Dinge"-Blick durch die Gegend zu laufen. Ich weiß, daß es ernst ist. Heute sterben vermutlich 10.000 Kinder an Unterernährung. Das ist wirklich ernst. Aber es nutzt nichts, wenn du dasitzt und weinst. Tu was. Egal was. Aber tu es. Und dann freue dich. Ja, wir haben etwas getan, auch wenn es nicht viel war. Du kannst es zwar kaum sehen, aber tu es trotzdem.

 

Carl Kabat wurde wirklich am 10. Juli 1998 aus dem Gefängnis entlassen. Nach seiner Freilassung ging er nach Kansas City (in diesem Distrikt fand die Pflugscharaktion statt, für die er verurteilt wurde), wo er einige Monate als Freigänger verbringen muß. Seine Freigängerzeit ist auf sechs Monate festgelegt.

Zur Person

Carl Kabat ist katholischer Priester. Er hat seit 1976 an zahlreichen Pflugscharaktionen teilgenommen. In dieser Zeit verbrachte er insgesamt 14 1/2 Jahre im Gefängnis. Der heute 65jährige arbeitete nach seinem Studium zunächst in einer Gemeinde, dann unterrichtete er an einer High School. 1965-1968 war er Dozent an einem Priesterseminar auf den Philippinen. 1968 hatte er nach seiner Rückkehr das Gefühl, nicht mehr in die amerikanische Gesellschaft zu passen und ging deshalb nach Lateinamerika. 1969 bis 1973 arbeitete er in Brasilien. Die Gerechtigkeitsfrage wurde für sein Leben in dieser Phase zentral. 1973 kehrte er in die USA zurück und überlegte, an einer gewaltfreien Aktion teilzunehmen, als Nixon Rockefeller nach Lateinamerika schickte: "Kannst Du Dich an dem Flugzeug von Rockefeller anketten, um deutlich zu machen, daß die Leute da unten verhungern?" - Im Rahmen einer Bischofskonferenz in Baltimore 1976 wird er bei einer Friedensdemonstration gegen Atomwaffen vor dem Haus Jimmy Carters zum ersten mal verhaftet. 1978 kam er das erste mal für längere Zeit wegen einer gewaltfreien Aktion ins Gefängnis.

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Hintergrund
Sprecherin der Kampagne "Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“ und ehemals verantwortliche Redakteurin der Quartalszeitschrift "Wissenschaft & Frieden".
Wolfgang Schlupp-Hauck ist Vorsitzender die Friedenswerkstatt Mutlangen. Er begleitet seit 2003 die Atomwaffenverhandlungen bei der UNO. Er ist aktiv in der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei jetzt“.