KDV: Jugend gegen Krieg und Rekrutierung

von Andreas Speck

15. Mai - Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien
Der Internationale Tag zur Kriegsdienstverweigerung stand in diesem Jahr unter dem Schwerpunkt Kolumbien (Das Zerbrochene Gewehr Nr. 74, Beilage zur Graswurzelrevolution Mai 2007). Aus diesem Anlass trafen sich KDV-AktivistInnen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas und Spaniens mit KDV-Gruppen aus fast allen Regionen Kolumbiens um Aktivitäten zu koordinieren, und den 15. Mai zu begehen.

Die Veranstaltungen begannen mit einem Open-Air-Konzert "Antimili Sonoro" auf einem öffentlichen Platz in Medellin - acht Gruppen spielten größtenteils antimilitaristischen Rock, Punk, Hip-Hop und Reggae vor mehr als 1000 Menschen. Mit dem Konzert wurde der kulturelle Widerstand der Jugend Kolumbiens gegen Krieg und Rekrutierung fürs Militär zelebriert.

Am nächsten Tag trafen sich ca. 90 KDV-AktivistInnen in einer Finca im Norden Medellins, um die internationale Solidarität für Kriegsdienstverweigerer in Kolumbien zu diskutieren. Kolumbien erkennt das Recht auf KDV nicht an, und rekrutiert KDVer gegen deren Willen in regelmäßigen Razzien des Militärs direkt von der Straße - die Jugend des Landes sieht sich auch Rekrutierungen durch die Paramilitärs und verschiedene Guerilla-Gruppen (FARC, ELN, und andere) ausgesetzt. Doch nach mehr als 50 Jahren bewaffneten Konfliktes ist die Botschaft der KDV-Gruppen Kolumbiens eindeutig: sie wollen keine der bewaffneten Gruppen im Land unterstützen, und entscheiden sich für Kriegsdienstverweigerung und gewaltfreie Lösungen.

Derzeit wird ein internationales Unterstützungsnetzwerk aufgebaut, um Verweigerer in Falle einer Rekrutierung zu unterstützen. Es gab in der Vergangenheit mehrere Fälle der Rekrutierung von Verweigerern, doch bisher konnten die meisten schnell gelöst werden. Mit dem Anwachsen der KDV-Bewegung wird jedoch mehr Unterstützung nötig sein. Derzeit wird mindestens ein erklärter Verweigerer gegen seinen Willen zur Ableistung des Militärdienstes gezwungen.

Doch die permanente Gefahr einer Rekrutierung ist nicht das einzige Problem für KDVer. Ein wesentlich schwierigeres Problem ist die sogenannte libreta militar - die Militärdienstkarte, die denjenigen ausgestellt wird, die ihren Militärdienst abgeleistet haben. Ohne diese Militärdienstkarte ist es unmöglich, einen Universitätsabschluss zu machen, eine Arbeitsvertrag abzuschließen, einen Führerschein zu machen, oder einen Ausweis zu bekommen.

Am 15. Mai brachten die kolumbianischen KDVer diese Themen mit einer machtvollen und farbenfrohen Performance an die Öffentlichkeit, begleitet durch KDVer aus zahlreichen anderen Ländern als BeobachterInnen. Auch diese Performance stellte die Verbindungen her zwischen dem Widerstand der Jugend und einer positiven und gewaltfreien Kultur.

Trotz aller Probleme, denen sich die KDVer gegenübersehen, sind der Level an Energie, an Optimismus, und die Fähigkeit, fast alles in eine Party zu verwandeln - selbst wenn es das erzwungene Warten auf die Person mit dem Schlüssel zum Büro von Red Juvenil in Medellin nach der Aktion ist - einfach beeindruckend. Letztlich ist die Jugend die einzige Hoffnung nach mehr als 50 Jahren bewaffneten Konfliktes.

Wenn Du am Alarmnetzwerk der WRI teilnehmen willst, wende Dich bitte an das WRI-Büro unter info [at] wri-irg [dot] org

Information: WRI - http://wri-irg.org/co/colcampaign-de.htm

Nationale Versammlung der KriegsdienstverweigerInnen - http://www.objecioncolombia.org

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Friedensbewegung international
Andreas Speck war Pressesprecher von Action AWE während des Burghfield Disarmament Camp. Seit Mitte September lebt er in Sevilla und engagiert sich im Red Antimilitarista y Noviolenta de Andalucia (RANA). mail@andreasspeck.info, http://andreasspeck.info