US-Militär strebt nach Herrschaft im Himmel und auf Erden

Kein Plutonium in den Weltraum!

von Martin Koppold
Hintergrund
Hintergrund

Cassini: Die NASA plant unter diesem Schlüsselwort für Oktober 1997 den Start einer Rakete, die den Saturn erkunden soll. Als Energiequelle an Bord sollen 72,3 Pfund Plutonium 238 eingesetzt werden, alternative Energiequellen wurden nicht erwogen. Beim Probeflug am 2.8.93 ohne Plutonium explodierte die Trägerrakete. Dennoch wird an dem Projekt festgehalten, schon der nächste Flug soll der Ernstfall sein. Ein Unfall bei dem Cassini-Projekt hätte tödliche Auswirkungen, es wäre eine weltweite Tschernobyl-Katastrophe. Ein Pfund Plutonium 238 reicht theo­retisch schon aus, daß bei Freisetzung und gleichmäßiger Verteilung jeder Erdbewohner an Lungenkrebs erkranken kann! Im Folgenden dokumentiert Martin Koppold vor allem anhand authentischer Zitate und deren kurzer Kommentierung stichwortartig die Gefahren das Cassini-Projektes und dessen Bedeu­tung für die Militarisierung des Weltraums.

Projekt Cassini / Plutonium in den Weltraum

"Wir würden heute Cassini nicht starten. Es ist ein schwieriges Unterfangen (für Goldin, NASA-Administrator), mora­lisch damit umzugehen, denn es hat eine Anzahl von enormen Risikofaktoren." France Cordova, NASA Chefwissen­schaftlerin, auf einem Treffen von Welt­raumwissenschaftlern in Washington; Space News, 3/94.

Der kritischste Punkt der Cassini-Mis­sion zum Saturn wird zwei Jahre nach dem Start beim Vorbeiflug an der Erde sein. Um Geschwindigkeit für die lange Reise zu bekommen, fliegt Cassini zweimal an der Venus, anschließend an Erde und Jupiter vorbei.

"Eine Katastrophe kann leicht beim fly-by auftreten. Wenn nur ein kleiner Feh­ler im Antrieb des Raketensystems ist, während Cassini mit 68000 km/h 500 km hoch ankommt, wird es wie ein Meteor in der Erdatmosphäre verglühen und pulverisiertes Plutonium dort ver­bleiben." Dr. Michio Kaku, Prof.für Nu­klearphysik, New York.

Dr.Ernst Stern­glass, Professor an der medizinischen Fakultät in Pittsburgh, rechnet bei einem Fall-out dieses Plutoniums mit zusätzlich 10 - 40 Millionen Krebstoten. Eine NASA-Umweltstudie für Cassini, vorgestellt im Film "nukes in space"*, rechnet im Falle eines unbeabsichtigten Wiedereintrittes von Cassini in die Erdatmospäre, daß fünf Milliarden Menschen der nuklearen Strahlung ausgesetzt werden. Da Pluto­nium nur unter bestimmten Bedingun­gen (Aerosol) krebsauslösend ist, passen oben genannte Zahlen zueinander.

Im Falle eines Absturzes kurz nach dem Start wäre mit einer regionalen Konta­mination je nach Wind und Aufprall zu rechnen.

Golfkrieg beflügelt Sternenkrieger

"Die Nutzung von Weltraumsystemen ist grundlegend für die moderne Kriegs­führung. Einem Feind den Zugang zum Weltraum zu verwehren ist daher ebenso grundlegend. Wer das nicht ver­steht, ist nicht wirklich ein Krieger." General Horner, Kommandeur des US Space Command in einem Interview der Army Times vom 1.5.93 zur Auswer­tung des Golfkrieges. Das US Space Command hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Militärbereich ausgeweitet und ist neben eigenen Pro­grammen für die Koordination von Air-Force, Navy und Army zuständig.

"Vor einem Jahr hätte ich gesagt, die Wahl eines Demokraten (Clinton) würde das Ende von SDI (Strategic De­fense Initiative, deutsch: "Sternenkrieg") be­deuten, heute denke ich gerade das Ge­genteil." US Air Force Col. Pete Wor­don, Beauftagter für die Technologie von SDI. Clinton hat tatsächlich für 1994 eine Steigerung der militärischen Welt­raumausgaben auf 15 Milliarden $ be­antragt. Daneben gibt es noch eine schwarze Kasse des Pentagon mit über 30 Milliarden $ jährlich, die großteils für Weltraumsysteme verwendet wird. Das Pentagon hat von 1983 bis 1994 33 Mil­liarden $ nur für SDI verschwendet. Ähnlich dem Jäger 90 (Eurofighter 2000) wurde SDI jetzt übrigens um­benannt in Ballistic Missile Defense.

"Wir geben jährlich 14 Milliarden $ für militärische Weltraumprogramme aus, aber wir haben noch nicht genug, um unsere Erfordernisse zu erfüllen." Gil Klinger, US Verteidigungsministerium, bei einem Treffen in San Agustin, Spa­nien, um die Europäer zur Mitfinanzie­rung zu bewegen. Unter Federführung von Frankreich beteiligen sich Italien und Spanien derzeit am Helios-1-Pro­jekt. Das ist ein erster Schritt der Euro­päer (WEU) zu einer eigenständigen militärischen Weltraumnutzung. Um Geld aus der BRD und GB wird noch geworben.

Topaz, nukleare Weltraumreaktoren, wurden von den USA für ihr SDI-Pro­gramm von Russland erworben. Weitere Projekte sind nuklear angetriebene Tim­berwindraketen.

Nuklear- und Solarenergie im All

Mit ein wenig extra Anstrengung haben wir es nicht nötig, Plutonium in den Weltraum zu schießen." Dr. Michio Kaku. "Wenn das Geld gegeben würde, um die Arbeit zu tun, hätte die ESA in­nerhalb von fünf Jahren Solarzellen fer­tig, um eine Saturnmission mit Energie zu versorgen." Carla Signorini, ESA-Physikerin, Noorwijk, NL. Eine ESA-Pres­seinformation vom 29.4.94 gibt die Entwicklung von Solarzellen mit einer 25%-Effizienz unter Bedingungen des tiefen Alls bekannt.

Gefahr für den Weltfrieden

RTG, Nuklearreaktoren und Solarener­gie im Einsatz im All: RTGs (Radiothermische Genereratoren), deren drei bei der Cassinimission verwendet werden, sind keine Reaktoren, sondern es wird nur die Wärmeenergie des Plu­toniums genutzt, d.h. es findet keine Kettenreaktion statt. Das Plutonium für die RTGs muß nicht extra hergestellt werden. Nuklearindustrie und Militär haben eher Probleme mit der Endlage­rung von vorhandenen Pu. Selbst ein Bersten der Pu-haltigen Keramikbehäl­ter der RTGs würde noch keine große Katastrophe auslösen. Nur ein Pulveri­sieren, z.B. beim Verglühen, würde Plutonium in der Weise freisetzen, daß es großflächig krebserregend wirken kann. Im Erdorbit kann aufgrund der vorhandenen Sonneneinstrahlung jegli­che zivile Nutzung von Satelliten durch Solarenergie sichergestellt werden. RTGs sind bisher nur für die Er­forschung von sonnenfernen Planeten nötig gewesen. Der Start von Cassini kann mit etwas eingeschränkter For­schungsausbeute bis ins Jahr 2001 ver­schoben werden. Zeit genug, um eine neue Generation von Solarzellen zum Einsatz zu bringen.

Nuklearreaktoren und nuklear angetrie­bene Raketen sind heute ausschließlich für den militärischen Gebrauch, z.B. zum Herstellen von Vernichtungskapa­zität mittels Laserwaffen. 1964 ver­glühte ein nuklearbetriebener Satellit in der Erdatmosphäre. Die im Vergleich zu Cassini sehr geringe Menge Plutonium hat sicherlich im Verein mit dem oberirdischen Atomtest die weltweite Krebs­rate mit ansteigen lassen. Ein über Nordkanada abstürzender atombetriebe­ner Satellit hat eine Region bis heute verseucht.

Im Benützen von RTGs mit großen Mengen Plutonium sieht die Friedens­bewegung eine Einstiegsdroge zur Be­ruhigung der Öffentlichkeit, um militä­risch verwendetes Plutonium (in Reak­toren) in größerem Maßstab einsetzen zu dürfen. Die Risiken dabei sind völli­ger Wahnsinn.

Die Risiken für den Weltfrieden sind damit ebenso im Steigen. Ein beginnen­der Rüstungswettlauf zwischen China, Frankreich und den USA zeichnet sich jetzt schon an der Weiterführung der Atomtests ab.

Aktionshinweis:

Unterschriftenlisten und weitere Infor­mationen (Zitate und Zeitungsaus­schnitte, Videofilm "Nukes in Space", 60Min., z.Z. nur in englisch, deutsch in Bearbei­tung) zu erhalten bei Friedens- und Be­gegnungsstätte, Forststr.3, 73557 Mutlangen. Das Büro arbeitet zusammen mit dem Global Network against wea­pons and nuklear power in space. Um die Kampagne gegen die nukleare La­dung von Cassini und gegen die Ent­wicklung von Nuklearenergie im All voranzubringen, sind wir auf Spenden angewiesen. Kto: 55628001, Raiba Mutlangen,BLZ 61361975, Stichwort "Cassini".

Amn 1: SDI: Seit der Reagan-Ära wird im Pentagon intensiv an der militäri­schen Nutzung des Weltraums gear­beitet. Nur für den Waffenbereich im All wird Nuklearenergie gebraucht. Der Golfkrieg diente, politisch ähnlich der Hiroshimabombe, der Erprobung und der Demonstration der Hypermacht­stellung der USA im militärischen Informatikbereich. Das US-Militärbudget wurde seit Auflösung der Sowjetunion nicht gekürzt. Die privatisierte NASA ist zu 50% abhängig von Militäraufträ­gen. Schlüsselpositionen in ihr sind von Menschen mit enger Verbindung zur Nuklearwirtschaft besetzt.

Amn. 2: BRD / ESA: Da die hochverschuldete USA allein das Sternenkriegs­progrom nicht bezahlen kann, sucht sie unter dem Deckmantel ziviler For­schung Geldgeber, vor allem die BRD und GB. Die ESA (europ. Weltraumor­ganisation) ist am Cassiniprogramm mit dem Satelliten "Heygens" beteiligt. Die­ser soll den Saturnmond Titan er­forschen.

Zusammengestellt und kommentiert von M.Koppold

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