Buchbesprechung

Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte

von Christine Schweitzer

Kinder im Kriegseinsatz – als Soldaten oder als Unterstützer der Kämpfer in den Lagern – sind in vielen Ländern der Welt immer noch Alltag, trotz der massiven Arbeit der Vereinten Nationen und vieler Nichtregierungsorganisationen, diese Praxis zu beenden. In 2006 waren in 43 bewaffneten Konflikten und Kriegen schätzungsweise 250.000 bis 300.000 Kinder unter 18 Jahren eingesetzt.

Die zweite Auflage des Buches Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte des Osnabrücker Sozialwissenschaftlers Michael Pittwald wurde von ihm gründlich aktualisiert in Bezug auf Literatur und neuere statistische Daten. Das mit 142 Seiten für seinen doch recht stolzen Preis von fast 25 Euro eher dünne Buch gibt im ersten Teil eine fundierte und gleichzeitig auch für Laien gut verständlich geschriebene Einführung in die Thematik. Der zweite Teil ist dann einer empirischen Untersuchung über Kindersoldaten in Mosambik gewidmet, der nochmals einige der Punkte aufgreift, die im ersten Teil benannt wurden, vor allem die Frage der Rekrutierung. Entgegen dem in den Massenmedien teilweise vorherrschenden Bild macht Pittwald deutlich, dass keineswegs alle Kinder durch Entführung und Zwang zu Soldaten wurden, sondern sich etliche auch freiwillig melden (etwa aus patriotischen Gründen, etwas zur Verteidigung ihrer Heimat beitragen zu wollen). Er räumt auch mit einigen anderen Pauschalurteilen auf, etwa dass alle Mädchen grundsätzlich sexuell missbraucht würden oder dass das Vorhandensein von Kleinwaffen eine Ursache der sog. Neuen Kriege sei. In einem historischen Überblick geht er dann auf den Einsatz von Kindern auch in europäischen Kriegen in der Vergangenheit ein, wo Kinder seit dem Dreißigjährigen Krieg zum Einsatz kamen, beschreibt die völkerrechtliche Dimension, wie sie in UN-Resolutionen und verschiedenen Konventionen und Übereinkommen zum Ausdruck kommt und skizziert die ökonomische und ideologische Basis der Neuen Kriege. In diesen Kriegen sind Kinder selbst eine wichtige ökonomische Ressource, da sie viel billiger als erwachsene Kämpfer sind und weniger in der Lage, sich gegen Ausbeutung zu wehren. Seine – vielleicht wenig ermutigende – Folgerung ist, dass nur eine umfassende Armutsbekämpfung das Problem lösen könnte.

Das Buch ist äußerst empfehlenswert für alle, die sich ohne großen Aufwand über die Thematik der Kindersoldaten informieren wollen wie auch für jene (z. B. StudentInnen), die einen Einstieg brauchen, da Pittwald die relevante neuere Literatur aufgearbeitet hat.

Michael Pittwald, Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte, Belm-Vehrte:Sozio-Publishing, 2008 (2. überarbeitete Auflage), ISBN 978-3-935431-13-2 (24,90 €).

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.