Die Friedensarbeit des Service Civil International

Klein aber fein

von John Myers

Der Service Civil International (SCI) wurde nach dem 1. Weltkrieg ins Leben gerufen. Das erste SCI Workcamp fand 1920 statt, als ehemalige Kriegsgegner aus Deutschland, England und Frankreich Wiederaufbauarbeiten in dem zerstörten französischen Dorf Esnes in der Nähe von Verdun durchführten. Neben der konkreten Unterstützung sollte langfristig das Ziel erreicht werden, einen internationalen Friedensdienst als Alternative zum Militärdienst zu schaffen. 2010 feierte der internationale SCI seinen neunzigsten Geburtstag.

Es ist lange her, dass der deutsche Zweig des Service Civil International (SCI) die großen Friedensdemos Anfang der 80er Jahre logistisch und mit viel freiwilliger Arbeit unterstützt hat. Heute ist der Verein nicht mehr unmittelbar in der Friedensbewegung öffentlich präsent, was aber nicht bedeutet, dass der SCI nicht mehr im Sinne der Friedensarbeit und Friedenserziehung aktiv wäre.

In seiner alltäglichen Arbeit befasst er sich mit der ganzen Palette von Themen, mit denen sich die Friedensbewegung insgesamt auseinandersetzt: mit dem Klimawandel und der Solidarität zwischen Nord und Süd, Ost und West, mit sozialer Gerechtigkeit und gegen das Vergessen, mit Rassismus, Antisemitismus und mit der Diskriminierung von Minderheiten, mit interkultureller Verständigung und mit Geschlechtergerechtigkeit - alles Themen, die in den internationalen Freiwilligeneinsätzen und Workcamps des SCI zum Ausdruck kommen. 

Im Jahr 2010 gab es mit der Kampagne „No More War!“ ein Projekt, das an die Wurzeln des SCI erinnert, nämlich an seine antimilitaristischen und pazifistischen Ursprünge. Begonnen hat es Anfang 2010, als sich ein fünfköpfiges internationales Team aus Deutschland, Italien, Österreich, Albanien und Indonesien gebildet hat. Es entstand die Idee, im Sommer eine Serie von internationalen Workcamps unter dem Motto „No More War“ durchzuführen. Ihnen gemeinsam sollte sein, dass sich die Teilnehmenden neben dem Arbeitseinsatz zur Unterstützung eines Projekts in einem ausführlichen Studienteil mit dem Thema „Krieg und Frieden“ auseinandersetzen, sowie mit der Frage: „Warum ist Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg?“

Um alle diese Workcamps gemeinsam vorzubereiten, gab es in Wustrow ein internationales Trainings- und Vernetzungsseminar für alle KoordinatorInnen der „No More War“-Projekte. Es wurde ein Toolkit entwickelt, das in den Workcamps als pädagogisches Material dienen sollte, und der Blog www.no-more-war.net eingerichtet, um weiteres Material einzustellen sowie die Ergebnisse der Kampagne zu dokumentieren. Schließlich fand in Albanien im Oktober eine internationale Auswertungs- und Planungskonferenz unter dem Titel „Können PazifistInnen Frieden bauen?“ statt. Wichtiger Impulsgeber waren die Erfahrungen und Lehren aus dem „Peacebuilding“ im ehemaligen Jugoslawien.

Ergebnisse
Das Training in Wustrow hat große Begeisterung hervorgerufen. Insgesamt kamen 16 MultiplikatorInnen aus zwölf Ländern zusammen. Sie führten engagierte Diskussionen und tauschten Ideen und Erfahrungen aus, und sie lernten, wie die Methode des „Theaters der Unterdrückten“ für öffentliche Aktionen eingesetzt werden kann. Sie übten sich in gewaltfreier Kommunikation und setzten sich mit der Theorie der Konflikttransformation auseinander.

Im Sommer nahmen mehr als 200 junge (und ältere) Menschen an den zahlreichen „No More War“-Workcamps teil. So hat ein internationales Workcamp in Jaffna (Sri Lanka) ein Projekt unterstützt, das die verfeindeten Volksgruppen und Ethnien miteinander versöhnen will. In Finnland setzte sich das Camp „Food not Bombs!” mit den Ungerechtigkeiten im Nord-Süd-Verhältnis auseinander. In Österreich wurde an einem ehemaligen Kriegsschauplatz gearbeitet, im italienischen Vicence unterstützte ein Workcamp eine lokale Initiative gegen den Bau einer US-Militärbasis. In Deutschland fand ein Workcamp im Begegnungszentrum KURVE Wustrow statt, außerdem ein sog. „Travelling Workcamp“, bei dem 20 internationale Freiwillige als „BotschafterInnen des Friedens“ eintägige Workshops in zahlreichen Jugendbegegnungen durchführten. Zusammen mit Partnern aus der Russischen Föderation wurde das Projekt „Are we ready for Peace?“ ins Leben gerufen, bei dem es um die Rolle der Freiwilligenarbeit für die Förderung des Friedens ging. Schließlich wurden fast 20 Stunden Filmmaterial aus den unterschiedlichen Projekten gesammelt. Daraus soll ein Video „No More War“ geschnitten werden.

Für die Zukunft werden weitere, ehrgeizige Pläne geschmiedet, so z.B. die Organisation einer Friedenskarawane, welche die „No More War“-Workcamps in mehreren europäischen Ländern verlinken soll. Im Mai 2011 wird es in Wustrow ein weiteres Trainings- und Kooperationsseminar geben.

Die Kampagne wird also fortgeführt und hoffentlich weiter wachsen. „Klein aber fein“ – so bezeichnet der SCI selbst seine Arbeit auf nationaler und auf internationaler Ebene. Selbstverständlich benötigt er Unterstützung, z.B. von Friedensinitiativen, die gerne ein Workcamp bei sich vor Ort organisieren möchten, oder von Menschen, die selbst als Freiwillige oder GruppenleiterInnen in Workcamps tätig sein möchten. Mehr Information über die Arbeit des Vereins gibt es auf www.sci-d.de. Interessierte können sich an info [at] sci-d [dot] de wenden.

Ausgabe

Rubrik

Hintergrund
John Myers ist Referent für Osteuropa im Büro des SCI Deutscher Zweig e.V.