Einleitung

Krieg und Frieden in der Popkultur

von Michael Schulze von Glaßer
Schwerpunkt
Schwerpunkt

Gerade in Zeiten des Internets erreichen auch sehr diverse Angebote ein breites Publikum – „Pop“ ist nicht mehr nur das, was in linear laufenden Radioprogrammen als „Musikcharts“ gespielt wird. Auch Serien – nicht nur der „Tatort“ der ARD, sondern Serien von Online-Streaming-Diensten, wie „Amazon Prime“ und „Netflix“,  nehmen Einfluss auf die Gesellschaft und können sogar (politische) Debatten anstoßen.

Popkultur ist dabei stetig in Bewegung – Trends kommen und gehen: War das Peace-Zeichen – das Symbol der „Campaign for Nuclear Disarmament“ – vor vielen Jahrzehnten mal politisch „In“, so findet man es heute zwar noch im Alltag (z.B. als modisches Accessoire wie Ohrringen), doch nicht jede Person, die ein Peace-Zeichen trägt, ist gleich in der Friedensbewegung aktiv. Von der Subkultur der Friedensbewegung ist es zur Massenkultur geworden – wurde dabei aber entpolitisiert. Ähnliches gilt für die Friedenstaube. Zwar sind die klassischen Friedenssymbole weitverbreitet, wirklich „populär“ sind sie im politischen Kontext aber kaum noch. Umso wichtiger ist es, sich als Friedensbewegung mit Popkultur auseinanderzusetzen: Wie können friedenspolitische Themen und die Sichtweisen der Friedensbewegung „cool“ gemacht werden. Wie kann die Bewegung ihre Ansichten in die Popkultur bringen und darüber verbreiten? Und wie kann sie zur Massenkultur werden, ohne ihre Inhalte zu verwässern?

Denn heute wird von allen Seiten versucht, auf die Popkultur Einfluss zu nehmen bzw. selbst zu ihr zu werden: Das Militär hat das Potenzial schon lange erkannt. Filmprojekte werden von Streitkräften unterstützt, wenn sie dem eigenen Image oder der Suche nach neuen Rekrut*innen dienlich sind. Auch bei Videospielproduktionen gab es in den letzten Jahren schon Unterstützung durch verschiedene Streitkräfte. Die Rüstungsindustrie ist auch aktiv und geht Kooperationen mit Spieleherstellern ein – die realen Waffenverkäufe (etwa in den USA) sollen durch eine positive Darstellung einer Waffe in populären Spielen steigen.

Frei nach Gramsci: Wer politische Herrschaft erringen möchte, muss zuerst kulturelle Vorherrschaft erreichen. Oder für die Friedensbewegung: Wer politisch etwas bewegen möchte, muss auch in der Popkultur wirken.

Leider machen Rechtsextremist*innen das – aktuell zumindest in neuen Medien – besser als die linke Bewegung: Anhänger*innen der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ betreiben beispielsweise Lifestyle-Kanäle bei YouTube, machen erfolgreich HipHop und verbreiten ihre Nachrichten zielgruppengerecht. Die linke Bewegung ist in neuen Medien schwach – und die Friedensbewegung noch schwächer. Zeit, das Thema anzugehen! Wobei dies hier nur ein Aufschlag sein kann. Was es dafür auf jeden Fall bedarf, sind Offenheit für Neues, der Wille sich fortzubilden und die eigene Arbeitsweise weiterzuentwickeln. Denn das Thema ist sicher nicht einfach: Das zeigte auch die Erstellung dieser Ausgabe des Friedensforums: Autor*innen zu finden gestaltete sich schwer, es gab viele Artikel-Absagen. Wir hoffen, dass uns dennoch ein Zugang zum Thema gelungen ist.

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt