Aktionstag „Verhandeln statt Schießen“

Leichensäcke vor der russischen Botschaft

von Antimilitaristische Aktion Berlin (AMAB)
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Sind das etwa Leichensäcke? Eine Protestaktion anlässlich des Aktionstages „Verhandeln statt Schießen“ dürfte in der russischen Botschaft in Berlin für Grusel gesorgt haben. Denn die Antimilitaristische Aktion Berlin (amab) verteilte am 1. Oktober auf den Gehwegen vor der Botschaft schwarze Plastiktüten mit der Aufschrift „Z-200“, die an Leichensäcke erinnern.

Jan Hansen, Sprecher der antimilitaristischen aktion Berlin (amab), zur Aktion: „Die russische Regierung führt in der Ukraine einen mörderischen und verbrecherischen Angriffskrieg. Wir rufen die Angestellten der russischen Botschaft dazu auf, alles zu tun, damit ihre Regierung den Krieg beendet und ihre Armee aus der Ukraine abzieht."

Daran erinnern, dass Menschen sterben
Dazu platzierten sie Schilder mit der Aufschrift „Нет войне!“ (Kein Krieg!) und ein Meme aus dem Film Shrek. Das Meme zeigt den König aus Shrek mit Putins Gesicht. Der König/Putin sagt zu seinen Rittern: "Many of you will die. But that's a sacrifice I'm willing to make." Das Z-200 steht einerseits für den verbrecherischen Angriff der russischen Regierung, aber auch für den Frachtcode des sowjetischen Militärs für Leichensäcke, „Cargo 200“, erklärt Jan Hansen. Mit der Aktion möchte die Gruppe das Personal der russischen Botschaft daran erinnern, dass mit jedem Tag, den ihre Regierung den Krieg fortsetzt, Menschen sterben. „Feiert krank, desertiert, macht Dienst nach Vorschrift, sabotiert, spioniert, unterstützt die Opposition: Hört auf, das Morden in der Ukraine zu unterstützen", schlägt Jan Hansen den Botschaftsangehörigen vor.

Reaktionen
Bereits beim Aufbauen der Kunstwerke fotografierten viele Passant*innen die Installationen. „Beim Aufbau der ersten Leiche gegenüber der russischen Botschaft sprach uns eine Frau aus der Ukraine an", berichtet Jan Hansen. „Die Frau kam auf uns zu und sagte jedem von uns in gebrochenen Deutsch ‚Danke‘.“
An der nächsten Station auf dem Mittelstreifen Unter den Linden fragte ein etwa 6-8 Jahre altes Kind: „Was machst Du da?"
„Protestschilder ankleben."
„Wofür?"
„Dafür, dass die russische Regierung mit dem Krieg in der Ukraine aufhört."
Das Kind überlegt kurz und sagt: „Ich mag den Putin auch nicht..."
Vor dem russischen Kulturinstitut gab's hingegen Stress. Eine Mitarbeiter*in störte sich an der Kunstinstallation und drohte damit, die Polizei zu rufen.
„Machen Sie doch! Die kommt dann, guckt, und fährt wieder weg..."
„Aber das ist hoch symbolisch!" „Genau..."
Die Cops hat sie dann doch nicht gerufen.

Solidarität mit russische Kriegsgegner*innen
Die Idee hat die Antimilitaristische Aktion Berlin (amab) zum Teil aus Russland geklaut. Dort verteilte der Aktivist Leonid Chyorny Sticker mit der Aufschrift „ГруZ-200“ (GruZ-200). Beim russischen Wort für "Ladung" tauschte er dabei den letzten Buchstaben mit einem "Z" aus. So verband er das russische Militärpropaganda-Z in markaberer Ironie mit dem Frachtcode für Leichensäcke. Auf einem anderen Sticker fügte er das Z in das russische Wort für „beschissen" ein. „Leider wurde Leonid dabei erwischt und steht für seine Aktion vor Gericht", sagt Jan Hansen: „Damit ist er bei weitem nicht der/die* einzige russische Kriegsgegner*in, die für Meinungsäußerungen politisch verfolgt wird. Mit dem Aufgreifen der Aktion aus Russland hoffen wir auch ein Zeichen der Solidarität an russische Kriegsgegner*innen zu senden.“

Kritik an der Friedensbewegung
„Leider sitzen bei vielen Organisationen der Friedensbewegung bis hoch in die Führungsebenen unbeirrbare Russland-Fans, die sich nicht von Verschwörungswahn, Pressehass, Antisemitismus und anderen Hässlichkeiten abgrenzen wollen und sogar die Corona-Spinner*innen als Verbündete suchen", kritisiert Jan Hansen. Das sähe man auch am Aufruf zum Aktionstag. Dort findet sich kein Wort der Kritik an Russland oder Empathie mit den Menschen in der Ukraine. Auch fehle jede ernsthafte Abgrenzung gegen Rechts. „Eine Friedensbewegung, die den russischen Krieg nicht kritisiert, hat ihren Namen nicht verdient und sollte einfach die Klappe halten", sagt Jan Hansen. „Deshalb war für uns klar: Wir machen eine Aktion, die die russischen Regierung in die Verantwortung nimmt.“

Die AMAB ist eine Aktionsgruppe aus Berlin. Ihr Bericht kann auch hier mit mehr Fotos gefunden werden:
https://amab.blackblogs.org/2022/10/02/habt-ihr-nen-vogel-bericht-vom-de...

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