Peace Brigades International

Making space for peace

von Miriam Futterlieb

Seit 30 Jahren begleiten die internationalen Teams der Peace Brigades International (pbi) MenschenrechtsverteidigerInnen in Ländern, in denen diese aufgrund ihrer Arbeit durch Drohungen, Entführungen, Folter und/oder Inhaftierung bedroht werden. Die physische und politische Begleitung repräsentiert die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft und trägt so dazu bei, das Leben und die körperliche Unversehrtheit der begleiteten MenschenrechtlerInnen zu schützen und den Handlungsspielraum für deren Arbeit zu sichern.

„Die Teams von pbi begleiten mich und meine Arbeit seit 12 Jahren“, sagt Berenice Celeyta aus Kolumbien. „Sie waren bei mir, als ich Morddrohungen erhielt, sie haben mich zum Flughafen begleitet, als ich nach Spanien ins Exil gehen musste, und sie haben mich abgeholt, als ich wieder nach Kolumbien zurückkam, um meine Arbeit für die Menschenrechte fortzusetzen. Ohne diese Begleitung wäre ich nicht mehr am Leben.“

Mit ihren KollegInnen der Organisation Nomadesc organisiert Berenice Celeyta MultiplikatorInnenschulungen vor allem für Menschen aus entlegenen Regionen Kolumbiens. In den umfassenden Kursen klärt sie VertreterInnen von Basisorganisationen über ihre grundlegenden Rechte auf und darüber, mit welchen Mitteln sie diese Rechte einfordern können. Aufgrund dieser Arbeit sind sie und ihre Familie immer wieder Verfolgung und Drohungen ausgesetzt. Im Jahr 2004 gab es sogar mit der „Operación Dragón“ einen Mordplan des militärischen Geheimdienstes gegen sie und andere MenschenrechtsverteidigerInnen, ein Skandal, der zwar ans Licht kam, aber nie umfassend untersucht wurde.

Am ersten Mai 2010 nahm Berenice Celeyta an den Protesten der Zivilgesellschaft in Cali teil. Sie wurde von zwei pbi-Freiwilligen aus Spanien und Deutschland  begleitet. Viele der Polizeikräfte agierten sehr aggressiv, doch die Anwesenheit der internationalen Begleiterinnen trug zu einer Entschärfung der Situation bei. Während der Proteste wurde ein enger Mitarbeiter, eine indigene Führungsperson, verhaftet und blieb über zwei Tage verschwunden. Die Freiwilligen begleiteten Frau Celeyta auf der Suche nach ihrem Mitarbeiter, und auch die Vereinten Nationen sowie verschiedene Botschaften schalteten sich in die Suche ein. Nach zwei Tagen wurde der Mitarbeiter in einer verlassenen Gegend außerhalb von Cali freigelassen. Vermutlich hat der internationale Druck dazu beigetragen, dass ihm nichts passiert ist.

Der Eindruck, dass die Begleitungen der Peace Brigades in Konfliktgebieten keine politischen Interventionen im klassischen Sinn sind, ist durchaus richtig. Aus der Überzeugung heraus, dass eine nachhaltige Konfliktlösung von lokalen AkteurInnen gestaltet werden muss, begleitet PBI MenschenrechtsverteidigerInnen, deren Arbeit eine Schlüsselrolle für eine gewaltfreie Konflikttransformation einnimmt. Die AnwältInnen, JournalistInnen, indigenen, afrokolumbianischen und Frauenorganisationen klagen Menschenrechtsverletzungen an, die von staatlichen und parastaatlichen Akteuren sowie von multinationalen Konzernen begangen werden und machen sie mit Hilfe der internationalen Begleitung durch PBI über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt. Sie decken gesellschaftliche und ökonomische Missstände auf. Sie engagieren sich für die Bekämpfung der Straflosigkeit und für die Demokratisierung der staatlichen Strukturen. Sie fordern die Einhaltung der Bürgerrechte sowie der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Rechte ein und unterstützen andere Gruppen in ihren jeweiligen Ländern, sich gegen die Verletzung dieser Rechte zur Wehr zu setzen. Es sind in erster Linie die begleiteten Organisationen, die innerhalb des Konfliktes in ihrem Land gewaltfrei intervenieren.

Ein weiteres Prinzip der Arbeit der Peace Brigades ist die Nicht-Einmischung, das heißt, dass den begleiteten Organisationen nicht vorgeschrieben wird, wie sie arbeiten sollen oder welche Strategien sie verfolgen sollen. Die lokalen  Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sind die ExpertInnen für ihre Situation und erarbeiten selbst, im Dialog mit der Zivilgesellschaft ihres Landes, Forderungen und Lösungsvorschläge.

In ihrer internen Arbeitsweise als Organisation ist PBI charakterisiert durch die Prinzipien der Internationalität und des Arbeitens im Konsens. Des Weiteren arbeitet pbi politisch unabhängig und nicht religionsgebunden.

Als von den Vereinten Nationen anerkannte internationale Begleitorganisation ist sie außerdem den Konfliktparteien gegenüber der Nicht-Parteinahme verpflichtet. Diese Nicht-Parteinahme bedeutet aber nicht eine Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern in einem Konflikt, denn die Peace Brigades stehen immer auf der Seite der Menschenrechte und an der Seite derjenigen, die sich in ihrem Land für die Menschenrechte einsetzen.

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Miriam Futterlieb, 40, ist Ethnologin und systemische Psychotherapeutin und war zwei Jahre lang mit PBI in Kolumbien. Jetzt arbeitet sie in der Hamburger Geschäftsstelle der Ländergruppe im Bereich Freiwilligenbegleitung.