Mediation

von Traude Rebmann

In einem lokalen Veranstaltungskalender zur Friedenswoche 1990 steht: "... wird an vier Nachmittagen an Hand von Rollenspielen, Kommunika­tionsübungen und kurzen theoretischen Ausführungen das Modell "Mediation" vorgestellt.

Es geht darum. Konflikte als eine Chance zu erkennen., die allen Betrof­fenen neue und erweiterte Möglichkeit eröffnet. Hier gibt es keine Verlierer - niemand außer den Betroffenen selbst, findet die zutreffende Lösung".

Und in der Einleitung heißt es:

"Es ist also noch viel zu tun für Frieden und Gerechtigkeit - nicht nur in der Welt, sondern auch in unserer Region. Und das  Beginnt mitten unter uns, an­gesichts jedes mißgünstigen Worts über Flüchtlinge und jedes unbewältigten Konflikts in Familie, Gruppe, Firma und Schule..." 

Auch in der Friedensbewegung gibt es Konflikte. Aber, was machen wir mit ihnen? Geben wir schnell nach und un­seren Standpunkt auf - damit es wieder friedlich ist? Beharren wir stur auf unse­rer Sicht der Dinge? Wollen wir den Gegner, die Gegnerin heruntermachen und lächerlich? Haben wir uns mit dem Status Quo schon arrangiert, damit alles so bleiben kann wie es ist? Bauen wir uns an unseren Feindbildern auf? Sehen wir im  andern ständig die Person, die uns böse will? Wenn wir uns so weiter­hin verhalten wollen, dann ist die Me­thode "Mediation" nicht anwendbar, denn sie setzt voraus, da· ich bereit bin: 

  • neue/andere Sichtweisen zumindest zu­zulassen
  • mir die andere Seite anzuhören
  • den Konflikt, den es gibt zuzulassen und mich damit aus-ein-ander-zu-set­zen
  • der Sache auf den Grund zu gehen
  • meine Wünsche und Gefühle mitzutei­len und die der andern Seite bewußt anzuhören
  • im Konflikt eine Chance zu einem po­sitiven Weitergehen zusehen

Mediation beinhaltet auch, da· mir eine Konfliktlösung nicht empfohlen oder vorgeschrieben wird, sondern da· ich selbst befähigt werde zusammen mit dem Gegner, der Gegnerin eine für uns beidseitig annehmbare Lösung heraus­zuarbeiten. Also: aus Gegnern werden Partner, "die ihre Mitverantwortung am und im Konfliktfall erkennen und in Form einer Bearbeitung so lösen, da· alle Beteiligten "gewinnen". Media­tion/Vermittlung zeigt mir auch, da· ich meine Konflikte oft nicht ohne die Hilfe anderer bearbeiten kann. Der Media­tor/Vermittler (es können auch mehrere sein) Übernimmt diese Rolle. Sie/er ist die Person, die es beiden 'Parteien' ermöglicht, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Diese Person ist ganz dabei, gibt beiden Seiten die glei­chen Chance, sieht, da· die Regel ein­gehalten werden und hilft, da· die ver­schiedenen Probleme und Gefühle ange­sprochen und aufgenommen werden.

Der Ablauf eines Mediation Gesprächs ist so:

  1. Einführung:
    Der/die VermittlerIn legt die Regel fest und versucht, eine angstfreie und offene Atomsphäre zu schaffen.
  2. Sich Mit-Teilen:
    Jede `Partei` hat die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge dazustellen, wobei auch die jeweiligen Gefühle einen wichtigen Platz einnehmen. Die andere 'Partei' muß zuhören, wenn möglich mit eige­nen Worten sagen, was sie gehört hat, um sich so wirklich in die Situation des/der anderen zu versetzen. Der/die Vermittlern hilft, da· dies möglich ist. Danach bekommt die andere 'Partei' die Zeit die sie braucht um zu berichten.
  3. Problemlösung:
    In einem Brainstorming (Ideensamm­lung spontan) werden ver­schiedene Lösungsversuche genannt. In gemeinsamer Absprache wird dann die für beide be­stehende Möglichkeit aus­gewählt bzw. entdeckt.
  4. Einverständnis:
    Die wichtigsten Punkte der Absprache werden zusammengetragen und über­prüft und schriftlich niedergelegt. Diese Regeln sind immer gültig, ganz gleich ob es sich um Konflikte im politischen, internationalen, kulturellen und zwi­schenmenschlich Bereich handelt. Wir können Mediation anwenden, wenn wir bereit sind, mit unserem Gegner, unserer Gegnerin, so einen Konflikt anzugehen oder als Mediator den 'Parteien' unsere ganze Aufmerksamkeit (unser Ohr und Herz -und auch Verstand) geben (was bedeutet, da· dieses eingeübt werden muß). Von welchen Standort aus auch immer: ich werde merken, da· ich befähigt werde meine Probleme in die ei­gene Hand zu nehmen. Wenn dem so ist, dann werden wir unsere Konflikte nicht mehr "unter den Teppich kehren" wollen, sondern uns daran machen, mit ihnen zu arbeiten, damit daraus Mitein­ander + Leben und nicht Gegeneinander + Tod wird

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