Eine Woche vor Ostern rufen wir mit unserem Aufruf "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt! " in mehreren Zeitungen zur Teilnahme an den Ostermärschen 2025 auf. Hilf auch du mit bei der Mobiliserung!
Mediation im ehemaligen Jugoslawien
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Als im Herbst 91 die Nachricht durch die Presse ging, daß die Anti Kriegs Kampagne im ehemaligen Jugoslawien sich mit der Methode der Mediation vertraut machen wollte, war das für die einen ein Lichtblick "man kann also doch noch etwas tun!" und viele haben es als fragwürdiges Unternehmen betrachtet "zu spät, wenn eine Situation schon so eskaliert, sind gewaltfreie Mittel nicht mehr möglich"
Tatsächlich, heute, am 22.02.1995 tobt noch immer der Krieg, sind viel noch immer in Gefahr, wird der Hass weiterhin geschürt, sind Menschen noch immer auf der Flucht und im Exil.
Aber Samenkörner, die seit 1991 ausgestreut wurden, sind inzwischen aufgegangen, Menschen, die im Spätsommer 1991 verwirrt und hilflos waren, sind inzwischen zu standhaften Unterstützern der Menschenrechte geworden, setzen sich dafür ein, daß die Vorurteile nicht noch geschürt werden, daß die Situation in ihrer Umgebung nicht eskaliert.
Neben den vielfältigen Aufgaben des Alltages, bemühen sich viele Mitarbeiter in den diversen Friedensgruppen, in die Zukunft zu denken und kreativ und konstruktiv für die Zeit nach dem Krieg zu planen. Lehrerinnen und Lehrer nutzen die Chance, in den Schulklassen Gedankengut des gewaltfreien Umgangs miteinander einzubringen und das ganz praktisch und in dem sie mit gutem Beispiel vorangehen.
Zur Illustration einige Erinnerungsfetzen von meinem mehrwöchigen Besuch im September 1994: Zahlreche lernbegierige Lehrerinnen und Lehrer, die in Osijek zu mehrtägigen Seminaren zur Einübung in die Mediation im Schulalltag zusammenkommen und sich eifrig in der Diskussion und den praktischen Übungen einbringen. Und das alles während der Ferien! Auch in Zagreb gibt es nicht nur vereinzelte Lehrkräfte, die Interesse zeigen, oft sind ein Großteil der Kollegien dazu motiviert.
Zu meiner Überraschung wurde mir am letzten Tag meines Aufenthalts ein druckfrisches Arbeitsbuch für Schulen zum Thema "Gewaltfreier Umgang miteinander" präsentiert. Es ist sehr schön aufgemacht und beim Durchblättern wirkt es auf mich manchmal wie ein Gästebuch, weil sich vom Inhaltlichen, sowie von den Übungen her, unschwer die verschiedenen Trainerinnen und Trainer, die während der vergangenen Jahre dort mit ihren Erfahrungen mitgeholfen haben, entdecken lassen. Es wäre schön, wenn wir in Deutschland auch schon ein solches Arbeitsbuch für Schulen hätten. Offensichtlich fordern Ausnahmesituationen zu schnellem Handeln heraus. (Einige kroatische Freundinnen von mir arbeiten noch immer an einer Rohübersetzung ins Deutsche.) Die Kooperation zwischen LehrerInnen und Mitarbeiterinnen der Friedensbewegung ist in diesem Buch erkennbar. Ende 1993 wurde in Belgrad vom Zentrum der Antikriegskampagne und dem UN Büro des Hochkommissars für Flüchtlingsfragen (UNHCR) ein Handbuch für die Arbeit mit Kindern von 7 bis 14 Jahren herausgebracht. Es wurde von einer Gruppe von PsychologInnen erarbeitet und erschien gleich in 2 Sprachen: serbisch und englisch und hat den Titel "Cognition through Games". Diese Buch übrigens 1994 einen Preis der Vereinigung der serbischen Psychologen bekommen!
Außerdem gibt es auch ein kleines Handbuch "Mediation in der Schule", das in Kooperation zwischen der Universität Zagreb und der Antikriegskampagne entstanden ist. Viele Lehrkräfte erzählten mir, daß sie, nachdem sie zunächst an einem Einführungsseminar teilnehmen konnten, sehr gut mit diesem Buch arbeiten können.
Diese Hoffnungszeichen sollten wir dankbar akzeptieren, wohl wissend, daß es noch viel zu tun gibt - und das auch bei uns. Ein gegenseitiges Sich-Besuchen und Austauschen ist nach wie vor notwendig, damit wir nicht aufhören, dem Frieden eine Chance zu geben.
Deshalb haben sich auch Mitarbeiter der Friedensgruppen in Osijek eine Woche lang jeden Tag einige Stunden Zeit genommen, sich besser kennenzulernen, miteinander einzuüben aufeinander zu achten und sich zuzuhören, Konflikte ansprechen und aufzuarbeiten. Wir haben auch miteinander gelernt:
- Vergiss nicht, Dir etwas Gutes zu gönnen,
- vergiss nicht, Dich zu entspannen,
- vergiss nicht, an den Blumen zu riechen,
- vergiss nicht, den Wolken nachzublicken ..."