Buchbesprechung:

Neuerscheinung: Mediation

von Martin Singe
Hintergrund
Hintergrund

Mit Unterstützung der Stiftung Gewaltfreies Leben und der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, hat Christoph Besemer im Januar 1993 das Buch "Mediation. Vermittlung in Konflikten" veröffentlicht.

Die Grundlagen der Mediation werden zu Beginn des Buches vorgestellt, die bisherigen Anwendungsbereiche von Mediation beschrieben, ausführlich werden die aufeinander aufbauenden Phasen eines Mediationsverfahrens dar­gelegt. Ein weiteres Kapitel geht spezi­ell auf die Besonderheiten der Media­tion im politischen Bereich ein, im Ka­pitel "Diskussion" geht es um Kontro­versen innerhalb der Theorie, und ein abschließender Teil gibt eine Übersicht über Mediationstechniken.

Mediation bedeutet wörtlich übersetzt "Vermittlung" und bezieht sich auf Streitfälle, bei denen durch Vermittlung Dritter einvernehmliche Lösungen durch die Konfliktparteien selbst gefunden werden sollen. Beide Seiten können durch das Finden einer neuen Lösung Vorteile gewinnen.

Nach einer Vorphase beginnt das ei­gentliche Mediationsgespräch, zu des­sen Beginn der geplante Prozess gemein­sam abzustimmen ist. Weitere Schritte sind: Schilderung der Sichtweise des Konflikts durch jede Seite, Konflikter­hellung und -vertiefung durch Nachfra­gen, Problemlösungsentwürfe und Fin­den einer Übereinkunft, gegebenenfalls Nachverhandlungen in der Umsetzungs­phase.

Mediation liegt so gewissermaßen zwi­schen Therapie, die auf der Persönlich­keitsebene tiefer greift, und normalen Verhandlungen, in denen Hintergründe und Persöhnlichkeitsanteile gar nicht miteinbezogen werden. Durch die In­formalität des Verfahrens  und das selb­ständige Lösungsfinden grenzt sie sich von gerichtlichen Verfahren und Schiedsgerichten ab. Beratung und Su­pervision haben viele Gemeinsamkeiten mit Mediation, beziehen sich jedoch meist auf eine der Konfliktparteien.

Das Buch gibt insgesamt eine sehr kompetente Einführung in das Verfah­ren der Mediation, ein ausführlicher Li­teraturteil gibt Hinweise für Vertiefun­gen. Der Text ist anschaulich und all­gemeinverständlich geschrieben. Die verschiedenen Methoden werden für diejenigen, die schon länger in pädago­gischer Praxis oder Beratungsarbeit ste­hen, nicht alle neu sein. Das Mediati­onskonzept hat auch nicht den An­spruch, eine völlig neue Erfindung zu sein, sondern knüpft an verschiedenste andere Methoden und Erfahrungen an.

Etwas kurz ist leider der Teil zur Me­diation im politischen Bereich. Hier be­kommt man doch das Gefühl, daß einige der Spezifika des Mediationsverfahrens im politischen Bereich nicht so zur Geltung kommen können, wie dies bei persönlichen Konflikten oder Auseinan­dersetzungen im Nahbereich möglich ist, oft allein wegen der Anzahl der Konfliktbeteiligten. Der Vorteil des Bu­ches ist, daß solche Fragen und Pro­bleme offen angesprochen und disku­tiert werden, auch z.B. das Problem ei­ner Mediation zwischen zwei unter­schiedlich mächtigen Konfliktbeteilig­ten.

Insgesamt kann das Buch zur Lektüre bestens empfohlen werden. 

Christoph Besemer, Mediation. Ver­mittlung in Konflikten. Freiburg - Darmstadt 1993, 140 S., DM 12,-. Be­zug: Stiftung Gewaltfreies Leben, Tan­nenweg 6, 7744 Königsfeld, 07725-3464.

 

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Martin Singe ist Redakteur des FriedensForums und aktiv im Sprecher*innenteam der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt".