„Mauern überwinden“ lautet das Motto der diesjährigen FriedensDekade vom 8.-18. November

Ökumenische FriedensDekade 2009

von Thomas Oelerich
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Trotz Irak, Afghanistan, steigenden weltweiten Rüstungsausgaben und zunehmender Militarisierung der deutschen bzw. europäischen Außenpolitik: Das Friedensthema hat nicht gerade Hochkonjunktur und steht nicht im Zentrum der verbliebenen sozialen Bewegungen in Deutschland. Umso wichtiger könnte die nun fast 30-jährige Tradition der Ökumenischen FriedensDekade sein, die immer im November vor dem Buß- und Bettag das Friedensthema in das Zentrum seiner Aktivitäten stellt. „Schwerter zu Pflugscharen“, so hieß das erste Motto, als im Jahr 1980 in der damaligen DDR die erste FriedensDekade durchgeführt wurde.

Seit Anfang der 80er Jahre greifen Kirchengemeinden und Aktionsgruppen das Friedensthema in Gottesdiensten, Friedensgebeten und Informationsveranstaltungen im Rahmen der „Ökumenischen FriedensDekade“ auf. In den vergangenen Jahren haben im ganzen Bundesgebiet jährlich jeweils über 3.000 Veranstaltungen, Gottesdienste und Friedensgebete stattgefunden, in denen Kirchengemeinden und Friedensinitiativen für die gewaltfreie Lösung von Konflikten, für den Vorrang ziviler Methoden in der Konfliktbearbeitung, gegen Rüstungsproduktion und Rüstungsexporte, für die Einhaltung der Menschenrechte und für mehr soziale Gerechtigkeit eingetreten sind.

Geboren wurde die Idee zur FriedensDekade (anfangs „Friedenswoche“ genannt) in den Niederlanden. Die Anregung, am Ende des Kirchenjahres eine FriedensDekade in den Gemeinden durchzuführen, kam im Herbst 1980 von der ökumenischen Jugendarbeit. Was als eine ein- oder zweimalige Aktion vorgesehen war, entwickelte sich durch das Echo aus Jugendgruppen und Gemeinden zu einer ständig wiederkehrenden Einrichtung. Von Anfang an war das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ das Kennzeichen der FriedensDekade in der DDR und ist heute das offizielle Erkennungszeichen und Logo der Ökumenischen FriedensDekade.

In Westdeutschland wurde 1980 zum ersten Mal zur „Friedenswoche“ aufgerufen. Damals bildeten sich innerhalb der westdeutschen Friedensbewegung verschiedene Gruppierungen, die in ihrem gesellschaftlichen Umfeld für die Verbreitung der Ideen der Friedensbewegung sorgten. Es organisierten sich lose Gruppierungen der christlich orientierten Gruppen aus fast allen Kirchen; einige fanden zur Trägergruppe „Ökumenische Dekade für Frieden in Gerechtigkeit“ zusammen.

Nach der „Wende“ wurde ein „Gesprächsforum Ökumenische FriedensDekade“ gebildet, das die Initiativen und Kirchen aus Ost und West zusammenführte. Bis heute legt das Gesprächsforum das jeweilige Jahresthema fest. Ihm gehören als Trägerorganisationen neben der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. (ACK) und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF), die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej), der Evangelische Entwicklungsdienst (EED), die katholische Friedensorganisation Pax Christi (Dt. Sekretariat), Pro Asyl, das Referat Ökumene der Ev. Kirchen in Mitteldeutschland, der Versöhnungsbund (Dt. Zweig) sowie die Zeitschrift ZIVIL an.

Mit dem diesjährigen Motto „Mauern überwinden“ will die Ökumenische FriedensDekade nicht nur auf die gewaltfreie Wende in Deutschland vor 20 Jahren aufmerksam machen. Vielmehr soll das Augenmerk auf die vielen Mauern gelenkt werden, die noch heute Menschen voneinander trennen. In einem Faltblatt der FriedensDekade heißt es: „So stehen weiterhin Mauern zwischen Nord- und Südkorea, zwischen den USA und Mexiko oder im von Israel besetzten Palästina. Mauern werden gegenüber Flüchtlingen errichtet, die in Europa Zuflucht suchen. Reiche schotten sich mittlerweile auch bei uns in Wohngebieten durch Mauern und Zäune ab. Soldaten mauern sich in Auslandseinsätzen wie in Afghanistan zunehmend ein.“

Nach Ansicht des Trägerkreises ist zudem in unserer Gesellschaft immer stärker spürbar, dass Menschen innere Mauern gegenüber ihren Mitbürgern und Mitbürgerinnen aufbauen, die sich durch eine andere Kultur, Religion oder Tradition unterscheiden. „Wie auch diese inneren Mauern überwunden werden können, das möchten wir im Jahr 2009 während der FriedensDekade gerne erlebbar machen“, so Marina Kiroudi, Vertreterin der ACK im Gesprächsforum. „Im Rahmen der FriedensDekade wollen wir auf positive Beispiele hinweisen, die schon heute zur Überwindung von Gewalt beitragen, und auf die Verantwortung von Kirche und Gesellschaft aufmerksam machen, sich für die Überwindung dieser Mauern einzusetzen“, sagt Jan Gildemeister, Geschäftsführer der AGDF. 

Neben Plakaten, Aufklebern, Aktionsmaterial und Gottesdienstvorlagen bietet die Ökumenische FriedensDekade auch in diesem Jahr ein ca. 60-seitiges Materialheft für Gemeinden, Jugendgruppen und Schulen an, mit dem das Motto „Mauern überwinden“ inhaltlich unterfüttert wird. Das auch in  diesem Jahr grundsätzliche Anliegen der FriedensDekade lässt sich an einem Zitat des Jesuiten und Friedensaktivisten Jean Dear aus New Mexico ablesen, das auf der Rückseite des diesjährigen Materialheftes abgedruckt ist: „Wir müssen wieder von neuen Möglichkeiten träumen. Wir müssen uns dazu aufraffen, uns eine neue Welt vorzustellen, egal was andere Leute von uns denken. In unserer Welt der Kriege und der Atomwaffen bedeutet das, uns eine gewaltfreie, waffenlose Welt vorzustellen und darauf zu vertrauen, dass diese Vision einmal Wirklichkeit wird.“

Der Trägerkreis der FriedensDekade ist auch für dieses Jahr zuversichtlich, das erneut hunderte von Gemeinden, Gruppen und Initiative diese „Vision“ zum Thema machen und laden alle Gruppen zum Mitmachen ein. Informationen über die  Ökumenische FriedensDekade und die diesjährigen Arbeitsmaterialien finden sich im Internet unter www.friedensdekade.de.

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