Eine Woche vor Ostern rufen wir mit unserem Aufruf "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt! " in mehreren Zeitungen zur Teilnahme an den Ostermärschen 2025 auf. Hilf auch du mit bei der Mobiliserung!
Ein Ausstellungsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V.
Phantastische Zeiten

Seit fast zwanzig Jahren erstellt die Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V. (AGFP) Medien für die Friedensarbeit. Der Verein hat sich darauf spezialisiert, Informationen aus der Friedensforschung und angrenzenden Fachgebieten anschaulich zu gestalten und pädagogisch aufzubereiten, um sie einer größeren Öffentlichkeit näherzubringen. Inzwischen sind diverse Unterrichtsmaterialien, Themenhefte, Diaserien und Videos, vor allem aber auch gut ein Dutzend Ausstellungen entstanden.
Allein die großen Ausstellungen "Es ist so schön, Soldat zu sein...", "Sie nennen es Frieden" und "Schreck lass nach. Abschreckung und andere Utopien" dürften über eine halbe Million Menschen erreicht haben. Eine Reihe kleinerer Ausstellungen, w.z.B. "Wir wollen nur ihr Bestes. Europäische Sicherheitspolitik im Sahel", "Arbeitsplätze durch Abrüstung", haben durch ihre Einsatzmöglichkeit in Schulen, Tagungshäusern usw. eine große Zahl von Menschen direkt erreichen können.
Inhaltliche und methodische Weiterentwicklung
Im Laufe der Zeit wurden Methoden und Inhalte unserer Ausstellungen verändert und weiterentwickelt. Während sich die ersten Ausstellungen noch überwiegend mit der Militarismuskritik beschäftigten, nahmen bereits bei "Schreck lass nach" Alternativmodelle einen breiten Raum ein. Die späteren kleineren Ausstellungen thematisierten auch Verknüpfungen zu den Problembereichen "Dritte Welt" und "Umweltzerstörung". Methodisch gewannen dreidimensionale Exponate, integrierte AV-Medien und spielerische Elemente größere Bedeutung. Diese Entwicklung war eine konsequente Folge davon, daß wir unsere Ausstellungen nicht mehr "nur" als für sich selbst stehende Medien betrachteten, sondern auch als Inszenierungsrahmen für pädagogische Begleitprogramme, in denen vor allem Jugendliche an die Inhalte der Ausstellung herangeführt werden. Tatsächlich konnten wir gerade bei "Schreck lass nach" beobachten, daß über diesen Weg viele Schüler so interessiert werden konnten, daß sie freiwillig nach der Schule wiederkamen, um sich noch einmal intensiver mit den Inhalten auseinandersetzen zu können.
Das Projekt "Phantastische Zeiten"
Das Projekt "Phantastische Zeiten" ist die konsequente Weiterentwicklung unserer Ausstellungspraxis. Inhaltlich beschäftigt es sich mit gemeinsamen Hintergründen und Lösungsansätzen der Problembereiche Un-Frieden, Umweltzerstörung und soziale Un-Gerechtigkeit (hier und in der "Dritten Welt"). Die Ausstellung will zeigen, daß die vielfältigen Probleme, die täglich auf uns einstürzen, letztendlich immer gleiche Ursachen haben - Macht- und Herrschaftsinteressen und Konsumgewohnheiten bei uns. Sie soll ermutigen, sich privat und politisch für die Beseitigung dieser Ursachen einzusetzen.
Methodisch gliedert sich die Ausstellung in fünf gestaltete Räume, die bereits vom Inszenierungsrahmen her einen sinnlichen Bezug zur Thematik herstellen.
Der Eingangsbereich ist der Welt-Raum, ein abgedunkelter Raum, in dessen Mitte sich eine Erdkugel befindet, an die Kabel, Schläuche, Sensoren und Röhren angeschlossen sind. Die Besucher können die Erde "abhorchen" und sich über Monitore einzelne Details näher anschauen. Dieser Raum hat die Funktion, die BesucherInnen auf die Ausstellung einzustimmen.
Von dort aus gelangen sie in die einzelnen thematischen Bereiche.
Im Bereich Mensch als Ware wird behandelt, wie in unserer Warengesellschaft scheinbar selbstverständlich auch Menschen unter dem Aspekt der Nutzbarkeit behandelt werden, z.B. beim Organhandel, Frauenhandel oder beim internationalen Handel mit Arbeitskraft.
Als Inszenierungsrahmen dient eine "Agentur zur Vermittlung von Menschen", ein Büroraum mit verschiedenen Schränken, in denen die Themenbereiche verstaut sind.
Als Alternative werden Projekte vorgestellt, die versuchen, Solidarität zwischen den Menschen und Völkern zu praktizieren und politisch zu vertreten.
Im Bereich (K)einer wird gewinnen steht die Kritik am Konkurrenzsystem der Industriegesellschaften im Mittelpunkt, das auch die internationalen Beziehungen und das Agieren im politischen Alltag bestimmt.
Inszenierungsrahmen ist eine Säulenhalle mit den idealisierten Symbolen der Wettbewerbsgesellschaft. Die Säulen verwandeln sich beim Übergang zum Perspektiventeil in Sitzelemente um einen "runden Tisch".
Der Bereich Menschen unter Strom ist als Bauzaun einer Wiederaufbereitungsanlage mit Stacheldraht und Überwachungseinrichtungen inszeniert; in der Mitte steht eine "Hochsicherheitsvitrine". Inhaltlich wird die Entwicklung der Atomtechnologie im militärischen und "zivilen" Bereich und die Auseinandersetzung mit der Kernkraft in unserer Gesellschaft thematisiert.
Der umfangreichste Inhaltsbereich ist Mensch MACHT Natur.
Er setzt sich kritisch mit dem Naturverständnis der industrialisierten Welt auseinander, nach dem der Mensch Macht über Natur ausübt. Obwohl das Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten ist, "glauben" die meisten Menschen weiterhin an technische Lösungen bzw. an "Lösungen" von oben. Bei den Perspektiven soll Hoffnung in Veränderungen durch kleine Ursachen von unten geweckt werden.
Durch ein "Portal", das mit Artikeln über die verschiedensten Umweltkatastrophen der letzten Jahre gepflastert ist, kommt man in einen zweigeteilten Raum: Der scheinbar "logische" Weg führt in ein "Spiegelkabinett", das die Hoffnung auf technische Lösungen für die immer neuen Probleme thematisiert. Aus diesem Raum gibt es jedoch keinen Ausweg - als zum Ausgangspunkt.
Im anderen Teilraum soll die Perspektive eröffnet werden, daß Lebensqualität auch anders verstanden werden kann. Dieser Raum soll aus mehreren lose aneinandergereihten Nischen bestehen, in deren Mittelpunkt ein "Wertejuwel" steht, das die "anderen" Ziele und Werte repräsentiert.
In den verschiedenen gestalteten Räumen wird es neben gestalteten Bild-Text-Elementen vor allem eine Reihe dreidimensionaler Exponate und "veränderbare" Ausstellungselemente geben. Noch stärker als bisher wurden Bespielungsideen in die Gesamtkonzeption mit einbezogen. So sollen z.B. im "Machtmal" des öfteren Herren und Damen aus dem Atomministerium erscheinen, die den Besuchern ihre persönlichen "Entsorgungsdosen" anvertrauen werden. Durch die Inszenierung der Ausstellung in gestalteten Räumen bieten sich eine Vielzahl solcher Bespielungsideen an, werden diese von der Inszenierung unterstützt.
Die Ausstellung Phantastische Zeiten wird vom 8. 6. bis 31.7. 1993 in der Pasinger Fabrik in München uraufgeführt. Danach geht sie, wie alle unsere Ausstellungen, auf Wanderschaft im deutschsprachigen Raum. Wir legen großen Wert darauf, daß sich an den verschiedenen Orten lokale Veranstalterkreise bilden, die ein breites Spektrum von Initiativen und Einrichtungen umfassen. Die Veranstalterkreise werden von uns bei der Vorbereitung der Ausstellung unterstützt, erhalten Tips und Hinweise für Inszenierung und Bespielung der Ausstellung. Veranstaltungen in Kiel, Regensburg, Ulm, Nürnberg, Berlin, Erfurt und Rosenheim sind bereits fest gebucht oder in konkreter Vorbereitung. Dennoch können sich interessierte Gruppen noch in die Vorbereitung vor Ort einschalten, und es sind auch noch Termine für weitere Veranstaltungen frei. Sollten wir Euer Interesse geweckt haben, wendet Euch bitte für nähere Informationen an die
Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V., (AGFP) Untere-Weiden-Str.12, 8000 München 90, Tel.: 089/6518222.