Ein Ausstellungsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V.

Phantastische Zeiten

Schwerpunkt
Schwerpunkt

Seit fast zwanzig Jahren erstellt die Arbeitsgemeinschaft Friedenspäda­gogik e.V. (AGFP) Medien für die Friedensarbeit. Der Verein hat sich darauf spezialisiert, Informationen aus der Friedensforschung und an­grenzenden Fachgebieten anschaulich zu gestalten und pädagogisch aufzubereiten, um sie einer größeren Öffentlichkeit näherzubringen. Inzwischen sind diverse Unterrichtsmaterialien, Themenhefte, Diaserien und Videos, vor allem aber auch gut ein Dutzend Ausstellungen ent­standen.

Allein die großen Ausstellungen "Es ist so schön, Soldat zu sein...", "Sie nennen es Frieden" und "Schreck lass nach. Ab­schreckung und andere Utopien" dürften über eine halbe Million Menschen er­reicht haben. Eine Reihe kleinerer Aus­stellungen, w.z.B. "Wir wollen nur ihr Bestes. Europäische Sicherheitspolitik im Sahel", "Arbeitsplätze durch Abrü­stung", haben durch ihre Einsatz­möglichkeit in Schulen, Tagungshäu­sern usw. eine große Zahl von Men­schen direkt erreichen können.

Inhaltliche und methodische Wei­terentwicklung

Im Laufe der Zeit wurden Methoden und Inhalte unserer Ausstellungen ver­ändert und weiterentwickelt. Während sich die ersten Ausstellungen noch überwiegend mit der Militarismuskritik beschäftigten, nahmen bereits bei "Schreck lass nach" Alternativmodelle einen breiten Raum ein. Die späteren kleineren Ausstellungen thematisierten auch Verknüpfungen zu den Problembe­reichen "Dritte Welt" und "Umweltzerstörung". Methodisch ge­wannen dreidimensionale Exponate, in­tegrierte AV-Medien und spielerische Elemente größere Bedeutung. Diese Entwicklung war eine konsequente Folge davon, daß wir unsere Ausstel­lungen nicht mehr "nur" als für sich selbst stehende Medien betrachteten, sondern auch als Inszenierungsrahmen für pädagogische Begleitprogramme, in denen vor allem Jugendliche an die In­halte der Ausstellung herangeführt wer­den. Tatsächlich konnten wir gerade bei "Schreck lass nach" beobachten, daß über diesen Weg viele Schüler so inter­essiert werden konnten, daß sie freiwil­lig nach der Schule wiederkamen, um sich noch einmal intensiver mit den In­halten auseinandersetzen zu können.

Das Projekt "Phantastische Zeiten"

Das Projekt "Phantastische Zeiten" ist die konsequente Weiterentwicklung un­serer Ausstellungspraxis. Inhaltlich be­schäftigt es sich mit gemeinsamen Hin­tergründen und Lösungsansätzen der Problembereiche Un-Frieden, Umwelt­zerstörung und soziale Un-Gerechtigkeit (hier und in der "Dritten Welt"). Die Ausstellung will zeigen, daß die vielfäl­tigen Probleme, die täglich auf uns ein­stürzen, letztendlich immer gleiche Ur­sachen haben - Macht- und Herrschafts­interessen und Konsumgewohnheiten bei uns. Sie soll ermutigen, sich privat und politisch für die Beseitigung dieser Ursachen einzusetzen.

Methodisch gliedert sich die Ausstel­lung in fünf gestaltete Räume, die be­reits vom Inszenierungsrahmen her einen sinnlichen Bezug zur Thematik herstellen.

Der Eingangsbereich ist der Welt-Raum, ein abgedunkelter Raum, in dessen Mitte sich eine Erdkugel befindet, an die Kabel, Schläuche, Sensoren und Röhren angeschlossen sind. Die Besucher kön­nen die Erde "abhorchen" und sich über Monitore einzelne Details näher an­schauen. Dieser Raum hat die Funktion, die BesucherInnen auf die Ausstellung einzustimmen.

Von dort aus gelangen sie in die einzel­nen thematischen Bereiche.

 

Im Bereich Mensch als Ware wird be­handelt, wie in unserer Warengesell­schaft scheinbar selbstverständlich auch Menschen unter dem Aspekt der Nutz­barkeit behandelt werden, z.B. beim Or­ganhandel, Frauenhandel oder beim in­ternationalen Handel mit Arbeitskraft.

Als Inszenierungsrahmen dient eine "Agentur zur Vermittlung von Men­schen", ein Büroraum mit verschiedenen Schränken, in denen die Themenberei­che verstaut sind.

Als Alternative werden Projekte vorge­stellt, die versuchen, Solidarität zwi­schen den Menschen und Völkern zu praktizieren und politisch zu vertreten.

Im Bereich (K)einer wird gewinnen steht die Kritik am Konkurrenzsystem der Industriegesellschaften im Mittel­punkt, das auch die internationalen Be­ziehungen und das Agieren im politi­schen Alltag bestimmt.

Inszenierungsrahmen ist eine Säulen­halle mit den idealisierten Symbolen der Wettbewerbsgesellschaft. Die Säulen verwandeln sich beim Übergang zum Perspektiventeil in Sitzelemente um einen "runden Tisch".

Der Bereich Menschen unter Strom ist als Bauzaun einer Wiederaufbereitungs­anlage mit Stacheldraht und Überwa­chungseinrichtungen inszeniert; in der Mitte steht eine "Hochsicher­heits­vitrine". Inhaltlich wird die Entwicklung der Atomtechnologie im militärischen und "zivilen" Bereich und die Ausein­andersetzung mit der Kernkraft in unse­rer Gesellschaft the­matisiert.

Der umfangreichste Inhaltsbereich ist Mensch MACHT Natur.

Er setzt sich kritisch mit dem Naturver­ständnis der industrialisierten Welt aus­einander, nach dem der Mensch Macht über Natur ausübt. Obwohl das Ökosy­stem aus dem Gleichgewicht geraten ist, "glauben" die meisten Menschen wei­terhin an technische Lösungen bzw. an "Lösungen" von oben. Bei den Perspek­tiven soll Hoffnung in Veränderungen durch kleine Ursachen von unten ge­weckt werden.

Durch ein "Portal", das mit Artikeln über die verschiedensten Umweltkata­strophen der letzten Jahre gepflastert ist, kommt man in einen zweigeteilten Raum: Der scheinbar "logische" Weg führt in ein "Spiegelkabinett", das die Hoffnung auf technische Lösungen für die immer neuen Probleme thematisiert. Aus diesem Raum gibt es jedoch keinen Ausweg - als zum Ausgangspunkt.

Im anderen Teilraum soll die Perspek­tive eröffnet werden, daß Lebensqualität auch anders verstanden werden kann. Dieser Raum soll aus mehreren lose an­einandergereihten Nischen bestehen, in deren Mittelpunkt ein "Wertejuwel" steht, das die "anderen" Ziele und Werte repräsentiert.

 

In den verschiedenen gestalteten Räu­men wird es neben gestalteten Bild-Text-Elementen vor allem eine Reihe dreidimensionaler Exponate und "veränderbare" Ausstellungselemente geben. Noch stärker als bisher wurden Bespielungsideen in die Gesamtkonzep­tion mit einbezogen. So sollen z.B. im "Machtmal" des öfteren Herren und Damen aus dem Atomministerium er­scheinen, die den Besuchern ihre per­sönlichen "Entsorgungsdosen" anver­trauen werden. Durch die Inszenierung der Ausstellung in gestalteten Räumen bieten sich eine Vielzahl solcher Be­spielungsideen an, werden diese von der Inszenierung unterstützt.

Die Ausstellung Phantastische Zeiten wird vom 8. 6. bis 31.7. 1993 in der Pa­singer Fabrik in München uraufgeführt. Danach geht sie, wie alle unsere Aus­stellungen, auf Wanderschaft im deutschsprachigen Raum. Wir legen großen Wert darauf, daß sich an den verschiedenen Orten lokale Veranstal­terkreise bilden, die ein breites Spek­trum von Initiativen und Einrichtungen umfassen. Die Veranstalterkreise wer­den von uns bei der Vorbereitung der Ausstellung unterstützt, erhalten Tips und Hinweise für Inszenierung und Be­spielung der Ausstellung. Veranstaltun­gen in Kiel, Regensburg, Ulm, Nürn­berg, Berlin, Erfurt und Rosenheim sind bereits fest gebucht oder in konkreter Vorbereitung. Dennoch können sich in­teressierte Gruppen noch in die Vorbe­reitung vor Ort einschalten, und es sind auch noch Termine für weitere Veran­staltungen frei. Sollten wir Euer Inter­esse geweckt haben, wendet Euch bitte für nähere Informationen an die

Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V., (AGFP) Untere-Weiden-Str.12, 8000 München 90, Tel.: 089/6518222.

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt