Bei der Versteigerung von Souvenirs vom Bombenabwurfplatz

Sommeraktionstage für eine FREIe HEIDe

von BI FREIe HEIDe
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1950: Bei Nacht und Nebel okkupieren sowjetische Truppen 142 qkm Acker und Wald in Nordbrandenburg. Über 40 Jahre leben die Men­schen in Angst und Schrecken: Lärmterror, Bombenfehlwürfe, .... Nach der Wende große Hoffnung auf eine zivile Nutzung des Platzes. Kon­krete Projekte für sanften Tourismus waren im Entstehen.

Doch am 30.6.1992 veröffentlichte Verteidigungsminister Rühe sein Trup­penübungsplatzkonzept. Danach soll in der Wittstocker-Ruppiner Heide der größte Bombenabwurfplatz Europas entstehen. Nach Bekanntwerden dieses Planes gründete sich die Bürgerinitiative FREIe HEIDe. Sie organisiert seitdem eine allmonatliche Protestwanderung, in deren Verlauf Mahnsäulen am Platz und Gemarkungssteine auf dem Platz gesetzt wurden. Gemarkungssteine stehen je­weils an der Grenze des zu den ver­schiedenen Gemeinden gehörenden Landes. Ebenfalls auf dem Platz, in der Nähe von Basdorf, befindet sich ein Ge­denkfriedhof. An dieser Stelle wurden gegen Ende des 2. Weltkrieges über 800 Menschen in einem Wald zusammenge­schossen. Dieser Friedhof war das erste Ziel der TeilnehmerInnen der Aktions­tage. Nach einem freundlichem Emp­fang durch VertreterInnen der BI und einem Mittagessen machten wir uns mit Auto und Fahrrad auf den Weg.

Vor Ort angekommen mußten wir fest­stellen, daß die 27 kleinen Birkenkreuze frisch ausgegraben waren. An ihren En­den klebte noch der Sand. Lediglich das große Kreuz (5,50 m hoch) und eine ge­schnitze Mahnsäule standen noch. So machten wir uns an die Arbeit und gru­ben die Kreuze alle wieder ein. Zum Schluss legte jeder, einer alten Tradition folgend, einen Stein auf eine noch recht kleine Steinpyramide. Wir hoffen, daß sie schnell anwachsen wird. Danach machten sich die FußgängerInnen und WanderInnen auf den Weg nach Gadow, quer über den Platz. Vor Gadow war der hölzerne Schlagbaum bereits von freundlichen Menschen zersägt worden. So mußten wir nicht über ein Hindernis steigen. Im Dorf gab es ein warmes Abendessen und ein Jagdhaus, in dem wir nächtigen konnten. Wegen man­gelnder Beteiligung (wir waren nur 10-15 Leute) beschlossen wir, die geplante Wandergruppe ausfallen zu lassen. So zogen wir am nächsten Morgen mit Fahrrädern los. Wir fuhren am Platz entlang Richtung Fretzdorf auf gewun­denen, holprigen Waldwegen (sagt der Kraftfahrer), das Auto mühsam hinter­her, rechts hoher Wald, links meist dürftige Heidelandschaft. Uns begeg­neten jede Menge unkenntlich gemachte Bundeswehrschilder und zerstörte Schlagbäume. Nach dem Mittagessen in Fretzdorf ging es weiter am Platz ent­lang bis Gühlen-Glienicke. Dort über­nachteten wir in einem nicht mehr ge­nutzten Kindergarten. Am nächsten Morgen (Samstag) ging es weiter wie am Freitag. Doch diesmal kommt der schlecht bezahlte und übel motivierte (aufgehetzte) Wachschutz auf die Idee, wir könnten die Verursacher der Unta­ten gewesen sein. Die Polizei konnte ihn dann von unserer Harmlosigkeit über­zeugen. Die Instrumente der Zerstörung müssen andere geführt haben. Dennoch nahmen wir einige Reste zerstörter Ver­kehrshindernisse mit, zerkleinerten sie und boten sie bei der Protestwanderung der BI den Teilnehmern als Symbol der Solidarisierung zum Erwerb an. 150 Mark kamen dafür in die BI-Kasse. Am Abend zelteten wir an einem Autokino in Zempow und veranstalteten noch eine kleine Party mit Lagerfeuer. Am Sonn­tag ging es nach dem Frühstück nach Flecken Zechlin, wo die 23. Protest­wanderung stattfand. Nach einer geistli­chen Besinnung in der Kirche machte sich der Zug von ca. 500 Menschen auf den Weg rund um den schwarzen See. Danach fand am Bootsverleih die Kundgebung statt. Am Anfang stand ein kurzer Bericht über die Aktionstage.

 

Kreuze am Wegesrand in der Colbitzer FREIe HEIDe

Es waren für alle anstrengende aber schöne Tage, doch viel zu wenig Leute!

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