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Steuern zu Pflugscharen
vonAm 1. Juli 1991 trafen sich Vertreter des Landeskirchenamtes und der Ökumenischen Aktion Steuern zu Pflugscharen im Landeskirchenamt in Düsseldorf. Die Leitung des Gesprächs hatte Oberkirchenrat Bewersdorff, der seit zwei Jahren im Auftrag des Landeskirchenamtes einen intensiven Austausch mit Christen aus der Evangelischen Kirche im Rheinland führt, die aus Gewissensgründen für eine Steuerverweigerung für Rüstungs- und Militärausgaben kämpfen. Die Gruppe der Ökumenischen Aktion Steuern zu Pflugscharen war mit 20 Vertreterinnen und Vertretern anwesend. Sie trugen ihr Anliegen an dem Tag, an dem die Steuererhöhung in Kraft trat, die mit den Ausgaben für den Golfkrieg begründet wurde, noch einmal besonders engagiert vor. Sie verwiesen wiederholt darauf, daß ihr Anliegen theologisch ernst genommen werden müsse. Denn allein aus der Heiligen Schrift kämen die Motive ihres Denkens und Handelns.
Ein kontroverses Gespräch ergab sich über die Entscheidung des Landeskirchenamtes, Anträgen auf Einbehaltung von Lohn- und Einkommensteuern und ihre Reservierung für andere Zwecke als solche der Rüstungs- und Militärausgaben, nicht stattzugeben. Den Vorwurf, die Begründung sei vorwiegend juristisch und nicht theologisch gehalten, wiesen die Vertreter des Landeskirchenamtes entschieden zurück.
Im Verlaufe des Gespräches legten die MilitärsteuerverweigerInnen die Schrift vor: Wer will, kann, die von der steuerrechtlichen Seite her Möglichkeiten der Steuerverweigerung begründen möchte. Die Vertreter des Landeskirchenamtes standen dieser Argumentation skeptisch gegenüber. Sie verwiesen darauf, daß das Landeskirchenamt ein Gutachten zur Frage der Rüstungs- und Miltärsteuerverweigerung bei der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Auftrag gegeben habe. Dieses Gutachten soll die Grundlage für weitere Gespräche sein.
Oberkirchenrat Bewersdorff, der inzwischen für Fragen der Militärsteuerverweigerung vom Landeskirchenamt beauftragt wurde, teilte bei dem Gespräch mit, daß das Landeskirchenamt einen Zuschuß für die Veröffentlichung Militärsteuerverweigerung - Kirchliche Dokumente von Walpot bis Hunthausen, von Seoul bis Spandau abgelehnt habe. Dieser Vorgang zeigt erneut Gesprächsbedarf auf. Ein weiteres Gespräch wurde für den 28. 10. 1991 vereinbart.
Die Zahl der Militärsteuerverweigerer steigt:
Waren es im Mai 1991 allein unter der Mitarbeiterschaft der Kirchen etwa 500, so sind es inzwischen weit über 1000 Personen, die bei ihren Dienststellen einen Antrag als MilitärsteuerverweigerInnen aus Gewissensgründen gestellt haben. Es handelt sich um viele Einzelne, aber auch um Gruppen.
Bisher sind folgende Gruppen bekannt: in Bremen 380 UnterzeichnerInnen, in Berlin 300, in Bethel (von Bodelschwingh'sche Anstalten) 141, in Ludwigshafen über 100, in Hannover über 70, in Bayern etwa 40, in Hessen etwa 30, auch eine größere Anzahl in Baden; kleinere Gruppen (3 bis 20 Personen) gibt es darüber hinaus in: Göttingen, Bielefeld, im westlichen Münsterland, in Recklinghausen, Gelsenkirchen, Krefeld, Essen, Wuppertal, Leverkusen, im Kirchenkreis An der Agger (Östlich Köln/Bonn), in Köln, Düren, auf dem Hunsrück, in Gammertingen (Württemberg).
Die meisten dieser MilitärsteuerverweigerInnen aus Gewissensgründen sind evangelische Christen. Aus den Bistümern Münster und Limburg sind einige katholische MilitärsteuerverweigerInnen bekannt, die bei ihren Dienststellen Anträge auf verminderte Lohnsteuerzahlung gestellt haben, in Vorbereitung sind solche Anträge in den Bistümern Aachen und Augsburg.
Einige dieser Gruppen sind erst in den letzten Tagen als Gruppen von MilitärsteuerverweigerInnen der ökumenischen Aktion Steuern zu Pflugscharen bekannt geworden, daher gibt es vermutlich weitere, die noch nicht bekannt sind. Andere sind bekannt, die die Antragstellung vorbereiten.
Die ökumenische Aktion Steuern zu Pflugscharen hat zusammen mit der Aktion Kein Geld für Krieg (Werwolf 57 a, 5650 Solingen, oder Klaus Hecker, Pfarrer-Dorn-Str. 18, 6500 Mainz 32), die in der Friedenssteuerinitiative zusammenarbeiten, seit dem Golfkrieg Informationsmaterial für MilitärsteuerverweigerInnen aus Gewissensgründen und für ArbeitgeberInnen vorgelegt, mit Musterbriefen.
Das Thema Militärsteuerverweigerung aus Gewissensgründen wurde bereits 1990 auf einer Kreissynode in Essen behandelt. Mehrere Kirchengemeinden (Göttingen, Leverkusen, Bell (Hunsrück), Berlin-Spandau), Synoden und andere kirchliche Gremien haben sich für die Ermöglichung der Militärsteuerverweigerung ausgesprochen, vgl.: Militärsteuerverweigerung - Kirchliche Dokumente von Walpot bis Hunthausen, von Seoul bis Spandau, hrsg. von Steuern zu Pflugscharen zus. mit Versöhnungsbund und Pax Christi (Beilage Junge Kirche Juni 1991)!
Adresse: ökumenische Aktion Steuern zu Pflugscharen, p.Adr. Martin Arnold, Neißestr. 4, 4300 Essen 1, Tel. 0201 - 255282.