taz-Panter-Preis für Friedensengagement

von Bascha Mika

(ms) Am 29. Oktober wurde im Berliner Centrum Judatcum erstmalig der taz-Panter-Preis verliehen, mit dem hartnäckige und widerborstige Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, geehrt werden. 324 Personen waren für den Jury- und den Leserinnen-Preis vorgeschlagen worden. Der Preis der Jury ging an zwei Kreuzberger Jugendliche türkischer Herkunft, Sinan und Saithan, die mit einer öffentlichen Postkarten-Verteilaktion gegen Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen aktiv geworden sind. Den Leserlnnen-Preis erhielt Helga Dieter, die damit für das von ihr koordinierte friedenspolitische Versöhnungsprojekt „Ferien vom Krieg" des Komitees für Grundrechte und Demokratie geehrt wurde. taz-Chefredakteurin Bascha Mika hielt die nachfolgend dokumentierte Laudatio zu Helga Dieters Engagement bei der Preisverleihung.

Laudatio von Bascha Mika am 29.10.05
Helden sind nicht immer einfach und unkompliziert. Sie tun Gutes, manchmal mit einer Aufopferung und Selbstlosigkeit, die man nur mühsam gebührend ehren kann. Helga Dieter ist so eine Heldin. Sie wollte sich partout nicht alleine für die taz-Berichterstattung fotografieren- lassen, sie wehrte sich hartnäckig und bestand darauf, gemeinsam mit ihren Helfern in der taz abgebildet zu werden. ,,Allein bin ich gar nichts", sagte sie. Erst nach gutem Zureden willigte sie ein - allerdings nur unter zwei Bedingungen: Man solle sie mit einem improvisierten Lorbeerkranz ablichten, um ihr Heldentum ironisch zu brechen. Und sie bestand darauf, dass man neben ihr bekränztes Gesicht ein Zitat von Bertolt Brecht schreibe: ,,Wehe dem Land, das Helden nötig hat."
Trotz ihrer Skepsis steht für uns fest: Helga Dieter ist eine Heldin. Eine, die den taz-Panter-Preis verdient hat. Über 1.300 Leserinnen und Leser gaben per Mail, Fax und Postkarte für sie und ihr Projekt„Ferien vom Krieg" ihre Stimme ab. ,,Ferien vom Krieg" organisiert seit 1994 Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche aus den Kriegs. und Krisengebieten des Balkan; seit 2002 kommen außerdem junge Menschen aus Israel und Palästina in Deutschland und an Ferienorten im Ausland zusammen.
Helga Dieter managt das Projekt seit 1997: Sie sorgt für die Finanzierung, die ausschließlich auf privaten Spendengeldern basiert. Sie kümmert sich um Visa für die Ferienkinder, engagiert Betreuer und Pädagogen und entwickelt Ferienprogramme. Es geht ihr nämlich nicht bloß darum, dass die Kinder und Jugendlichen mal rauskommen aus ihrem oft schwierigen Alltag - sondern ihnen soll geholfen werden, in Diskussionsrunden und Workshops ihre Vorurteile abzubauen. Wo die Eltern Feinde sind oder waren, können die Kinder in friedlicher Atmosphäre Freunde werden. In zwölf Jahren wurden rund 19.000 junge Menschen auf diese Art zusammengeführt: Jugendliche aus Palästina setzen sich mit Gleichaltrigen aus Israel auseinander, albanische und serbische Kinder spielen gemeinsam am Strand - das sind Treffen, die in ihrer Heimat unmöglich wären, Treffen, die zum Ziel haben, an zementierten Feindbildern zu wackeln und sie zu zerstören.
Diese wertvollen Begegnungen, die ,,Ferien vom Krieg" ermöglicht, sollten irgendwann zur Selbstverständlichkeit werden. Zur Zeit seien sie noch „Schritte - zur konkreten Utopie einer friedlichen Welt", . sagt Helga Dieter. Ein weiterer, großer Schritt kann nun getan werden:
Die Leserinnen und Leser der taz kürten Helga Dieter zur Gewinnerin des taz-Panters - und sicherten ihr damit den Gewinn von 5.000 Euro, den sie als Grundstock für die Arbeit im kommenden Jahr einsetzen will; Denn letztlich haben doch alle Länder solche Heldinnen wie Helga Dieter nötig.

http://www.ferien-vom-krieg.de
Spenden für das Projekt,,Ferien vom Krieg" -Stichwort: ,,Ferienpatenschaft" über 130 Euro, Komitee für Grundrechte, Kto-Nr. 8013055 bei Volksbank Odenwald (BU 508 635 ll); Auch kleinere Beträge sind willkommen.

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