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Für ein friedliches und soziales Europa
Tour de Frieden
von"Das machen wir wieder mal!", war die spontane Reaktion von einigen TeilnehmerInnen am Ende der Tour de Frieden. Kein Wunder, war es doch eine rundherum gelungene Aktion.
Den Anstoß zu dieser Fahrradtour gab uns die diesjährige Tour de France, deren einzige deutschen Etappenorte Karlsruhe und Pforzheim waren. Die Strecke zwischen beiden Orten selbst wurde aber nicht mit dem Fahrrad zurückgelegt. Wir wollten diese ausgesparten ca. 40 km per Fahrrad verbinden und so unsere Forderung für Abrüstung in Europa wirkksam vorbringen.
Wir von der Karlsruher DFG-VK-Gruppe trugen unsere Idee dann in unserem örtlichen Friedensbündnis und bei der Friedensinitiative in Pforzheim vor. Beide Gruppen fanden diese Aktionsform gut. Schnell waren dann noch fünf weitere Friedensorganisationen als MitveranstalterInnen gewonnen: Arbeitsstelle Frieden (Evang. Landeskirche), Frauen für Frieden, Pax Christi, Versöhnungsbund und die Werkstatt für Gewaltfreie Aktion. Es bildete sich eine Planungsgruppe, die die Route ausarbeitete und die organisatorischen Arbeiten erledigte. Zwischen Karlsruhe und Pforzheim waren sechs Stopps vorgesehen, an denen mit kurzen Redebeiträgen an Krieg, Gewalt und Unrecht, aber auch an deren Überwindung durch Zivilcourage und Widerstand erinnert werden sollte.
Am Samstag, 2. Juli - also eine Woche vor der Tour de France - traf sich am Marktplatz in Karlsruhe eine Gruppe von 50 RadlerInnen, die dann im weiteren Streckenverlauf auf über 80 anwuchs. Die örtliche Presse berichtete nach der Aktion sogar von über 100 TeinehmerInnen. An alle MitfahrerInnen wurde ein extra für diese Tour angefertigter Button abgegeben. Nach dem Schmücken der Räder mit Friedensfahnen, -plakaten und -ballons wurde bei einer kleinen Kundgebung etwas zum Thema "Nein zu Aufrüstung und Krieg" gesagt. Dann fuhren wir durch die Karlsruher Innenstadt zum Bahnhof Karlsruhe-Durlach, wo eine größere Gruppe von MitfahrerInnen auf uns wartete. Nach einem kleinen Imbiss, den uns Friedensfreunde aus Durlach, die nicht mitradeln konnten, bereiteten und einem kurzen Überblick über die Zeit im Nationalsozialismus in Durlach ging es weiter nach Karlsruhe-Grötzingen.
An der Gedenktafel für ZwangsarbeiterInnen, die im zweiten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie arbeiten mussten, wurde an deren Schicksal erinnert. Dann führte uns der Weg zum Friedhof, wo wir an den Gräbern dieser ausgebeuteten und zu Tode gequälten Menschen Blumen und ein Gedenkblatt niederlegten.
Danach fuhren wir nach Berghausen zum Ludwig-Marum-Gymnasium weiter, um dort an den Namensgeber dieser Schule zu erinnern, einen SPD-Stadtrat von Karlsruhe, der gleich 1933 verhaftet und ein Jahr später im KZ Kislau ermordet wurde.
Im nächsten Dorf Königsbach-Stein wurde in der Nähe der in der Pogromnacht zerstörten Synagoge an das Schicksal der Juden erinnert. Es wurde aber auch jenes Pfarrers aus Stein gedacht, der mit seiner Kirchengemeinde im Dritten Reich Widerstand leistete. So wurden die Juden in Königsbach, als sie in den "arischen" Geschäften nicht mehr bedient wurden, von der Kirchengemeinde Stein mit dem Lebensnotwendigsten versorgt. Trotz verschiedener Anläufe fanden Staat und Partei niemanden, der sich zum Handlanger gegen die Kirchengemeinde machen ließ. Die Kirchengemeinde verzichtete auf Kirchensteuer, um selbständig zu bleiben und lebte nur von der Kollekte.
Der nächste Stopp in Ispringen an einer Quelle diente vor allem der Regeneration der Teilnehmenden. Während der Pause wurden aber auch Informationen gegeben, z.B. wurde von einem Betrieb erzählt, der im Dritten Reich gezwungen wurde, Rüstungsgüter herzustellen. Bei der Wiedereinführung der Bundeswehr weigerte er sich aber, erneut Rüstungsgüter zu produzieren. Bis heute produziert dieser Betrieb nur zivil : Brillenscharniere.
Pforzheim wurde am 23. Februar 1945 zu 80 % zerstört. Die Trümmer dieses Infernos wurden nach dem Krieg vor den Toren der Stadt aufgeschüttet und bepflanzt. Dieser Berg - der Wallberg - war unsere nächste Station. Da wir in Zeitverzug waren, wurde am Fuße des Berges über das offizielle Gedenken der Stadt Pforzheim an die Bombardierung vor 60 Jahren informiert. Dabei wird die eigene Verstrickung der Stadt in die Rüstungsproduktion und die Nazi-Gewaltherrschaft nur allzu gerne ausgeklammert. Danach fuhren wir auf einer der Pforzheimer Hauptstraßen unter der großen Beachtung durch die Bevölkerung zum Marktplatz. Unterwegs wurde öfters über Lautsprecher, der auf dem Begleitbus montiert war, über das Anliegen der Tour de Frieden informiert. Der Marktplatz war brechend voll, da an diesem Tag das große Fest des Stadtjugendrings Pforzheim stattfand. So konnten wir vor einigen Tausend Leuten, die sonst wohl nicht Zuhörer bei Veranstaltungen der Friedensbewegung sind, in kurzen Redebeiträgen unsere Forderungen nach Abrüstung und Frieden deutlich machen.