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Über die letzten Aktionen zur Rettung der SPD
vonDer Parteitag der SPD am 16./17.Nov., der der Bestätigung der Petersberger Beschlüsse dienen sollte, stand schon kurz bevor, als sich die INITIATIVE ZUR BEWAHRUNG DER SPD VOR VERHÄNGNISVOLLEN IRRTÜMERN zu einer letzten Kraftanstrengung aufraffte.
Ein Bündnis von Gruppen wie DFG, Falken, Pax Christi, Grüne, Jusos, das Bonner Romero-Haus u.a. riefen zum Parteitag von unten nach Bonn. Ein gelbes Flugblatt mit dem Programm zeigte Engholm, Rau und Klose im Fesselballon sich von der Basis entfernend und das Grundgesetz als Ballast abwerfend. Dazu Engholm selbst im Interview mit ZDF-Chef Bresser: "Also, solch ein Bild, das finde ich richtig gemein."
Das Parteitagsgelände der Bonner Beethovenhalle war weiträumig von der Polizei abgesperrt: wollte man schon mal die Festung Europa vorspiegeln? Dennoch gab es weit vom eigentlichen Eingang der Halle entfernt einen Durchlass für die Delegierten, wo wir unsere Aktionen vorbereitet hatten. Parteigeschäftsführer Blessing hatte im Vorhinein heftig appelliert, doch bitte keine Aktionen durchzuführen, die wie ein Spießrutenlaufen aussähen. Erst recht sollte kein Menschenteppich von symbolisierten abgelehnten Asylbewerbern - was in der Diskussion war - dargestellt werden, da das ein zu peinliches Bild vor der Presse abgegeben hätte.
Höflich wie wir sind, waren denn auch unsere Aktionen: einladend, humorvoll und trotzdem sehr ernst.
Eine Festung Europa symbolisierte den Wohlstand der Ersten Welt, der gegen außen notfalls militärisch verteidigt und vor Ausländern abgeschottet wird. Eine große Kartonwand zeigte u.a., wie der Händedruck zwischen CDU/CSU/FDP und SPD einen Asylbewerber zerquetscht. Bilder zeigten verfolgte oder exilierte Sozialdemokraten aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Sandwichs waren zu sehen mit Aufschriften wie: "Parteidisziplin: Lieber das Grundgesetz demontieren als Engholm"; "Artikel-16-Änderung als Ticket für die große Koalition" Aufgebaut war auch ein Petersberg, bei dessen Überschreiten man heftig das Grundgesetz treten konnte. Hier waren die drei Petersberger Gebote zu lesen: "1. Gehorche dem Vorsitzenden der Partei! 2. Sei stets bereit zur Wende! 3. Das Grundgesetz steht auch nur auf Papier!" Grundgesetze in der alten Fassung wurden als Sonderangebot im Schlussverkauf angeboten und ein Demonstrant forderte "Nur noch Sachleistungen für Klose und Engholm!"
Jeweils 5 Minuten vor einer vollen Stunde sollte eine Krach-Weck-Aktion die Delegierten mahnen.
Als eine Gruppe der Jusos auf das Gelände wollte, um mit Delegierten zu diskutieren, wurde ihnen dies verboten. Blessing selbst eilte herbei, um sie auf das bereitstehende Schiff abzuschieben, auf dem sie doch bitte diskutieren sollten.
Nach quälend-langer Diskussion, in der Blessing sämtliche Argumente ausgegangen waren, durften sie vier Stunden später dann doch gegen Vorzeigen des Parteiausweises auf das Gelände - zufällig genau zu dem Zeitpunkt, als die Delegierten nach der Mittagspause wieder in die Halle mußten.
Nachmittags fanden auf dem Abschiebeschiff am Rhein einige gute Diskussionen zur Asylfrage und zur out-of-area-Thematik statt, teilweise mit Parteitagsdelegierten, die jedoch alle den Kompromisstext der Antragskomission vertraten.
Die Parteitagsdebatte, die auf dem Schiff übertragen wurde, schleppte sich dahin und die Hoffnungen auf ein Kippen der geplanten Grundgesetzänderungen wurde immer geringer. Die Strategie, sich mit dem Petersberger Text ganz weit vorzuwagen, dann im sog. Kompromisstext etwas zurückzugehen und die Annahme dieses Textes mit der Vorsitzenden-Frage zu koppeln, ging immer deutlicher auf. So war das Ende, bzw. die Abstimmungsergebnisse vorauszusehen, allerdings erschütterlich, wie gering die innerparteiliche Opposition geworden war.
Am Ende des Parteitages wollte denn auch kaum noch einer der genervten Delegierten das kommentierende Flugblatt der Initiative entgegennehmen. Alle schienen erleichtert, endlich einen Beschluß gefasst zu haben. Interesse fand der letzte Demonstrant - dem Anlass der Blauhelmdebatte gemäß in Uniform - nur bei einem Bundeswehrhauptmann. Der empörte Soldat ließ in Unkenntnis der Rechtslage die Uniform durch die Polizei sicherstellen.
Die Aktionen am Parteitag zu machen, war sicher dennoch ein sinnvolles Unterfangen, auch wenn dadurch keine Delegierten mehr vom Engholm-Kurs abzubringen waren. Für Parteimitglieder der SPD bleibt das Angebot der GRÜNEN bestehen, das diese an ihrem Stand bei unseren Aktionen gemacht hatten: Vereinfachtes und beschleunigtes Aufnahmeverfahren.