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In guter Tradition:
Seit 1964 ist Generaloberst Dietl Namensgeber der Gebirgsjäger-Kaserne in Füssen. Örtliche Friedensgruppen setzen sich für eine Umbenennung der Kaserne ein, die ein trauriges Beispiel für viele ist.
An einem schwülen Nachmittag im Juni 1919 (Türkenkaserne, München) ermöglichte der damalige Hauptmann Dietl einem Ex-Gefreiten namens Adolf Hilter seinen ersten öffentlichen Auftritt als Redner. Der Staatsakt (1. Juli 1944, Schloß Kleßheim) für den tödlichen verunglückten Generaloberst Dietl war des "Führers" letzter Auftritt als Redner in der Öffentlichkeit. Auszüge: "Als ich zum ersten Mal diesem Mann gegenüberstand, da ermöglichte er mir mit seiner Kompanie die erste Einflußnahme auf ein deutsches Regiment. Als erster Offizier der deutschen Wehrmacht hat er mit seinen Verband zur Verfügung gestellt, um politisch auf ihn einzuwirken. Ein Stunde, nachdem ich damals zur dritten Kompanie seines Regiments gesprochen hatte, gab mir dieser Mann seine Hand und erklärte, er würde von jetzt ab mein Gefolgsmann und Anhänger sein. Und dabei ist es dann geblieben Jahr für Jahr."
So ist Dietl verstrickt in den Aufstieg und Niedergang der Hitler-Bewegung und des Dritten Reiches. Fast auf den Tag 25 Jahre lang war er ein treuer Gefolgsmann von Adolf Hitler.
Im Herbst 1919 trat Dietl der DAP (Deutsche Arbeiter Partei, Vorläufer der NSDAP d. Red.) bei. Hitler war im September 1919 zu dieser Partei gestoßen. Im Januar 1920 schickte Hauptmann Dietl eine Abordnung an die Bayerische Regierung mit dem Ultimatum: "Entweder Graf Arco wird begnadigt oder die Regierung hängt morgen!" Graf Arco war der Mörder des Bayer. Ministerpräsident Kurt Eisner. Hauptmann Dietl war beteiligt an den Vorbereitungen des Kapp-Putsches (März 1920) sowie des Hitler-Putsches (November 1923).
In Hitlers Aufruf zum 22 .Juni 1941 heißt es u.a.: "In diesem Augenblick, Soldaten der Ostfront, vollzieht sich ein Aufmarsch, der in Ausdehnung und Umfang der größte ist, den die Welt je gesehen hat. Im Bunde mit finnischen Divisionen stehen unsere Kameraden mit dem Sieger von Narwik am nördlichen Eismeer." Am 30. November 1941 hatte sich dieser Ex-Gefreite namens Adolf Hitler an General Dietl gewandt: "Alles das (gemeint war der Einzug in die Reichskanzlei) verdanke ich Ihnen, daß Sie mir damals mit Ihrer Kompanie ermöglicht haben, zu sprechen. Eigentlich sind Sie Geburtshelfer des Dritten Reiches." Am 30. Januar 1943, zum 10. Jahrestag der Machtergreifung, wurde General Dietl das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP verliehen. Als Oberbefehlshaber der 20. Gebirgsarmee richtet Dietl zum 9. November 1943 diesen Tagesbefehl an seine Gebirgsjäger. Auszüge: "Wir feiern die 20. Wiederkehr des 9. Novembers 1923 als den Tag der unbedingten Treue zum Führer, zur Idee des Reiches, zur Ehre der Nation und zur nationalen Gemeinschaft des deutschen Volkes. Die 16 Blutzeugen der Bewegung sind für jeden deutschen Mann seitdem Vorbild geworden."
Bei Durchhaltereden Mitte November 1943 in Bayern und in der Steiermark hatte der "Held von Narvik" ausgerufen: "Partei und Wehrmacht sind die beiden Säulen dieses Staates. (...) Der Krieg ist der unerbittliche Läuterer der Vorsehung. Wir erkennen den Krieg als das Instrument eines sinnvollen Schicksals an. (...) Ich erkläre feierlich: Ich glaube an den Führer! Je schwieriger die Lage, desto mehr vertraue ich ihm!"
Seit Mai 1964 ist Generaloberst Dietl (1890-1944) Namensgeber der Gebirgsjäger-Kaserne in Füssen und damit Bannerträger der Tradition. Mit ideologischen Deutungsmustern ("zeitlose soldatische Tugenden") wurde Gerneral Dietl enthistorisiert und damit entnazifiziert.
"Ein sehr guter Soldat sei Dietl gewesen, was immer das für den 2. Weltkrieg heißen mag, und Nationalsozialist seit dem 1. Weltkrieg. Aber immer noch Namensgeber einer Kaserne, und damit der Jugend als Vorbild empfohlen. Wie ich finde, eine beängstigende Form von Patriotismus trotzig oder gedankenlos gegenüber Geschichte. Oder: Weil sich solche Vorbilder im Kampf gegen den Kommunismus immer noch lohnen." (Dirk Sager, ZDF)
bildEnde März 1988 nannte der damalige Standortälteste von Füssen die Befürworter einer Umbenennung der Dietl-Kaserne "unzufriedene, ja beinahe unmündige Staatsbürger". Realsatirische Pointe: Just an diesem Tag wurde dem Oberstleutnant Schöffer das Goldene Ehrenzeichen der Bundeswehr verliehen.