Jugendliche in der Bundeswehr

"Unter 18 nie!" erklärt Juni zum Aktionsmonat

von Sarah Gräber

Die Kampagne „Unter 18 nie!“, die im März 2019 gestartet ist, verfolgt die Forderung, die Rekrutierung Minderjähriger in Deutschland zu stoppen.

 

Warum das wichtig und aktuell ist, zeigt sich, wenn man einen Blick auf die neuesten Zahlen wirft: Von Januar bis November 2019 wurden 1534 unter 18-Jährige von der Bundeswehr neu eingestellt – 974 davon als Freiwilligen Wehrdienst-Leistende und 560 als Soldat*innen auf Zeit. Damit ist die Zahl zwar im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken, bleibt aber weiter auf einem skandalös hohen Niveau. 669 der Soldatinnen und Soldaten waren sogar so jung, dass sie auch nach Ablauf ihrer Probezeit beziehungsweise ihres Widerrufsrechts noch nicht volljährig waren. Laut Bundesregierung waren 288 der minderjährigen eingestellten Rekrut*innen im vergangenen Jahr weiblich. Seit Aussetzung der Wehrpflicht haben über 13.000 Minderjährige ihren Dienst bei der Bundeswehr angetreten.

 

Die Bundesregierung sollte endlich die Rekrutierung minderjähriger Mädchen und Jungen als Soldaten stoppen - wie es über 150 Länder weltweit schon getan haben. Denn eine Armee ist kein Platz für Kinder und Jugendliche“, betont Ralf Willinger von der Trägerorganisation terre des hommes.

Die Kampagne stützt ihre Forderung auf die UN-Kinderrechtskonvention, die die Rekrutierung von Minderjährigen verbietet, sowie auf den UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und die Kinderkommission des Bundestags, die Deutschland wiederholt empfohlen haben, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben.

In der Bundeswehr kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen der Kinderrechte wie Unfällen bei militärischen Übungen, sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen. Statt Minderjährige solchen Gefahren auszusetzen, sollte die Bundesregierung sie davor schützen, wie es die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verlangt“, erklärt Willinger.

Dass unsere Arbeit etwas bewegen kann, zeigt sich daran, dass sowohl der Spiegel als auch RTL und die heute-show in letzter Zeit über uns und unser Anliegen berichtet haben. Um den Druck auf die Bundesregierung und die Bundeswehr weiter zu erhöhen, hat sich „Unter 18 nie!“ nun etwas Neues überlegt: Der Juni 2020 wird zum „Aktionsmonat“ ernannt. Doch was bedeutet das?

 

Unser Aktionsmonat wird verschiedene Bestandteile haben:

Zum einen wollen wir gemeinsam mit allen Interessierten Infostände in den Innenstädten und bei Veranstaltungen organisieren, um Leute über die Rekrutierung Minderjähriger und ihre Folgen aufzuklären. Denn noch wissen viel zu wenig Menschen überhaupt davon. Wir freuen uns über jeden, der uns dabei unterstützt! Die dafür nötigen Materialien schicken wir euch gerne in einem praktischen „Infopaket“ zu, das Unterschriftenlisten, Flyer, Aufkleber, Postkarten, Fact Sheets und ein Banner enthält.

Außerdem wollen wir im Juni den Fokus unserer Lobbyarbeit etwas verschieben: Weg von Berlin, hin zu den regionalen politischen Vertreter*innen. Um möglichst viele von ihnen zu erreichen, müssen wir Graswurzel-Lobbying betreiben: Das heißt, wir brauchen euch, um die Politiker*innen in euren Wahlkreisen anzuschreiben und im besten Fall in Gesprächen von unserem Anliegen zu überzeugen.

Aber auch die immer dreister werdenden Werbeaktionen der Bundeswehr wollen wir nicht vergessen. Deshalb planen wir eine Preisverleihung für ihre ungeheuerlichste Werbeaktion. Schickt eure Vorschläge für Nominierungen gerne an info [at] unter18nie [dot] de

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Informationen über weitere Bestandteile des Aktionsmonats folgen in den nächsten Wochen. Wenn ihr immer auf dem neuesten Stand der Planungen sein wollt, folgt uns doch auf Instagram, Twitter oder Facebook.

Wir versprechen von unserem Aktionsmonat, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen und zu gewinnen sowie den Druck auf die Politik zu erhöhen. Eines ist aber sicher: Diesen nächsten Schritt können wir nur mit euch gehen!

Alle Interessierten, die bereits jetzt wissen, dass sie sich an einer oder mehreren Aktionen im Juni beteiligen möchten, können sich gerne schon bei uns melden, damit wir die Aktivitäten besser koordinieren und in möglichst vielen Städten präsent sein können. Schreibe uns einfach eine Mail an info [at] unter18nie [dot] de. Wir freuen uns!

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Sarah Gräber ist Campaignerin der Kampagne "Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr".