War starts here Camp 2014

Vielfältige Aktionen

von Monty Schädel

Zum dritten Mal fand vom 17. bis 25. August 2014 in der Altmark das Internationale Diskussions- und Aktionscamp am Gefechtsübungszentrum Altmark der Bundeswehr (GÜZ) in Sachsen-Anhalt statt. Dabei gab es Bekanntes und Neues, Workshops zu Hintergründen aktueller Kriege und Entwicklungen, Diskussionen über unterschiedliche Ansichten zur Reaktion und/oder Verhinderung militärischer Auseinandersetzungen, viele Aktionen und so manche Lehrbeispiele über den aktuellen Zustand der Demokratie in der Bundesrepublik.

Mit einem neuen Campplatz, dichter an der Grenze zum GÜZ, hat es in diesem Jahr dann doch nicht geklappt, so dass das Camp wieder auf den bekannten Platz am Rande des Dorfes Potzehne aufgebaut wurde. Neu an der Aufstellung war dann allerdings, dass sich eine Gruppe von Menschen in einem Bereich des Campgeländes neu formierten und mit erklärten gewaltfreien Aktionen das GÜZ abschaffen wollten. Und auch wenn diese Gruppe sich räumlich auf dem Camp extra platzierte, so brachte sowohl ihre Anwesenheit wie auch ihre Aktionen eine deutliche Erweiterung der Teilnehmendenzahl wie auch des Spektrums des Protestes gegen die Kriegsvorbereitungen vom GÜZ. Mehr als 300 Personen waren letztlich auf dem Camp und wurden am gemeinsamen Aktionstag auf und um das GÜZ-Gelände am Ende der Woche von weiteren ca. 100 Aktiven unterstützt. In der Woche veranstalteten die AktivistInnen qualitativ hochwertige Workshops und Arbeitsgruppen zu unterschiedlichsten Themen und Bereiche des weltpolitischen Geschehens, und machten sich auf die Suche nach Antworten und PartnerInnen. Dabei zeigten sich die überwiegend jungen KriegsgegnerInnen interessiert und mit umfangreichen Grundwissen ausgestattet. Gleichzeitig waren sie auch diskussionsfreudig, offen für Argumentationen und selbst zu Überprüfung eigener Positionen bereit. Die praktischen Aktivitäten rund um das Camp, wie z.B. die mehrfachen Besetzungen von Teilen des GÜZ, Markierungen von Kriegsorten und -Material sowie der Sabotage an Transportwegen rundeten das Camp-Konzept ab.

In wieweit die demokratischen Gegebenheiten in der Bundesrepublik bereits an militärische Wünsche angepasst bzw. darauf ausgerichtet werden, wurde durch verschiedene Vorgänge um das Camp deutlich. Um den „Militärischen Sicherheitsbereich“ des GÜZ besser überwachen zu können, tauschten das Land Sachsen-Anhalt und der Bund noch im Juli 2014 Grundstücke und vergrößerten den Truppenübungsplatz. So waren die Grenzen der Überwachungsgebiete für die Polizei und die Feldjäger begradigt worden und übersichtlicher.

Auch die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und der Polizei brachte einige Merkwürdigkeiten zu Tage. So kam es am Rande der Räumung der Besetzungen zu Situationen, bei denen die Trennung zwischen den Aufgaben der Polizei und der Bundeswehr nicht wirklich erkennbar waren. So befahl der Standortkommandeur den angerückten Polizisten und nicht den zuständigen Feldjägern zu handeln. Von der Polizei verhaftete Aktive wurden mit Bundeswehrfahrzeugen transportiert. KriegsgegnerInnen wurden durch Bundeswehrhubschrauber selbst außerhalb des Truppenübungsplatzes gejagt und zu Boden gedrängt, als ob sie in einem Einsatz im Kriegsgebiet wären.

Auch das Rechtsverständnis der Polizei warf Fragen auf, nachdem sie am Freitag die gleichen Platzverweise an BesetzerInnen des GÜZ verteilte, die das Oberlandesgericht Magdeburg bereits am Donnerstag als rechtswidrig eingestuft hatte. Verteilte die Polizei diese Platzverweise am Freitag dann aus Überheblichkeit gegenüber der Rechtsprechung? Oder weil sie es nicht besser wusste? Beides ist mit Blick auf die Zustände der Gewaltenteilung in der Bundesrepublik eher beunruhigend und sollte nicht unbearbeitet hingenommen werden.

Auch in diesem Jahr hatten EinwohnerInnen des Ortes Letzlingen, in ihm ist die Kommandozentrale des GÜZ beheimatet, zum Camp-Aktionstag ein Alternativprogramm organisiert. Nachdem ihre Demonstration gegen die KriegsgegnerInnen im vergangenen Jahr eher kläglich scheiterte, versuchten sie es in diesem Jahr mit einem Sommerfest. Mit Unterstützung der Feuerwehr, der Bundeswehr, eines Autohauses und des Diehl-Rüstungskonzerns gab es Eintopf, Volksmusik und Trödelmarkt. Ähnlich wie das Agieren der Polizei in den Tagen des Camps, wirkte aber auch dieser Versuch den Antikriegsprotest zu diskreditieren, eher hilflos. Während gegen die Versuche der Polizei ein engagiertes Legal-Team half, nutzen eine Reihe der Aktiven das Sommerfest zum Tanzen.

Als Ergebnis des Camps und der damit geschaffenen Öffentlichkeit sollte dieser Ort der Diskussion und Aktion weiter verstetigt werden. Dass GÜZ scheint, nach einer Analyse der praktischen Anzeichen auf und um das Gelände wie auch der offiziellen Verlautbarungen, für längere Zeit eingerichtet zu werden. Die Antikriegs- und Friedensbewegung sollte die Diskussion um die Bedeutung dieses Ortes möglichst bald führen.

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