Der Atomwaffensperrvertrag, internationale Jugendliche und ein Flaschengeist bei der UNO in Wien.

Vienna 007 - License to Disarm

von Julia Kramer

Zur Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag Anfang Mai 2007 in Wien kamen nicht nur Delegierte und internationale NRO-Experten. Über 40 Jugendliche zeigten mit ihrer Präsenz und zahlreichen Aktionen, dass das Thema für junge Menschen relevant ist - und sie nicht bereit sind, das atomare Erbe anzutreten.

Anfang Mai 2007 tagte in Wien das Vorbereitungskomitee zur Überprüfungskonferenz 2010 des Atomwaffensperrvertrags. Jugendliche und junge Erwachsene aus Deutschland, Österreich, Weißrussland, Italien, Polen und Südkorea ließen sich eine Woche lang täglich eine neue Aktionsform einfallen, um die Delegierten der Konferenz auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen: So gab es einmal eine Jonglage-Performance unter dem Motto "Mit so was spielt man nicht", ein Meer von Kreidebotschaften vor dem Konferenzzentrum oder eine Sonnenblumenpflanzung in Form eines Peace-Zeichens direkt vor der UNO.

Durch die Akkreditierung bei der Konferenz als "NRO-Delegierte" hatten die Jugendlichen des Jugendcamps aber auch die Möglichkeit, den Konferenzbereich im Wiener Austria Center zu betreten und sich direkter in die Konferenz einzubringen. Dies taten sie auch, u.a. mit einem Workshop des europäischen Jugendnetzwerks für atomare Abrüstung BANg (Ban All Nukes generation, siehe Kasten), Hintergrundgesprächen und der Übergabe von Schüler-Botschaften, die sie zuvor an Wiener Schulen gesammelt hatten. Höhepunkt der Woche war jedoch die Rede der Jugendlichen vor dem Plenum der Delegierten. Jugendliche aus verschiedenen Nationen hatten die Rede im Vorfeld per Email-Liste entwickelt. Von einer geplanten Schweigeminute für mögliche kommende Opfer von Atomwaffen hatte das Konferenzbüro jedoch im Vorfeld mit großem Nachdruck als zu angreifend abgeraten. Kritisch blieb die Rede dennoch: So stellten die Jugendlichen darin fest, dass seit der Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags 2005 nur Stillstand und Rückschritte zu verzeichnen sind. "Wir sind diese politischen Spielchen leid", sagten die SprecherInnen Nora Hofstetter und Philipp Spieß im Namen der Jugendlichen von BANg vor dem Plenum, und fragten die Delegierten: "Kann es sein, dass manche Staatsoberhäupter, die verantwortlich für unsere Zukunft sind, behaupten, dass Nuklearwaffen keine Bedrohung darstellen, solange sie in den "richtigen" Händen sind? Kann es wahr sein, dass einige Staaten immer noch von Erstschlagsdoktrinen sprechen, während uns die Hibakushas von den Opfern und dem unglaublichen Horror der Atombombenabwürfe von 1945 berichten?"

Für die teilnehmenden Jugendlichen hat sich die Reise sowohl persönlich als auch politisch gelohnt. "Wären wir nicht da gewesen, hätte bei den Delegierten leicht der Eindruck entstehen können, das Thema ist in der Öffentlichkeit irrelevant", so einer der Teilnehmer. Wie viel sie persönlich gelernt haben, stellten die Jugendlichen am Ende der Woche unter Beweis: Sie besuchten zwei Wiener Schulen und erarbeiteten mit den Schülern in kreativen Workshops Basiswissen zum Thema Hiroshima & Nagasaki, Atomtests im Pazifik, aber auch Aktionsmöglichkeiten und eine Simulation der Verhandlungen zum Atomwaffensperrvertrag.

Die Friedenswerkstatt Mutlangen, das europäische Jugendnetzwerk für atomare Abrüstung (BANg), YAP und der Versöhnungsbund Österreich führten dieses Jugendcamp gemeinsam durch. Eine Gruppe von drei jungen Studenten und einer Schülerin gaben dazu den Anstoß. Alle vier waren bei dem Scheitern der letzten Überprüfungskonferenz in New York dabei gewesen und wollten die Stagnation in der Abrüstung nicht hinnehmen. Tobias Bollinger aus Ebersbach, einer der Organisatoren der Reise: "Viele sind der Meinung, er oder sie kann als Jugendliche(r) nichts gegen Atomwaffen tun. Wir beweisen das Gegenteil!"

Die Dokumentation der Aktionsreise und der Text der Jugendrede finden sich auf http://www.wien.pressehuette.de.

ReferentInnen von "Vienna 007" können angefragt werden unter redaktion [at] pressehuette [dot] de.

Video-Statements von ExpertInnen, AktivistInnen und Delegierten, aufgenommen und präsentiert von Heidelberger SchülerInnen der Aktion Völkerrecht, finden sich auf http://www.npt-webcast.info.

Europ. Jugendnetzwerk
Atomarer Flaschengeist auf DVD eingefangen

Bei der UNO in Wien wurde sie zum ersten Mal vorgestellt - nun ist sie auch bestellbar: Die DVD "Genie in a Bottle - Unleashed" des europäischen Jugendnetzwerks für atomare Abrüstung, BANg.

"Danke für den witzigen, dennoch berührenden Film" schreibt Nora aus Freiburg an die beiden Filmemacher Stephen & Trace, nach der vielbeklatschten Präsentation im Wiener Austria Center. Im Hauptfilm der DVD "Genie in a Bottle - Unleashed" erzählen die beiden damals 13-jährigen Stephen und Trace aus Chicago anhand von zahlreichen Interviews die Geschichte des atomaren Flaschengeistes, seiner Entstehung im "Manhattan Project" und seiner Konsequenzen am Beispiel Hiroshimas.

Über 70 Personen aus 15 Ländern haben an dem von Giorgio Alba (Italien) angestoßenen und von Julia Kramer (Deutschland) koordinierten Jugend-Projekt mitgewirkt oder Beiträge beigesteuert. Der Hauptfilm ist neben Englisch in 8 Sprachen übersetzt, und weitere vier Kurzfilme, eine raggae-unterlegte Fotogalerie und zahlreiche Hintergrundinformationen und Aktionsbeispiele stehen darauf zur Verfügung. Damit eignet die DVD sich gut für Jugendgruppen und Workshops, aber auch den Schulunterricht etc.

Gegen eine Spende, um die Kosten zu decken (vorgeschlagen sind 6-12), ist die DVD ab sofort erhältlich unter www.BANg-europe.org oder bei der Friedenswerkstatt Mutlangen unter redaktion [at] pressehuette [dot] de.
 

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Friedensbewegung international

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