Mitgliederversammlung der Kooperation für den Frieden

Was steht 2018 an?

von Wiltrud Rösch-Metzler
Kooperation für den Frieden
Kooperation für den Frieden

Wer in der Friedensbewegung aktiv ist, engagiert sich in verschiedenen Kampagnen und weiß um die weltweiten Friedensdefizite. Wer aber von außen auf die Friedensbewegung schaut, nimmt diese kaum wahr. Erwartungen sind dennoch vorhanden, etwa im Herbst 2017: „Was tut die Friedensbewegung, damit es zwischen Nordkorea und den USA nicht zum Atomkrieg kommt?“

Und so bewegen wir uns im Spagat der Außenanforderungen und der eigenen Schwerpunktsetzungen. Auch bei der Mitgliederversammlung der Kooperation für den Frieden Ende November 2017 war das zu beobachten. Zunächst hatte der Kooprat entschieden, dort das Thema „Sanktionen“ zu diskutieren. Sanktionen werden zunehmend als nichtmilitärisches Mittel gegen Staaten eingesetzt, treffen aber in vielen Fällen die Zivilbevölkerung hart. Dann rückte Nordkorea in den Vordergrund, und wir konnten uns zusammen mit einem ausgezeichneten Referenten auf der Mitgliederversammlung ein Bild davon machen, wie Nordkorea mit seinen Raketentests (zum wiederholten Mal) direkte Gespräche mit den USA erheischt. Nordkorea hat ein Interesse an Atomwaffen, um einem Schicksal, wie es Libyen oder den Irak traf, zu entgehen. Die USA nutzen gleichzeitig den Konflikt, um Japan und Südkorea aufzurüsten. Noch gefährlicher könnte die Weltlage werden, wenn die USA das Atomabkommen mit dem Iran aufkündigen. Trumps Atompläne, beschrieben im Nuclear Posture Review, zeigen, dass die USA nuklear weiter aufrüsten, was eine atomare Rüstungsspirale mit anderen Mächten in Gang setzt. Die Friedensbewegung muss hier Dialog anmahnen, Dialog mit Nordkorea und Dialog mit Russland. Diese Forderungen sind an die Bundesregierung zu richten. Die Initiative „Für eine neue Entspannungspolitik jetzt!“ ist hier eine wichtige Klammer(http://neue-entspannungspolitik.berlin/).

Gesellschaftliches Umfeld     
Friedenspolitische Forderungen entstehen derzeit in einem Umfeld, das nicht allzu viel Spielraum für sie bereithält. Das Gefühl „uns geht’s gut“, wohl wissend, dass es nicht allen in Deutschland und schon gar nicht weltweit gut geht, sowie eine Strömung der Wut, des Nicht-Einverstandenseins mit der herrschenden Politik, prägen unsere Gesellschaft. Beide Strömungen sind auch Ergebnis politischer Visionslosigkeit. Mit ihren Vorstellungen von Abrüstung und einer friedlichen Welt erreicht aber auch die Friedensbewegung weder das eine noch das andere Lager.
Angst vor Terror und die Debatten um Sicherheitsmaßnahmen bis zum Demokratieabbau führen dazu, dass kaum nach den Wurzeln des Terrors gefragt wird. Dabei könnten Ängste abgebaut werden, wenn über die Wurzeln des Terrors informiert wird. Die Friedensbewegung kann hier Aufklärung leisten.
Information ist zentral. Heute informieren sich Menschen auch außerhalb der traditionellen Leitmedien bei unabhängigen und anderen Internet-Medien. Hier sich eine eigene Meinung zu bilden bzw. sich erst einmal seine Quellen zusammenzusuchen, ist mühsam. Orientierung kann die Friedensbewegung geben, indem sie ihre Informationsquellen nennt.     
Es gibt Kriegstreiber, Aufrüstung und neue Waffen. Die pazifistische Grundhaltung der Bevölkerung wird oft ignoriert. Die Friedensbewegung muss diese Grundhaltung stärker hervorheben. Sie muss Alternativen aufzeigen, wie Kriege und Konflikte nichtmilitärisch bearbeitet werden können.

Vorhaben für 2018
1. Die Sehnsucht nach Frieden wecken
Über Kriegsgründe, Kriegsstrategien und Kriegsbeteiligung Deutschlands informieren mit dem Ziel, Krieg abzuschaffen. Dies immer mit einer konkreten Handlungsmöglichkeit verknüpfen, z.B. mit der Unterschrift unter die von der Kooperation für den Frieden mitgetragene Unterschriftensammlung  „Mehr fürs Militär? - Nicht mit uns!“ und der Bitte, im Bekanntenkreis weitere Unterschriften zu sammeln, um eine Aufrüstung Deutschlands zu verhindern. Auf Bildungsträger und Bildungseinrichtungen (VHS, kirchliche Erwachsenenbildung, Gewerkschaft…) zugehen, Angebote für Themen, Vorträge, Gespräche, Workshops unterbreiten und Friedenspolitik in die Erwachsenenbildung bringen.

2. Friedensbewegte Traditionen pflegen
Viele Menschen erinnern sich, dass sie früher einmal Teil der Friedensbewegung waren. Manche von ihnen sind auch heute noch ansprechbar. Hier gilt es einen Bogen zu ihnen zu schlagen. Dies kann gelingen, wenn man an ihre Erfahrungen mit Friedensthemen und Methoden anknüpft wie an die Ostermärsche und an FriedensDekade/Friedenswochen („Schwerter zu Pflugscharen“). Es lohnt sich Friedenstraditionen wie Ostermärsche, Antikriegstag und FriedensDekade neu zu beleben.

3. Menschen außerhalb der Friedensbewegung ansprechen
Über die Flüchtlingsarbeit sind viele Menschen politisiert worden. Menschlichkeit steht für sie im Vordergrund. Andere setzen sich für die Umwelt und Klimaschutz ein. Menschlichkeit, ein Verständnis für Flüchtlinge und Achtsamkeit gegenüber der Umwelt möchten sie in der Sprache der Friedensbewegung wiederfinden. Flüchtlinge sollten nicht nur als unmittelbare Kriegsfolge gesehen werden, sondern auch das Streben der Armen nach menschlicher Sicherheit. Außerdem lassen sich Menschen über das Thema Atomwaffen ansprechen.

4. Friedensbewegung ist kein Einheitsbrei
In der Friedensbewegung sind viele Organisationen und Initiativen. Wie in allen demokratischen Organisationen wird auch in der Friedensbewegung um die richtigen Themen und Wege gerungen. Diese Vielfalt dürfen wir nach außen sichtbar machen. Der Anspruch an uns selber muss jedoch sein, die Auseinandersetzungen friedlich zu führen, um Vorbild zu sein.

5. Inhalte 2018
Neben einer neuen Entspannungspolitik (Aufruf mit Unterschriftensammlung) und dem Einfrieren des Rüstungshaushalts (drei verschiedene Aufrufe mit Unterschriftensammlungen) brauchen 2018 die Kampagnen „Aktion Aufschrei – Stoppt den Rüstungsexport“,  die Anti-Atomwaffenkampagnen „Büchel ist überall“ und „Atomwaffen ächten“ oder  die Kampagne gegen den Bundeswehr-Einsatz in Syrien „Macht Frieden!“ unser Engagement. Und das sind nur vier Beispiele von vielen. Eine Diskussion, was 2018 die wichtigsten Inhalte sind, steht noch bevor.
Im vergangenen Jahr hatte sich die Kooperation für den Frieden zum bundesweiten Aktionstag am 18. November 2017 auf sechs Bereiche konzentriert:
•    Kriege beenden (z.B. in Syrien. Infos: www.macht-frieden.de)
•    Abrüstung für globale Gerechtigkeit (z.B. Mehr fürs Militär? Nicht mit uns Infos: www.paxchristi.de, www.aufschrei-waffenhandel.de/ )
•    Entspannungspolitik jetzt (z.B. http://neue-entspannungspolitik.berlin/)
•    Atomwaffen abschaffen (z.B. https://www.icanw.de/)
•    Verhandlungslösung statt Kriegsdrohungen in Korea (http://www.koop-frieden.de/aktuelles/artikel/appell-an-die-vernunft-nukl... )
•    Zivile Konfliktbearbeitung stärken (www.soziale-verteidigung.de/pazifismus-militaerkritik/gewaltfreie-konzepte/)

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Initiativen
Wiltrud Rösch-Metzler ist Journalistin und pax christi Bundesvorsitzende.