Wege aus der Gewalt

von Berthold Keunecke
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Viel wird über Gewalterfahrungen und Bedrohung, über unterdrückende Beziehungen und zugedeckte Konflikte geklagt. Ohnmachtsgefühle prägen die Gespräche über dieses Thema. Dem entgegenzuwirken ist ein Ziel der Kampagne "Wege aus der Gewalt" des Bundes für Soziale Verteidigung, in deren Rahmen Wochenendworkshops zur gewaltfreien Konfliktlösung und zum Verhalten in Bedrohungssituationen angeboten werden.

Seit ein paar Jahren läuft der Versuch schon, mit diesen Seminaren Menschen anzusprechen, die bis dahin wenig Kontakt mit den von der Friedensbewegung erarbeiteten Methoden und Möglichkeiten hatten. Doch das ist ein hartes Brot. Viele Workshops, z.B. über die Volkshochschulen angeboten, mußten ausfallen: Die Bereitschaft, sich auf etwas so Unbekanntes einzulassen, ist nur gering.

Wir wollen aber weiterhin unser Ziel verfolgen, die Basis der Leute zu verbreitern, die sich mit Konfliktbearbeitung und Gewalterfahrungen beschäftigt haben. Darum suchen wir jetzt gezielter nach Kooperationspartnern. Schließlich gibt es viele Institutionen und Gruppen, die mit Gewalterfahrungen umgehen müssen und nicht bei ihren Ohnmachtserfahrungen stehen bleiben wollen. Das fängt bei der Polizei an, bei der manche MitarbeiterInnen unsere Angebote gerne aufnehmen, auch wenn diese von anderen als den dort gewohnten weltanschaulichen Grundlagen geprägt sind. Aber auch Jugendämter, kirchliche Einrichtungen oder Leute, die in der "Agendaarbeit" stehen, möchten wir ansprechen: Sie alle müssen alltäglich mit Konflikten umgehen - diese nicht nur als etwas Negatives, sondern als eine Chance zur Weiterentwicklung zu begreifen, könnte viel Gewinn bringen. Mit Schulen wurden inzwischen schon gute Erfahrungen gemacht: Von Pilotprojekten der Konfliktvermittlung unter SchülerInnen bis zur Bereitstellung von Informationen über das Internet reichen die Aktivitäten, die in den Rahmen unseres Mottos "Wege aus der Gewalt" passen.

Es gibt beim Bund für Soziale Verteidigung und bei den anderen Bildungseinrichtungen der Friedensbewegung einen Pool von Trainerinnen und Trainern, die sich auf die speziellen Fragen einer jeweiligen Gruppe gerne einstellen. Unsere Kampagne will dafür die Kontakte vermitteln. Am Anfang muß die Erkenntnis stehen, daß es Wege gibt, mit den Ohnmachtsgefühlen der Gewaltthematik umgehen zu können. Dann besteht die Möglichkeit, aktiv zu werden und Menschen zu suchen, die mitmachen wollen.

Um einen Erstkontakt herzustellen, haben wir das abgedruckte Plakat erstellt. Es soll aufmerksam machen und zum Handeln anregen. Es ist ein nicht unumstrittenes Plakat, doch gerade dadurch, daß darüber geredet wird, lassen sich Aktivitäten anbahnen. Dann braucht es vor allem den Telefonhörer, um nähere Informationen einzuholen: Was ist nötig, um einen "Schnupperabend" oder sogar ein Seminar in den Blick zu nehmen, was können die TrainerInnen bieten und welche Möglichkeiten gibt es in den ganz konkreten Konflikten und Gewaltproblemen in der eigenen Institution?

Eine so breit angelegte Fragestellung wie die der "Wege aus der Gewalt" braucht die Spezialisierung. Nur in der jeweiligen konkreten Situation können die Methoden, die wir vermitteln wollen, ihre Effektivität entfalten. Darum ist es so wichtig, einen Kontakt zwischen denen, die vor Ort an konkreten Konflikten oder gegen Gewaltstrukturen arbeiten, mit unseren Trainerinnen und Trainern herzustellen. Wir hoffen, mit dem Plakat, das in Minden bestellt werden kann, dazu einen Beitrag leisten zu können.

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Berthold Keunecke ist Gemeindepfarrer, arbeitet im Bund für Soziale Verteidigung und Versöhnungsbund mit und in der Organisation der "Gewaltfreien Aktion GÜZ abschaffen".