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Überlegungen zum "Staatsempfang"
Was tut ein Staat, der Gäste erwartet? All das, was der Privatbürger auch tut - und etwas mehr. Über dieses Mehr haben wir in unserer Friedensgruppe Überlegungen angestellt, die wir als Anstoß zur Diskussion weitergeben möchten.
Wenn ausländische Staatsoberhäupter begrüßt werden sollen, dann reichen die sonst üblichen Formen plötzlich nicht mehr aus, dann wird Militärisches aufgestellt. Dem unvoreingenommenen Betrachter will es zunächst nicht einleuchten, daß der Aufmarsch von Soldaten und das Zurschaustellen von Kriegsmaterial eine besondere Ehrung darstellen. Man braucht keine vergleichende Verhaltensforschung studiert zu haben, um an Imponiergehabe aus der Tierwelt erinnert zu werden.
Fragt man beim Protokollbeamten des Auswärtigen Amtes nach, dann erhält man eine mehrfache Begründung für das Fortbestehen von Formen, wie wir für überholt halten: Militärisches Zeremoniell sei von jeher bei vergleichbaren Gelegenheiten selbstverständlich gewesen. Es sei auch heute noch weltweite Gepflogenheit, Staatsempfänge militärisch hervorzuheben. Jeder Staatsmann auf Besuch würde das Fehlen des Militärs als Kränkung ansehen. Zudem solle das Vorzeigen der ungeladenen Waffe die Friedfertigkeit des Gastgebers beweisen.
Die Begründung mag stichhaltig gewesen sein in Zeiten, in denen das Militärische Macht- und Ordnungsbasis der Staaten war. Gegenwärtig zeichnen sich am Horizont Formen zwischenstaatlicher Beziehungen ab, die auf der Erkenntnis beruhen, daß angesichts des Waffenpotentials und der menschheitsbedrohenden Gefahren außermilitärischer Art nicht nur die militärische Auseinandersetzung sinnlos geworden ist, sondern daß im Gegenteil weltweite friedliche Zusammenarbeit das dringendste Erfordernis ist. Auch wenn der Weg bis zur Verwirklichung solcher Zusammenarbeit weit und schwierig sein wird: wäre es nicht ein deutliches Zeichen für die Bereitschaft zum Umdenken, wenn da, wo es ganz sicher ohne Schaden geschehen könnte, auf das Militärische verzichtet würde?
Wir halten es weder für notwendig noch für zeitgemäß, einen Staat, dessen außenpolitische Ziele auf friedliches Zusammenleben der Völker gerichtet sind, beim Empfang hoher ausländischer Gäste weiterhin allein durch Militär und militärisches Zeremoniell dazustellen, - selbst wenn man der Interpretation des Auswärtigen Amtes folgt. Wir halten es vielmehr für notwendig, die archaische Ebenen der Droh- und Unterwerfungsgebärden zu verlassen und einen Rahmen zu schaffen, der Wesen und Ziele einen demokratischen Staates besser zum Ausdruck bringt.
Wir skizzieren einige Möglichkeiten:
Andere Formen sind denkbar; entscheiden ist der grundsätzliche Versuch, die rein militärische Ebenen mit all ihren Implikationen zu verlassen. Dafür Verständnis zu gewinnen sollte eigentlich kein Problem sein.