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Zivile Konfliktbearbeitung
vonDer Begriff der "zivilen Konfliktbearbeitung", die Rolle ziviler Akteure in internationalen Interventionen, Qualifizierung von Friedensfachkräften und Evaluation solcher Projekte sind vier Themenbereiche, die in einer neuen Publikation der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) angesprochen werden. Im Mittelpunkt der Studie stehen Möglichkeiten und Grenzen der nichtmilitärischen Intervention in Konflikte. Als Fallbeispiele dienen dabei Projekte und Aktivitäten, die von der OSZE und von deutschen nichtstaatlichen Friedensdiensten in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens durchgeführt werden.
Nach der Definition des Begriffes "Zivile Konfliktbearbeitung", der von humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit, gewaltfreier Aktion und Zivilem Friedensdienst abgegrenzt wird, wird ein Phasenmodell gewaltsam ausgetragener politischer Konflikte erläutert. Anschließend befasst sich die Autorin Sabine Klotz, die eigene Erfahrung in dem Bereich als OSZE-Mitarbeiterin in Südosteuropa sammeln konnte,mit dem Verhältnis von einheimischen und auswärtigen Akteuren in einem Krisengebiet und deren jeweiligen Handlungsmöglichkeiten. Die vom Forum Ziviler Friedensdienst, dem Zentrum für Internationale Friedenseinsätze und von der OSZE angebotenen Rekrutierungs- und Qualifzierungsmaßnahmen werden ebenso behandelt wie die Evaluierung erwänschter und unerwünschter Wirkungen von ziviler Konfliktbearbeitung.
Das Buch dürfte vorwiegend für diejenigen von Interesse sein, die sich mit dem Thema Zivile Konfliktbearbeitung noch nicht oder fast nicht auseinandergesetzt haben und einen ersten Einstieg ins Thema suchen. Dafür ist das - erfreulich kurz und bündig gehaltene - Buch durchaus zu empfehlen. Diejenigen, die mit den angesprochenen Themen vertraut sind, werden allerdings auch ein paar Schwächen kaum übersehen können. So spricht die Autorin mehrfach von "Widersprüchen", etwa zwischen Arbeit mit Opfern und mit Tätern, zwischen Berücksichtigung traditioneller Konfliktbearbeitungsmechanismen und Unterstützung marginalisierter Gruppen und zwischen gewaltfreier Aktion und ziviler Konfliktbearbeitung. Dies alles sind Themen, die gewiss problematisiert werden müssen, bei denen es aber durchaus Ansätze gibt, diese eher vermeintlichen Widersprüche erfolgreich zu überwinden. Auch dass sie den Zivilen Friedensdienst aus der Forderung in der DDR nach einem sozialen Friedensdienst ableitet, dürfte diejenigen, die mit der Entwicklung des Zivilen Friedensdienstes beteiligt waren, eher seltsam anmuten, weil Klotz ihn damit zum einen in eine Nähe zum zivilen Ersatzdienst rückt, die in diesem Umfange nie zugetroffen hat, während sie zum anderen den -in der frühen Phase wichtigen - Aspekt der Mobilisierung für alternative Soziale Verteidigung übersieht.