Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki- Gedenkveranstaltung am 6. August 2020 in Nottuln

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945, wurden die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. 65.000 Menschen verdampften und verbrannten auf der Stelle, bis zum Ende des Jahres starben mehr als 200.000. Diese Opfer mahnen uns, die katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen zu erkennen und für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen!

Lassen sie mich am heutigen Tage einmal einen kurzen Rückblick auf die Situation von damals werfen.

Das erste Ziel war Hiroshima, das damals Militärstützpunkt für Südjapan war. Die Bombe, die den Namen „Little Boy“ trug, sollte eigentlich schon am 1. August 1945 abgeworfen werden, doch das Wetter war zu schlecht und daher wurde der Termin verschoben.

Am 6. August sorgte das Wetter für gute Bedingungen und das Flugzeug, mit der Bombe an Bord startete um 2:45 in der Früh. Gegen sieben Uhr morgens überflog das Bombe tragende Flugzeug gemeinsam mit zwei anderen Flugzeugen die Stadt. Es wurde Bombenalarm gegeben. Doch nachdem die Flugzeuge wieder abdrehten, wurde entwarnt. Die Bewohner von Hiroshima kamen wieder aus den Luftschutzbunkern.

Kurze Zeit später – um 8:16 Uhr – geschah dann das Unglück. Die Menschen hatten keine Gelegenheit mehr, die schützenden Räume aufzusuchen. Die Bombe explodierte in 580 Metern Höhe direkt über der Innenstadt von Hiroshima.

Nicht einmal eine Minute nach der Explosion waren 80% der Innenstadt völlig zerstört. Die Menschen verdampften förmlich in der Hitze. In den folgenden Wochen starben weitere 60 000 Bewohner an der nuklearen Strahlung. Bis Ende des Jahres 1945 musste allein Hiroshima etwa 140 000 Opfer beklagen. Durch verschiedene Langzeitfolgen starben insgesamt etwa 240 000 Menschen durch die Atombombe „Little Boy“.

Nun gab es größere Probleme, die dann zum Abwurf über Nagasaki führten.

Die Überlebenden von Hiroshima hatten keine Möglichkeit, das Unglück zu melden. Die Verbindung zur „Außenwelt“ war genauso zerstört wie beinahe alle Gebäude der Innenstadt. Die Explosion wurde erst Stunden später gemeldet. Die Ursache war zu dem Zeitpunkt nicht bekannt.

In der Nacht zum 7. August forderte der amerikanische Präsident Truman die Japaner nochmals zur Kapitulation auf. Doch nachdem das Ausmaß der Zerstörung Hiroshimas nicht bekannt war, handelten die Japaner nicht entsprechend. Sie hofften auf Hilfe von Russland. Doch die Russen erklärten Japan am 8. August den Krieg. Das Schriftstück dazu erreichte Tokio jedoch nicht.

Am 9. August trafen sich die japanischen Minister, um über einen sofortigen Friedensschluss zu verhandeln. Das war allerdings erst 2 Minuten bevor die zweite Atombombe („Fat Boy“) über Nagasaki abgeworfen wurde – das neuerliche Unglück konnte nicht mehr abgewendet werden.

Die Hafenstadt Nagasaki, die war zu damaliger Zeit ein wichtiger Kriegshafen und wurde somit als zweites Ziel ausgewählt. Die Wetterverhältnisse waren am 9. August nicht mehr so günstig, wie noch einige Tage zuvor. Die Bombe verfehlte daher ihr eigentliches Ziel, den Rüstungskonzern Mitsubishi um mehr als 2 Kilometer. Die Explosion erfolgte in 470 Metern Höhe über dem Boden. Im Umkreis von 1 Kilometer wurden auch hier 80 % aller Gebäude zerstört. Etwa 22 000 Menschen starben sofort und weitere 40 000 bis Ende des Jahres.

Es setzten darauf hin lange Verhandlungen ein und am Ende kapitulierte Japan schließlich. Jedoch unter der Bedingung, dass es als Kaiserreich weiter bestehen durfte. Der Japanische Kaiser selbst richtete eine entsprechende Rede an sein Volk.

Am 2. September 1945 schließlich wurde die Kapitulationsurkunde unterschrieben. Einige Tage später unterzeichnete auch die China-Armee und schließlich am 12. September die Südost-Asien Streitkräfte Japans. Der Pazifikkrieg und damit der 2. Weltkrieg waren nun endgültig beendet.

Doch die Auswirkungen der abgeworfenen Atombomben sind immer noch spürbar. In beiden betroffenen japanischen Städten kommen etwa 30% mehr Kinder mit Behinderungen zur Welt, als in der übrigen Welt. Die Krebserkrankungen treten hier ebenfalls vermehrt auf.

Man muss diese beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki als Kriegsverbrechen bezeichnen, auch wenn dies bis heute hat kein US-Präsident das anerkannt, nicht einmal Barack Obama bei seinem historischen Hiroshima-Besuch 2016.
Wer diese Bomben werfen ließ, der unterschied bewusst nicht zwischen Angriffen auf Militäranlagen oder Rüstungsfabriken einerseits und zivilen Wohnvierteln andererseits.

Die USA haben dadurch allen in der Welt das Fürchten vor den Atombomben gelehrt.

Haben wir müssen uns heute 75 Jahre später fragen, ob wir außer dem Fürchten nichts gelernt haben?

Die momentane Situation ist kaum noch zu überbieten: Unsere Nato-Partner USA, Frankreich und Großbritannien verfügen über Atomwaffen. Deutschland will durch Trägerflugzeuge an dieser Abschreckung teilhaben.

Heute bedrohen uns weltweit noch immer mehr als 13.000 Nuklearwaffen! Die Atommächte planen, Milliardensummen in die Aufrüstung ihrer Arsenale zu investieren - alleine 2019 gaben sie 73 Milliarden US-Dollar für Atomwaffen aus.

Dies alles in der Hoffnung, dass aus der Drohung nie Wirklichkeit wird.

Der Schrecken der Atombomben sitzt nach wie vor in allen Köpfen. Zwar wird die Kraft der Kernspaltung mittlerweile in erster Linie zur Erzeugung von Energie eingesetzt, doch die Angst vor Unfällen ist groß und diese Auswirkungen wurden uns ganz deutlich durch Tschernobyl und Fukushima gezeigt.

Daher lassen Sie uns weiter mit unseren Aktionen für eine atomwaffenfreie Welt mahnen und kämpfen!

 

Manuela Mahnke ist Bürgermeisterin der Gemeinde Nottuln und Mitglied bei den Mayors for Peace.