Redebeitrag vom Bündnis „Bildung ohne Bundeswehr“ (BoB) für den Ostermarsch Hamburg am 17. April 2017

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensbewegte, Liebe GenossInnen!

Ich möchte heute über drei Tatsachen reden, denen wir als Friedensbewegung ins Auge sehen müssen – auch wenn sie noch so schmerzlich sind.

Erste Tatsache: Unser Protest, unsere Arbeit als Friedensbewegung ist noch immer unabdingbar. Noch immer und immer wieder stürzen die kapitalistischen Großmächte die Welt in Krieg und Elend: Irak, Afghanistan, Syrien, Mali, Ukraine, Jemen – die Liste ist lang. Dass Obama, der als erster Präsident zwei komplette Amtszeiten dauerhaft Kriege geführt hat, mit dem Friedensnobelpreis bedacht wurde, ist ein schlechter Witz. Aber auch bei der Europäischen Union ist der Friedenspreis vollkommen fehl am Platz. Mit dem zerstörerischen Potenzial und der kriegerischen Praxis der USA kann die Europäische Union zwar nur in ihren Träumen mithalten. Und doch organisiert sie die zunehmende militärische Zusammenarbeit zwischen ihren Mitglieds- und Anrainerstaaten. Sie plant, finanziert und treibt multinationale Rüstungs- und Kriegsprojekte voran. Solange die Herrschenden in Politik und Wirtschaft ihre Macht und ihren Profit mit kriegerischen Interventionen sichern, müssen und werden wir weiter auf die Straße gehen, um dagegen zu protestieren. Kein Frieden mit der NATO! Kein Frieden mit der Europäischen Union!

Zweite Tatsache: Mit ihrer allgegenwärtigen Kriegspropaganda ist uns die Bundeswehr in Sachen Öffentlichkeitsarbeit um Längen vor raus. Und zwar am deutlichsten im Bereich der Jugendarbeit. Die Bundeswehr ist leider nicht die einzige Institution mit einem Nachwuchsproblem. Auch wir als Friedensbewegung müssen uns fragen, wie wir mehr junge Menschen für unsere Sache begeistern können. Dabei sehen wir uns unter anderem Millionen schweren PR-Kampagnen, professionellen PropagandistInnen und bundesweit organisierten, öffentlichen Großevents gegenüber. Widerstand gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner macht keinen Spaß. Er ist entmutigend, anstrengend und zäh – aber er ist notwendig! Zweifelsohne: die KriegstreiberInnen stehen finanziell und materiell besser da als wir. Darüber dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir einen entscheidenden Vorteil haben: Ich habe noch nie erlebt, dass mir jemand ernsthaft erzählt, dass Krieg auch seine schönen Seiten hat. NIEMAND will Krieg! So gesehen stehen die Werbeagenturen der Bundeswehr vor einer enormen Aufgabe. Wir als Friedensbewegung haben es da um einiges leichter. Wir müssen niemanden erst noch davon überzeugen, dass Frieden an sich eine gute Sache ist. Was wir machen müssen, ist den Menschen zu zeigen, dass was sie wollen, möglich ist. Anders als die Bundeswehr müssen wir die Menschen nicht dazu bringen, gegen ihre Interessen für unsere Ziele zu kämpfen. Wir müssen sie nur dazu bringen, für ihr EIGENES Interesse einzustehen. Denn unser Ziel, der Frieden, IST ihr Interesse!

Wie begeistern wir also Jugendliche für unsere Sache? Wir müssen sie daran erinnern, dass unsere Sache auch die ihre ist und wir müssen sie in die Lage versetzen, über Hindernisse hinweg für ihre Sache einzutreten. Nur so werden sie den Frieden im Labyrinth der allgegenwärtigen Kriegspropaganda nicht wieder aus den Augen verlieren. Vor Schulen, Jobmessen, auf dem Hafengeburtstag, am Tag der Bundeswehr – egal wo die Militärs auch aufschlagen, wir müssen vor Ort sein, um ihre Lügen von der humanitären Verteidigungsarmee nicht unbeantwortet zu lassen – um dort zu sagen: Keinen Frieden mit einer imperialistischen Angriffsarmee! Kein Frieden mit der Bundeswehr!

Dritte Tatsache: Gegen Krieg aktiv zu sein ist wichtig, aber es ist nicht genug. Denn Frieden bedeutet mehr als das Ende des offenen Kriegs. Solange Menschen, Tiere und Natur weltweit für Profit ausgebeutet werden, kann es keinen Frieden geben. Solange die Herrschenden um Rohstoffe, billige Arbeitskräfte und schnelle Handelsrouten konkurrieren, wird es keinen Frieden geben. Krieg und Kapitalismus müssen nicht nur zusammen verstanden, sondern können auch nur zusammen überwunden werden. Solange wir nicht in einer befreiten Gesellschaft ohne Krieg und Ausbeutung leben, werden wir weiter auf die Straße gehen, um sie einzufordern!

Kein Frieden mit dem Kapitalismus!

Danke.