Redebeitrag von Bora Dursun (Dialog - Verein für gleiche Rechte) für den Ostermarsch Bremerhaven am 15. April 2017

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreundinnen und - Freunde!

Der Verein für gleiche Rechte beteiligt sich seit vielen Jahren an den Bremerhavener Ostermärschen. Wir arbeiten in der Initiative Mut zum Frieden mit und unterstützen den "Bremerhavener Appell".

In diesem Jahr hat unser Hafen die größte Truppenverlegung seit dem Ende des Kalten Krieges erlebt. Deutschland ist zum militärischen Aufmarschgebiet gegen Russland geworden. Wir lehnen das Säbelrasseln der NATO ab und setzen uns für eine neue Entspannungspolitik ein. Unser Hafen soll nicht für Militärtransporte missbraucht werden, sondern dem friedlichen Handel, dem Schiffbau und der Wissenschaft dienen.

Schon jetzt geben die westlichen Industriestaaten gigantische Summen für Rüstung und Kriegspropaganda aus. Geht es aber um die Bekämpfung von Armut, Hunger und die Folgen des Klimawandels, so will man uns weismachen, dass dafür das Geld fehlt.

Wir sagen: Das Geld ist da! Ihr gebt es nur für den falschen Zweck aus! Rüstet endlich ab!

Unser Verein ist hervorgegangen aus einem Zusammenschluss türkischer und kurdischer Migranten. In den vergangenen Wochen haben wir uns aktiv eingesetzt für die NEIN - Kampagne zum Referendum in der Türkei.

Wir stehen für eine gleichberechtigte, laizistische, freie und demokratische Türkei. Wir sagen Nein zur Erdogan-Diktatur!

Wir wollen ein Ende der schrecklichen Verwüstungen, die das Militär in kurdischen Städten hinterlassen hat.

Schluss mit dem Ausnahmezustand, Schluss mit willkürlichen Verhaftungen, Folter und Unterdrückung!

Wir wollen eine andere Regierung in Ankara.

Eine, die Frieden schließt im eigenen Land!

Eine, die nicht in Syrien und anderswo militärisch eingreift!

Eine, die nicht mit Terroristen gemeinsame Sache macht!

Der Verein für gleiche Rechte engagiert sich seit langem auch für die Rechte von Geflüchteten. Im vergangenen Jahr haben viele Deutsch-Kurse und Projekte in unseren Vereinsräumen stattgefunden. Unsere Freunde aus Syrien und anderen Kriegsgebieten haben von den schrecklichen Erlebnissen in ihrer Heimat berichtet. Wir haben viele Spenden gesammelt und das Einleben vieler Familien in unserer Stadt erleichtert.

Inzwischen schiebt Deutschland wieder verstärkt Flüchtlinge ab. In andere europäische Länder oder auch direkt ins Heimatland. Zum Beispiel nach Afghanistan! Wir sagen Nein zu Abschiebungen in Kriegsgebiete!

Wir sagen auch Nein zum Einsatz der Grenzschutz-Einheiten von FRONTEX im Mittelmeer. Bekämpft nicht die flüchtenden Menschen, sondern bekämpft die Fluchtursachen!!!

Die Hauptursachen von Flucht sind Krieg, Gewalt, Not und Unterdrückung!

Was tut Europa dagegen?

Was tut Deutschland?

Deutschland ist in den schmutzigen Stellvertreterkrieg in Syrien verstrickt. Deutsches Militär trägt Mitschuld am Tod syrischer Zivilisten.

Deutschland hat einen Deal mit Erdogan zur Flüchtlingsabwehr.

Deutschland schiebt nach Afghanistan ab.

So werden keine Fluchtursachen bekämpft!

So werden Flüchtlinge produziert!

Das ist menschenverachtend.

Vor ein paar Tagen haben die USA die größte nichtatomare Bombe über Afghanistan abgeworfen. Die Amerikaner nennen sie "Mutter aller Bomben". Wie pervers ist das? Eine Mutter schenkt Leben! Diese Monsterbombe aber hat nur eine Aufgabe: So viele Menschenleben zu zerstören wie möglich und ein Weiterleben im Abwurfgebiet unmöglich zu machen.

Lassen wir nicht zu, dass dieses Denken sich auch hier durchsetzt.

Bertold Brecht hat 1952 auf einer Friedenskonferenz gesagt:

"Lasst uns die Warnungen erneuern. Auch wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind. Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen die die vergangenen wie armselige Versuche aussehen. Und sie werden kommen. Ohne jeden Zweifel. Wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden!"