Redebeitrag von Gerhard Hoffmann (VVN-BdA) für den Ostermarsch Frankfurt/Oder am 16. April 2017

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich grüße Sie/Euch alle, besonders jene, die sich Jahr für Jahr zu Ostern hier treffen – scheinbar aussichtslos, aber beharrlich, weil wir davon überzeugt sind, dass es lohnt, sich dafür einzusetzen, eine andere Welt möglich zu machen.

m Internet sah ich dieser Tage eine Werbung der Aktion »Deutschland hilft«, dem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen. »Nothilfe Hunger in Afrika«, »Notstand in Peru«, »Flüchtlinge in Syrien« dafür würden Spenden gebraucht.

Unter dem Banner war ein farbenstarkes Foto zu sehen von einem deutschen Panzer und ein Beitrag aus der Zeitung DIE WELT vom 27. März 2017 mit der Überschrift »Die Bundeswehr baut Hitlers Tiger-Panzer nach«. Es war zu lesen, dass am Technologiestützpunkt Tarnen und Täuschen der Bundeswehr in Storkow der Panzer VI Tiger I original aus Glasfaser nachgebaut worden ist. Das Monstrum soll in die Ausstellung des Deutschen Panzermuseums nach Munster in der Lüneburger Heide.

Abgesehen davon, dass ich mit diesem ganzen Trödel nichts am Hut habe, dachte ich mir: Lass' sie, so schießen sie nicht und das Ding richtet auch keinen materiellen Schaden an.

Dann jedoch kochte Wut in mir auf.

Wir werden von »Deutschland hilft« gebeten zu spenden, um Nöte zu mildern, an denen immer häufiger »Made in Germany« mitwirkt. Wie wäre es, auf so einen blödsinnigen Panzernachbau zu verzichten und das Geld für Ursachenbeseitigung von Hunger, Durst, Not und Elend einzusetzen? In Äthopien oder Sudan sind hungernde Kinder zu schwach, sich der Fliegen auf ihren Augen zu erwehren und hier nebenan, in Storkow, basteln kluge, erwachsene Männer einen glasfasernen Nazipanzer.

Das ist nicht nur absurd, das ist gewöhnlicher deutscher Militarismus, sorgsam gehegt und gepflegt. - Wie beispielsweise bei der gemeinsamen Antiterrorübung von Bundeswehr und Polizei. Der Tabubruch eines bewaffneten Streitkräfteeinsatzes im Innern scheint damit vorbereitet. Auffallend war, dass die Übung Getex in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Saarland stattfand, dort scheinen bereits stabile Strukturen zu funktionieren.

Das beunruhigt.

Erinnern wir uns, wie viele von uns am 12. Januar diesen Jahres gegen den Durchmarsch von US.Truppen nach Polen protestierten.

Am 27. März berichtete ein offenbar »eingebetteter« Journalist im rbb über einen von Burg bei Magdeburg über Brandenburger Pisten nach Polen  rollenden Konvoi der US-Army. 19 Truppentransporter, 1.000 US-Soldaten fuhren angeblich eine Übung mit dem Ziel »Abschreckung jedweder Aggression gegen die Nato«. Außer  dem rbb-Bericht fand ich in deutschen Medien keinen Hinweis auf  diesen bedrohlichen Vorgang.

Was geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Woher kamen die Soldaten nach Burg? Gehört es zur Normalität, dass US-amerikanisches Militär sich in Deutschland tummelt?

In Burg 1.000 Soldaten mit Gerät, in Büchel vermutete 20 US-amerikanische Atomwaffen, in Ramstein soll es angeblich keine Nuklearwaffen mehr geben, aber es gibt seit 2010 grundsätzlich keine Auskunft mehr über die Positionen US-amerikanischer Atomwaffen.

Ramstein ist heute das »zentrale Nervenzentrum« für US-amerikanische Drohneneinsätze. In der US-Air-Base in Ramstein sind ca. 35.000 Militärangehörige tätig. Das sind keineswegs vollständige Angaben.

Und nirgendwo findet sich ein Hinweis, dass z.B. von diesen Stützpunkten in irgendeiner Weise Friedensstiftendes ausgeht.

Der Frieden braucht das alles nicht, er sichert aber auch keinen Profit beim führenden deutschen Waffenhersteller und -exporteur Rheinmetall, in dessen Vorstand nun Franz Josef Jung tätig ist, jener, der sich Verteidigungsminister nannte, als in Kundus auf Befehl des deutschen Oberst Klein 100 Zivilisten durch Nato-Bomben getötet wurden.

Seit dem 13. April weiß man um die Zerstörungskraft der »Mutter aller Bomben«. Kennen wir eine schlimmere Balsphemie?

Es ist die Rede davon, dass verteidigt werden muss.

Was denn bitte, wenn nicht der Frieden?

Bertolt Brecht schrieb 1952:

»Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! «

 

Gerhard Hoffmann ist aktiv bei der VVN-BdA.