Redebeitrag von Renate Wanie für den Ostermarsch Heidelberg am 31. März 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Meine Bank – bombensicher
Divestment, eine Strategie der Friedensbewegung

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Mein Name ist Renate Wanie, ich engagiere mich im lokalen Heidelberger Friedensratschlag (HFRS) und im Heidelberger Bündnis „Stoppt den Waffenhandel!“, beide sind Trägerinitiativen in der bundesweiten Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den

Waffenhandel!“. Der HFRS und das HDer Bündnis „Stoppt den Waffenhandel!“ sind Mitglied im großen Friedensbündnis HD, das den regionalen OM in diesem Jahr organisiert - gemeinsam mit dem Friedensplenum Mannheim.

Warum halten wir hier an diesem Ort, vor einer Bank an?
Mein Thema hier heißt: Divestment.

Des-Investment ist eine politische Strategie. Diese Strategie fordert AnlegerInnen auf, ihr Geld nicht in bestimmten Unternehmen zu investieren. Es geht z.B. um Atomwaffenhersteller oder Unternehmen, die Waffengeschäfte betreiben. Und es geht um den Entzug von Kapital für Waffengeschäfte.

Ihr erinnert Euch: Des-Investition wurde in den 1980er Jahren ein Element politischer Kampagnen. Organisiert wurde ein Wirtschaftsboykott gegen das südafrikanische Apartheid-Regime. Öffentliche Investoren wie Gemeinden, Kirchen oder Hochschulen wurden weltweit aufgefordert, sämtliche Gelder aus südafrikanischen Anlagen abzuziehen. Mit dieser Divestment-Kampagne wurde das südafrikanische Apartheid-Regime international in die Isolation getrieben. Das Regime in Südafrika verlor seine Legitimität und brach zusammen.

Heute frage ich Euch: Ist Eure Geldanlage vor Bomben sicher?

  • „Habt Ihr Euch als Bankkunde und Kundin schon einmal gefragt, ob Ihr durch Eure Spareinlagen und Aktienkäufe auch von Waffengeschäften profitiert?
  • Hat Eure Bank Euch schon einmal darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihr Geld gern auch mal an Waffenhändler verleiht?“ (Studie urgewald, S. 3)

Ich vermute, nein!
Solche imageschädigenden Informationen behalten Banken eher für sich. Banken wissen: Zweidrittel ihrer Kundinnen und Kunden lehnen Waffengeschäfte ab und würden die Bank wechseln. Verantwortungsbewusste und wechselwillige Kundschaft lehrt Banken das Fürchten.

Ohne Kredite und ohne Investoren werden kein Atomkraftwerk, kein Panzer, kein G3-Gewehr und keine Bomben gebaut! Alle Kriege der Welt brauchen Geld. Nur aus diesem einen Grund können sie geführt werden. Gespeist wird diese tödliche Industrie mit den Milliarden der Banken und mit unserem Geld.

Banken profitieren im Anleihe- und Kreditgeschäft von hohen und sicheren Zinsen und Provisionen. Die Rendite sind verlockend. Weitaus höher sind jedoch die Kosten für Mensch und Umwelt!

Kampagnen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), wie z.B. urgewald, haben massiven Druck ausgeübt. So wurden bestimmte Bereiche der Rüstungsindustrie von der Finanzierung durch die Banken ausgeschlossen. Die Commerzbank, vor der wir hier demonstrieren, besitzt z.B. seit 2008 unternehmensweit gültige Richtlinien für Rüstungsgeschäfte.

Doch der Praxis-Check offenbart eine Richtlinie voller Löcher! Laut der Studie von urgewald gehören zu den Kunden des Konzerns Commerzbank z.B. „deutsche Rüstungsgrößen wie Thyssen Krupp, Krauss-Maffei-Wegmann oder Rheinmetall, die U-Boote, Panzer oder Munition in Spannungsgebiete wie Israel, Algerien o der Saudi Arabien liefern.“ (Studie 2016 „Die Waffen meiner Bank“, NGO Urgewald - für Schutz der Natur und soziale Gerechtigkeit)

Hervorheben möchte ich den Konzern Rheinmetall. Er sticht besonders negativ hervor. Seine Geschäftspolitik steht für ein völlig unkontrolliertes Aufrüsten. Rheinmetall befeuert die Krisenregionen dieser Welt. Der Konzern verlagert zunehmend Produktionsstätten ins Ausland, z.B. nach Südafrika und Sardinen. Diese müssen nicht von der Bundesregierung genehmigt werden. (Hinweis Fernsehfilm)

Die Richtlinien der Rüstungsgeschäfte werden oft nicht konsequent umgesetzt und sind lückenhaft. Es handelt sich oft um Goodwill-Erklärungen, sie schließen Rüstungsgeschäfte nicht wirklich aus. (Urgewald Studie „Die Waffen meiner Bank“) Mit ihren Geldern finanzieren deutsche Banken Waffenschmieden und blutige Konflikte. Das ist das Ergebnis der Studie „Die Waffen meiner Bank“ von urgewald und Facing Finance.

Divestment-Kampagnen sind mehr als allgemeiner Protest. Eine Divestment-Kampagne benennt ganz klar Gegner und Ziele: Institutionen wie Kommunen, Universitäten, Banken oder Pensionsfonds werden unter die Lupe – und dann ins Visier – genommen. Ziel ist: Unser Geld nicht in Firmen zu investieren, die ihr Geld mit Rüstungsgeschäften verdienen!

Zum Schluss eine Ermutigung: Ein Erfolg der mehrjährigen Divestmentaktivitäten der NGO „urgewald“ ist zu verzeichnen: Die Deutsche Bank ist aus der Finanzierung von Streubombenherstellern ausgestiegen!

Zum Schluss die Frage: Wie mache ich meine Bank bombensicher? Die Antwort:
Mit diesen 10 Aktivitäten und Aktionen mache ich meine Bank bombensicher:

  1. Entziehen wir unseren Banken die Finanzgeschäfte mit der Rüstungsindustrie!
  2. Fangen wir bei uns in der Kommune an und
  3. machen wir Druck auf die Kommunen und fordern Divestment-Beschlüsse im Heidelberger Gemeinderat!
  4. Sprecht Eure Kirchengemeinden an und fordert sie auf, die Einlagen zu überprüfen!
  5. Fangen wir bei uns selbst an! Aktivieren wir uns als Privatpersonen und nehmen unsere Banken kritisch unter die Lupe!
    -Wie vermehrt meine Bank das Geld ihrer Kundschaft,meiner Sparanlage?
    -Ist meine Bank Kreditgeberin oder Anteilseignerin von Rüstungsunternehmen?
  6. Stellt kritische Fragen an Eure Bank: Gibt es ökologische und soziale Richtlinien, die z.B. Rüstungsgeschäfte ausschließen?
  7. Fordern wir von der eigenen Bank einen Kurswechsel und Ausschlusskriterien!
  8. Nehmt einen Bankenwechsel vor! Werdet Kundin bei einer der vier Nachhaltigkeitsbanken, die jegliche Geschäfte mit der Rüstungsindustrie ablehnen. (wie z.B. die GLS-Bank oder Ethik-Bank)
  9. Werden wir Kritische Aktionärin oder Aktionär, z.B. bei Rheinmetall oder bei Heckler & Koch, wie z.B. Jürgen Grässlin viele andere von der Kampagne Aktion Aufschrei, und stellen bei den Hauptversammlungen unangenehme Fragen!
  10. Organisieren wir Aktionen vor Banken und machen Rüstungsgeschäfte zum öffentlichen Thema!

Was bleibt?

  • Wir wollen keine Gewinne auf Kosten der Menschenrechte!
  • Menschenrechte dürfen nicht länger ökonomischen Renditezielen geopfert werden!
  • Starten wir Divestment-Kampagnen! Stoppen wir endlich die Finanzierung von Rüstungsproduktionen und -exporten!
  • Abrüsten statt aufrüsten! Kriege beenden! - wie das Motto unseres OM 2018 in HD lautet - oder: Banken abrüsten und Kriege stoppen!

 

Ich danke für’s Zuhörem.

 

 

Reante Wanie ist beim Heidelberger Friedensratschlag aktiv.