Hiroshima / Nagasaki: Gedenktage

Tausend Kraniche für den Frieden

von Joyce Oguama
Überblick über Friedensinitiativen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs
Überblick über Friedensinitiativen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs

Nachdem im letzten Jahr der Film Oppenheimer auf eine spannende und unterhaltsame Weise den Bau der ersten Atombombe beschrieb, kommen ein Jahr nach Premiere des Films und 79 Jahre nach Einsatz dieser Atombomben in Japan die Menschen aus den bombardierten Städten Hiroshima und Nagasaki noch immer zusammen. Gemeinsam gedenken sie dieses schrecklichen Ereignisses. Was im Film „Oppenheimer“ als revolutionäre wissenschaftliche Entwicklung dargestellt wird, ist in der Realität eine Massenvernichtungswaffe, die mehr als 140.000 Menschen direkt oder durch anschließende Folgen tötete. Um die Menschenleben, die verloren gingen, nicht zu vergessen, finden nicht nur in Hiroshima und Nagasaki jährlich Veranstaltungen statt, sondern auch in vielen anderen Ländern, so auch in Deutschland.

In verschiedenen Gedenkveranstaltungen spielten „Sadakos Kraniche“ eine wichtige Rolle. Sadako Sasaki war ein japanisches Mädchen, das im Alter von zwei Jahren den Atombombenabwurf auf Hiroshima erlebte. Jahre nach dem Krieg erkrankte sie als junges Mädchen an Leukämie. Während ihres Aufenthalts im Krankenhaus begegnete sie einer japanischen Legende, die besagt, dass jeder, der 1.000 Kraniche faltet, einen Wunsch erfüllt bekäme. Inspiriert von dieser Hoffnung begann Sadako, Kraniche aus Origami zu falten, um gesund zu werden. Leider starb sie 1955, doch ihre Geschichte und die Kraniche wurden zu einem Symbol für den Frieden und die Hoffnung auf eine Welt ohne Atomwaffen. Zu jedem Jahrestag des Abwurfes werden am 6. August Kraniche gefaltet und nach Hiroshima geschickt.

Kraniche an Hiroshima 2025
Zum 80. Jahrestag, 2025, möchte sich die Friedenskooperative an dieser Aktion beteiligen und einen Container, gefüllt mit Kranichen, an die Stadt schicken. Um dieses Ziel erreichen zu können, wird schon jetzt aufgerufen, als Zeichen der Partizipation Kraniche zu falten und an das Netzwerk Friedenskooperative, Mackestraße 30, 53119 Bonn, zu schicken.

Aktivitäten im Sommer dieses Jahres
Auch in diesem Jahr um den 6. August herum erinnerten wieder Gedenk- und Mahnveranstaltungen mit Reden und Musik an die Geschichten und das Leid der Opfer von Hiroshima und Nagasaki. Origami Kraniche fanden sich bei vielen Veranstaltungen als Symbol wieder. Die Menschen versammelten sich um Denkmale herum, protestierten vor den Atomwaffenlagern in Büchel, läuteten die Weltfriedensglocke in Berlin-Friedrichshain und zogen in Bonn mit Antikriegs- und Anti-Atomwaffen-Schildern durch die Straßen. Sie legten Blumenkreise, sangen und beteten. Die Bürgermeisterin von Bonn, Gabi Mayer, sagte, dass die Stadt voller Überzeugung Mitglied der Initiative „Mayors for Peace“ ist, welche vom ehemaligen Bürgermeister der Stadt Hiroshima für atomare Abrüstung und Frieden gegründet wurde.

Das Ziel der Proteste-, Mahn- und Gedenkveranstaltungen ist klar: Eine atomwaffenfreie Welt! Doch noch immer gibt es weltweit 12.700 Atomwaffen, die noch wirkungsmächtiger als „Little Boy“ und „Fat Man“ sind!  Und deren Einsatz ist unberechenbar. Die Angst vor der tatsächlichen Nutzung steigt mit der Ausweitung von mehr und mehr Kriegen. Darum bleibt die Geschichte der beiden Städte auf ewig wichtig.

Regina Hagen zitierte als Sprecherin in Frankfurt am 6. August zu dieser Kausalität den Bürgermeister von Nagasaki, Shiro Suzuki „Wir sind heute damit konfrontiert, dass die wichtige Norm, an die wir uns bisher gehalten haben“ – er meinte damit die Norm, nie wieder Atomwaffen einzusetzen – „immer mehr abhanden kommt“. Während das Durchschnittsalter der Teilnehmenden an den bundesweiten Gedenkveranstaltungen eher vermuten ließe, dass es sich bei den Atombombenabwürfen um ein rein historisches Geschehen handelt, macht dieses Zitat deutlich, dass dieses Ereignis auch für die folgenden Generationen von Bedeutung ist. Auch hob Hagen in ihrem Beitrag hervor, dass, obwohl sich Deutschland seit mehr als 50 Jahren der nuklearen Abrüstung verschreibt, die Lagerung von Atomwaffen und die nukleare Teilhabe weiter akzeptiert.

In Büchel protestierte am 9. August unter Leitung des Pfarrers Matthias Engelke eine religiös motivierte Gruppe vor dem dortigen Atomwaffenlager. Dazu fasten sie jedes Jahr demonstrativ viele Tage.

Die bundesweiten Veranstaltungen dienen neben dem Gedenken als Appell an die jungen Menschen, die Wirklichkeit dieses Ereignisses zu erkennen und zu mahnen, sich den Schmerz und die Verzweiflung bewusst zu machen, die durch den Abwurf der Atombomben ausgelöst wurden. Darüber hinaus erinnern die Demonstrationen, Gedenktreffen und Mahnveranstaltungen an die leider bestehende Aktualität der Thematik.

Alle Infos zum 79. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki mit Redebeiträgen, Pressesplittern und Terminen: https://www.friedenskooperative.de/hiroshimatag2024

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Joyce Oguama ist Studentin der Religions- und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Sie war Praktikantin beim Netzwerk Friedenskooperative Bonn im August/September 2024.