ungehaltener Redebeitrag für den geplanten Ostermarsch in Eschwege am 11. April 2020

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Freiheit heißt vor Allem: Frei denken zu können.

Um dies zu ermöglichen ist Frieden notwendig. Und zwar Frieden weltweit. 

Wir leben zur Zeit in einer weltweiten Pandemie, die offensichtlich weit über das hinausgeht, was „normale“ Grippeepedemien ausmachen.

Auch unser Ostermarsch für den Frieden im Werra-Meissner-Kreis kann nicht stattfinden.

Wir sind trotzdem da. Alle zusammen stehen wir ein für Frieden, den Abbau von Rüstung. Auch, wenn wir in diesem Jahr draußen nicht zusammen stehen können.

Was wollen wir mit dem Geld machen, wenn es nicht für „die Verhinderung von Kriegen“ eingesetzt wird? (Ich persönlich glaube übrigens nicht daran, dass ich mit einer Waffe in der Hand meine Reisen durch Zentralasien oder nach Südostasien hätte machen können. Und ich denke auch nicht, dass Frieden mit einer Waffe in der Hand langfristigen Erfolg zeitigt.)

Ausstattung zum Schutz von Pflegepersonal, Krankenschwestern und Brüdern sowie Ärzten, wäre jetzt in Zeiten von Corona von Nöten, statt Waffen, Soldaten und Panzer in Krisengebiete zu schaffen.

Ostern ohne Gemeinde. Die Kirchen sind leer. Ostermärsche finden digital statt.

Wir sind nicht weg. Unsere Forderungen bleiben bestehen, auch und grade jetzt in Zeiten der Pandemie.

Jetzt wäre auch Zeit, an diejenigen zu denken, die keine Hilfe bekommen können, die kein Wasser und schon gar keine Seife zum Händewaschen zu haben. Die dichtgedrängt unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. Die keinen lebensrettenden Abstand halten können.

Die überbevölkerten Gebiete in Indien, die Slums in Afrika, Syrien, Flüchtlingslager in Griechenland, die nächsten Nachbarn in Europa, Krisengebiete auf der ganzen Welt, brauchen unsere Hilfe. 

Aber auch hier, bei uns, wäre es jetzt endlich an der Zeit, die Berufe gerecht zu bezahlen, von denen im Ernstfall unser Leben abhängt.

Solidarität statt Profit. Nächstenliebe statt Egoismus. Gegenseitiger Respekt statt Vernichtung.

In jeder Krise steckt eine Chance. Nutzen wir sie!

 

Margot Flügel-Anhalt ist aktiv beim Friedensforum Werra-Meißner.

 

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