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Redebeitrag für die Ostermarsch-Mahnwache Jagel am 10. April 2020
- Es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Freundinnnen und Freunde,
ich freue mich sehr, daß Ihr in dieser Zeit doch so zahlreich gekommen seid.
Wir freuen uns, daß es mit der Versammlungsbehörde des Landkreises gelungen ist, eine vernünftige Kompromißlösung zu finden. Es sind uns einige Auflagen erteilt worden. Die sind einzuhandeln. Die Auflagen sind einvernehmlich ausgehandelt, als Veranstalter bin ich damit einverstanden.
Da eine Übertragung von Infektionserregern in Luft über einen Abstand von eineinhalb Metern nicht ausgeschlossen werden kann, sollen die Teilnehmenden einen Abstand von eineinhalb Metern einhalten. (Das gilt doch auch für die Zuhörer hinter dem Zaun?)
Dafür haben wir auf der Fahrbahn Markierungen angebracht. Stellt Euch bitte entlang der Linien auf, nehmt die Transparente an den Ecken in die Hand und wenn sie straff sind, ist auch der seitliche Abstand groß genug. Eine solche Aufstellung unterscheidet sich klar von der Aufstellung der Soldaten auf dem Kasernenhof. Unsere Disziplin stellt sicher, daß wir unsere Gesundheit und Leben schützen. Wir achten das menschliche Leben, Soldaten zerstören es.
Auch in den Zeiten von Corona finden Grundausbildungen statt, bei denen Rekrutinnen und Rekruten weniger als den notwendigen Abstand halten können, z. B. in Zweimannzelten eng nebeneinader schlafen. Hier in Jagel sind über 1200 Soldatinnen und Soldaten und zivile Personen im Dienst, wie sie den Mindestabstand einhalten, ist nicht bekannt. Auch das Großmanöver Defender 2020 findet Zitat: „mit reduziertem Truppenumfang“ statt. Zitat: „Mit wenigen Ausnahmen sind die Marschbewegungen der ersten Kontingente auf den Verlegerouten in Deutschland bisher abgeschlossen. Die meisten Truppenteile haben ihre Zielstandorte erreicht.“ Von einem Mindestabstand der Teilnehmenden am Manöver ist dort nicht die Rede. (https://www.bundeswehr.de/de/organisation/streitkraeftebasis/aktuelles/d...)
Teilnehmende erkennbaren Symptomen einer COVID19 Erkrankung sind auszuschließen. Die Symptomatik der COVID19 Erkrankung besteht in dem Zusammentreffen von Fieber, trockenem Husten und Luftnot. Wer in den letzten 14 Tagen von einer Auslandsreise zurückgekehrt ist oder Kontakt zu Rückkehrern und infizierten Personen hatte, ist ebenfalls auszuschließen.
Vermummung ist heute nicht verboten, das wird auch von der Versammlungsbehörde ausdrücklich begrüßt. Ihr könnt auch unsere Westen dafür verwenden.
Über diese Auflagen hinaus könnt ihr noch etwas mehr tun: Durch unverletzte Hornhaut wird kein Virus übertragen, wohl aber durch Schlemhäute, also Mund, Nase, Augenbindehäute. Also laßt es hier bitte bleiben, Euch mit Euren Fingen an Mund, Nase, Augen zu fassen. Nehmt allenfalls den Handrücken, wenn es juckt, aber am besten ist es, wenn alle Hände unterhalb der Schulterhöhe bleiben.
Da wir hier kein fließendes Wasser haben, habe ich eine selbstgemachte Mischung aus 75% Brennspiritus, 5% Wasserstoffperoxid und 20% Wasser mitgebracht zur Desinfektion der Hände. Die kleinen Flaschen stehen auf den Tischen. Da es sich um eine leicht entzündliche Flüssigkeit handelt, ist sie in den kleinen Flaschen (<0,5l) abgefüllt. Ich erkläre mich solidarisch mit den drei anrchistischen Genossen Felix, Ingmar und Lykke, den „Drei von der Parkbank“ bei denen aus dem Mitführen einer brennbaren Flüssigkeit der Vorwurf eines geplanten Brandanschlages konstruiert wurde. Das ist rechtsmißbräuchlich, sie deswegen einzusperren! Es kann nicht verboten sein, brennbare Flüssigkeiten bei sich zu haben, denn alle, auch die industriell hergestellten zugelassenen alkoholischen Desinfektionsmittel sind brennbar. (Hier hat die Polizei keine Einwände gegen das Mitführen brennbarer Flüssigkeit bei unserer politischen Demonstration.)
Im Schatten von Corona werden die Kriege der Bundeswehr weitergeführt. Die Aufrüstung der Bundeswehr mit Cyberkrieg, Drohnen und Elektronischer Kampfführung geht weiter. Der Kriegseinsatz im Irak wurde verlängert. Die Beschaffung neuer Kriegswaffen wurde von der Bundesregierung nicht gestoppt. Auf eine Weisung der Regierung an z. B. Rheinmetall Defence, daß sie statt neuer Munitionsrohre für den Leopardpanzer doch lieber Sauerstoffflaschen und Atemregler für Beatmungsgeräte herstellen, warten wir vergeblich.
Infektionskrankheiten und auch alle anderen Krankheiten können nicht mit Kriegswaffen und Soldaten bekämpft werden. wir brauchen den Rüstungsetat für ein funktionierendes Gesundheitswesen, das nicht gleich zusammenzubrechen droht, wenn ein neues Virus entdeckt wurde. Wir müssen das Gesundheitswesen ausbauen, die Zahl der Krankenhausbetten deutlich erhöhen, um immer Reserven zu haben und die Bundeswehr abschaffen.
Deswegen sind unsere Friedensaktivitäten auf der Straße weiterhin notwendig und wir nutzen die Möglichkeiten, die wir haben.
Ralf Cüppers ist aktiv bei der DFG-VK Gruppe Flensburg.
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