Redebeitrag für die Antikriegstagsveranstaltung am 31. August 2021 in Wolfenbüttel

 

- Sperrfrist: 31 8.21, Redebeginn: 17 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Genossinnen und Genossen, Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Sie alle heute hier zur Gedenkveranstaltung anlässlich des Antikriegstages am 1. September begrüßen, den wir in guter und gewohnter Tradition heute am 31. August zusammen vom DGB Kreisverband und vom SPD Stadtverband hier in Wolfenbüttel begehen.

Der Antikriegstag ruft uns schmerzlich ins Gedächtnis, dass es auch heute leider noch viele unnötige Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen auf der Welt gibt. Entstanden aufgrund der zwei verheerenden und grausamen Weltkriege erinnert der Antikriegstag an den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Auch Jahrzehnte später leiden Menschen weltweit immer noch unter gewaltsamen und mit Waffengewalt ausgetragenen Kämpfen aufgrund machtpolitischer, wirtschaftlicher oder ideologischer Interessen.

Wir stehen hier am Grab und Gedenkstein von Fritz Fischer, Alfred Perkampus und Alfred Müller, die sich alle gegen die menschenverachtende Ideologie der NSDAP noch vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges gestellt haben. Wer waren die drei Männer, die 1933 Opfer des NS-Regime bzw. der Wolfenbütteler SS wurden?

Fritz Fischer gründete 1919 die Wolfenbütteler KPD, war in der Partei unter anderem Stadtverordneter und ebenfalls Mitglied im Kreistag. Während dieser Zeit setzte sich Fischer für soziale Belange ein und kämpfte vor Ort gegen die NSDAP. Alfred Perkampus war ebenfalls Mitglied der KPD und setzte sich für den Schutz der Veranstaltungen der Partei gegen Übergriffe der Nazis ein. Anfang Februar 1933 wurde Perkampus, aufgrund seiner politischen Handlungen und dem Verteilen von Flugblättern, verhaftet und blieb bis zum 7. Mai im Gefängnis.

Alfred Müller engagierte sich im kommunistischen Jugendverband und wurde ebenfalls Mitglied der KPD. In der Partei wurde er mit der Aufgabe betraut die Tätigkeit der KPD auch im Falle eines Verbotes weiterzuführen. Für das Verteilen von Flugblättern wurde Müller im Februar 1933 zu 5 Monaten Haft verurteilt.

In der Nacht vom 6. Auf den 7. Juli 1933 wurden alle 3 Männer von der SS auf fürchterliche Weise misshandelt und zu Tode geprügelt. Während Alfred Perkampus noch in Wolfenbüttel verstarb wurden Fritz Fischer und Alfred Müller in das „Keller-KZ“ in der Braunschweiger AOK gebracht und verstarben am morgen des 7. Juli.

Die drei Leichen wurden von der SA nahe des heutigen Naturfreundehauses verscharrt. Über Alfred Müller registrierte das Einwohnermeldeamt damals „6.7.1933, unbekannt verzogen.“. Die sterblichen Überreste wurden am 1. Juni 1947 gefunden und am 20. Juni nach Wolfenbüttel überführt.

Heute stehen wir vor dem Grab der drei Menschen, die in der dunkelsten Zeit Deutschland dem Faschismus und Nationalsozialismus in Wolfenbüttel zu Opfer fielen. Wir stehen hier um ein Zeichen gegen das Vertuschen und Vergessen zu setzen. Es ist und bleibt unsere Aufgabe in der heutigen Zeit „den Toten ein ehrendes Gedenken und ihren Geist als Vorbild zu bewahren“.

Ein Vorbild gerade für die heutige Zeit. Wir müssen dafür eintreten, dass Menschen keine gewaltsamen Opfer von autokratischen Regierungen, militanten und extremistischen Gruppierungen werden.

Ich glaube ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir zutiefst bestürzt von der aktuellen Situation in Afghanistan sind. An dieser Stelle möchte ich den Einsatz der NATO und Bundeswehr in Afghanistan nicht bewerten oder über die letzten 20 Jahre und deren Erfolg oder Misserfolg debattieren.

An dieser Stelle möchte ich das Augenmerk auf die Menschen richten, die jetzt um ihr Leben und das Ihrer Familie fürchten. Dabei geht es mir nicht nur um die afghanischen Ortskräfte, die den Einsatz vor Ort unterstützt haben, sondern auch um die Menschen, die die Ideologie der Taliban ablehnen und eventuell auch schon unter der Herrschaft der Taliban in den 90er Jahren gelitten haben.

Diese Menschen verdienen es, dass sie keine Opfer von Krieg, Gewalt und Terror werden. Doch genau das passiert. Es wird von Hinrichtungen und Massakern an Regierungsmitarbeitern und Sicherheitskräften berichtet.
Ich muss es in aller Deutlichkeit so sagen, wir haben eine Verantwortung und Verpflichtung uns dafür einzusetzen, diese Menschen in Sicherheit zu bringen. Den heutigen Antikriegstag sollten wir nicht nur als Gedenken an die Opfer begehen, sondern uns auch aktiv und gesellschaftspolitisch dafür engagieren, dass die in Angst und Furcht lebenden Menschen in Afghanistan nicht zu Opfern von Krieg und Terror werden.

Lasst uns in Gedenken an die drei Ermordeten daran erinnern und uns aktiv dafür einsetzen:

Nie wieder Krieg!

Nie wieder Faschismus!

 

Lennie Frederik Meyn ist Vorsitzender des SPD-Stadtverbands Wolfenbüttel.