Redebeitrag für den Ostermarsch Münster am 20. April 2019

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Ostermarschierer*innen,

Gut erinnere ich mich daran, wie wir hier im letzten Jahr gestanden haben. Und natürlich fragt sich jede/r: Können wir denn irgendetwas bewirken? Hat sich etwas verändert seit dem letzten Jahr? Ja, es hat sich etwas verändert. Leider müssen wir feststellen:

Es ist noch viel gefährlicher geworden.

Durch die Aufkündigung des INF-Vertrages, wird es wieder wahrscheinlich, dass die USA bei uns neue Mittelstreckenraketen stationieren. Und was bedeutet das? 80 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs wird ein großer Krieg wieder möglich. Und das Schlachtfeld könnte Europa sein. Wir werden wieder zur Zielscheibe möglicher Gegenangriffe. Wie in den 80ern. Besonders, wo wir alle so nah am Deutsch-Niederländischen Korps, hier in Münster, wohnen.

Bisher ging es ja immer um Kriege, die woanders geführt werden. Kriege der Nato und/oder mit deutscher Unterstützung, aber eben weit weg. Schwer vorstellbar - Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen, Mali... Und nun auf einmal wir selbst? Zumindest als mögliche Zielscheibe?

Das wollen wir nicht!

Fordern wir also von der Bundesregierung:

  • Keine neuen Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden und in Europa!
  • Vernichtung der Atomwaffen in Büchel!
  • Unterzeichnung des UNO-Vertrag zum Verbot aller Atomwaffen weltweit!

Stattdessen müssen wir erkennen:

Die Bundesregierung ist ein Teil dieser Eskalation.

Das passiert auch hier, sozusagen nebenan im Deutsch-Niederländischen Korps.

Hier werden komplexe Kriegseinsätze der Nato organisiert.

Das kann uns nicht beruhigen.

Wir fordern:

  • Keine weitere Militarisierung des Münsterlandes!
  • Keine Kriegsvorbereitung im deutsch-niederländischen Korps!
  • Schließung der Tower-Barracks in Dülmen, diesem Waffendepot für den geplanten Krieg im Osten!

Und die EU?

Überall wird betont, was die EU für eine Friedensmacht sei. Und wenn man nicht in einem Nachfolgestaat von Jugoslawien oder gar im Kosovo lebt, könnte man das ja auch fast glauben.

Stattdessen sehen wir:

Die EU soll zu einem eigenständigen Militärbündnis umgeformt werden.

PESCO nennt man das, ständige militärische Zusammenarbeit.

Nicht nur wirtschaftlich will die EU als großer Player im Weltgeschehen mitmischen, sondern auch militärisch.

Leider können wir nicht darauf vertrauen, dass es damit um unsere Verteidigung geht.

Wir sagen:

  • Wir wollen kein PESCO und keine EU-Armee!

Doch auch schon ohne Krieg zerstört die Kriegsvorbereitung unser gesellschaftliches Leben.

Viele von uns stöhnen unter Arbeitsverdichtung oder werden nicht richtig versorgt.

Wir leiden an Umweltverschmutzung und Folgen der Klimaveränderung.

Was könnte nicht alles angegangen werden, wenn das Geld nicht in die Rüstung sondern in zivile Projekte fließen würde! Weltweit und auch bei uns.

Stattdessen steigen die Rüstungsausgaben ins Unendliche.

Wir unterstützen deshalb den Aufruf "Abrüsten statt Aufrüsten!"

Und fordern von der Bundesregierung:

  • die vielen Milliarden sollen für wichtige gesellschaftliche Zwecke angewandt werden:
  • Für Schulen und Kitas, aber auch das Klima, die Ökologie

Es ist auch unerträglich, dabei zuzuschauen, wie die Rüstungskonzerne sich goldene Nasen verdienen durch das Geschäft mit dem Tod.

  • Verbot aller Waffenexporte!
  • Konversion der Rüstungsproduktion

Und woher nehmen wir den Mut, dies alles von denen zu fordern, die die Macht und das Geld in ihren Händen halten?

Nun, zu Beginn der 80er waren wir auch ganz wenige. Und wieviele sind wir dann geworden! Gucken wir auf das, was sich noch im letzten Jahr verändert hat:

Viele Menschen spüren, dass bei uns etwas nicht stimmt.

Und es sind neue Bewegungen entstanden. Unterschiedliche.

Kinder und Jugendliche fragen nach ihrer Zukunft. Nach unserer Zukunft.

Sie gucken ganz prinzipiell auf die Zukunft dieses Planeten.

Wie eng ist dies verbunden mit unserem Anliegen!

Noch fehlt die gegenseitige Verständigung.

Wie gut wäre es, wenn wir die Verbindung zueinander hinbekämen!

Über die Generationen hinweg und in der Verbindung der verschiedenen Bewegungen und Organisationen.

Dafür stehen wir hier und dafür fahren wir durch Münster.

Aufmerksam machen auf Orte, an denen Krieg organisiert und geplant wird.

 

Rosemarie Brombach ist aktiv bei der Gruppe Friedenskooperative Münster.