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„Jedes Jahr kommt es bei der Bundeswehr zu schweren Rechtsverstößen und Kinderrechtsverletzungen“, sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte beim Kinderhilfswerk terre des hommes. „So waren in den Jahren 2017 und 2018 minderjährige oder gerade volljährig gewordene Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr von sexualisierten Ritualen, sexueller Belästigung und Vergewaltigung betroffen. Bei Bundeswehrübungen kam es zudem zu schweren Verletzungen und Todesfällen von Soldatinnen und Soldaten. Das zeigt: Eine Armee ist kein Platz für Kinder und Jugendliche! Wir fordern die Bundesregierung auf, die Rekrutierung von minderjährigen Soldatinnen und Soldaten sofort einzustellen, die militärische Werbung bei Schülerinnen und Schülern zu beenden und die Kinderrechte zu schützen und einzuhalten“.
Auch die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) monierte die Praxis der Rekrutierung Minderjähriger. „Es ist skandalös, dass die deutsche Armee seit 2011 11.500 Minderjährige an der Waffe ausgebildet hat“, stellte Michael Schulze von Glaßer, politischer Geschäftsführer der DFG-VK, fest. Etwa ein Fünftel der jungen Menschen seien in den letzten beiden Jahren Mädchen gewesen. „Die zunehmende Zahl Minderjähriger beim Militär ist Folge der massiven Werbung in Schulen, Arbeitsagenturen, auf Messen, im Internet und im Rahmen von Angeboten der Berufsorientierung wie dem Girls‘ Day. Dieser Militarisierung öffentlicher Räume wollen wir Einhalt gebieten“, so Glaßer.
„Die Praxis der Rekrutierung Minderjähriger ist unnötig und nicht zeitgemäß“, sagte Philipp Ingenleuf für das Netzwerk Friedenskooperative, das ebenfalls zu den Mitgründern des Bündnisses gehört. Deutschland gehöre zu einer kleinen Minderheit von UN-Staaten, die Minderjährige immer noch für das Militär rekrutieren. „Damit steht die Bundesregierung in Widerspruch zu ihrem Schutzauftrag gegenüber Minderjährigen und macht sich bei der internationalen Ächtung des Einsatzes von Kindersoldaten unglaubwürdig“, hob Ingenleuf hervor. Auch Deutschland müsse sich bei der Rekrutierung von Soldaten endlich an den internationalen „18-Jahres-Standard“ halten.
Zur Information:
Die Träger der Kampagne „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“ werden sich in den kommenden Jahren durch Aktionen, Informations- und Lobbyarbeit für die Anhebung des Rekrutierungsalters für den Militärdienst auf 18 Jahre sowie für ein Verbot von Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen engagieren. Siehe auch
Die Jugendoffiziere der Bundeswehr haben 2017 mehr als 122.000 Schülerinnen und Schüler er-reicht. Weitere über 111.000 Schülerinnen und Schüler haben über Beratung und Vorträge von Karriereberatern Kontakt zur Bundeswehr gehabt. Der Etat für die Nachwuchswerbung der Bundeswehr lag 2017 bei 35,2 Millionen Euro. Allein für die Produktion und Bewerbung der youtube Serie „Mali“ hat das Verteidigungsministerium 6,5 Millionen Euro ausgegeben.
Für Rückfragen:
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft – Hauptvorstand, www.gew.de; Kontakt: Ilka Hoffmann
- Terre des hommes, www.tdh.de; Kontakt: terre des hommes-Pressestelle, Tel. 0541 / 7101-126, presse [at] tdh [dot] de
- DFG-VK Bundesverband, www.dfg-vk.de; Kontakt: Michael Schulze von Glaßer
- Netzwerk Friedenskooperative, www.friedenskooperative.de; Kontakt: Philipp Ingenleuf, Tel.: 0228/ 692904, p [dot] ingenleuf [at] friedenskooperative [dot] de
- GEW-Landesverband Hessen, www.gew-hessen.de
- GEW-Landesverband Baden-Württemberg, www.gew-bw.de
- GEW-Landesverband Nordrhein-Westfalen, www.gew-nrw.de
- DFG-VK Baden-Württemberg https://bawue.dfg-vk.de
- IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs – Ärzte in sozialer Verantwortung), www.ippnw.de
- Ohne Rüstung Leben, www.ohne-ruestung-leben.de
- Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW, www.zentrum-oekumene.de
- pax christi – Deutsche Sektion, www.paxchristi.de
- Bündnis „Schulfrei für die Bundeswehr. Lernen für den Frieden!“, www.schulfrei-für-die-bundeswehr.de