Redebeitrag für die Veranstaltung zum Antikriegstag in Fürth am 1. September 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Leute!

Wir sind heute hier, weil vor 79 Jahren Krieg war, den wir nicht wiederhaben wollen. Denn wir haben ja seit über 70 Jahren Frieden, dank Nobelpreisträger EU. Stimmt's?

Nee - stimmt natürlich nicht. Nur, dass wir unsere heutigen Kriege gerne etwas weiter entfernt führen bzw. führen lassen. Und zwar zur Durchsetzung unserer Interessen, wie ein Bundespräsident mal sagte und womit er selbstredend die Interessen kleiner Minderheiten meinte. Waffenschmieden zum Beispiel, die an Rüstungsexporten recht gut verdienen.

Natürlich geht's auch immer um Einflusssphären; deutsche Geschäftemacher fahren schon von je her gut mit unfairen Handelsdiktaten ggü. schwächeren oder korrupt regierten Ländern (Stichwort EPAs – das sind economic partnership agreements mit Afrikanischen Staaten, die ganz erheblich zu künftigen Fluchtursachen beitragen werden).

Da hätte die Ukraine auch bestens ins Beuteschema gepasst.

Und der Russe? Naja, der ärmste muss wieder als Feindbild herhalten, wofür dann aber auch keine Anschuldigung ausgelassen wird - und sei sie noch so dämlich: von der Ukraine über Syrien bis nach Salisbury, wo ja Putins Nowichok-Horden ihr Unwesen treiben.

Da wir aber als 'Volk der guten Nachbarn', wie es Willy Brandt formulierte, faire Handelsbeziehungen wollen, können wir die Durchsetzung des Gegenteils nur ablehnen - erst recht wenn es 'aus einer Position der Stärke' heraus geschehen soll, wie Frau von der Leyen fordert.

Wenn übermorgen das multinationale Manöver 'Rapid Trident' mit deutscher Beteiligung in der West-Ukraine beginnt, kann man ja mal darüber nachdenken, wer da bezahlt und wer da verdient.

 

Jürgen Baran ist aktiv bei der attac-Regionalgruppe in Fürth.