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Redebeitrag für die Veranstaltung zum Antikriegstag in Schwenningen am 1. September 2018
- Es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Freudinnen und Freunde,
herzlichen Dank, dass sie alle da sind!
In Deutschland wird seit dem 1. September 1957 unter dem Motto "Nie wieder Krieg" der Antikriegstag begangen. Er erinnert jährlich an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939.
Die Initiative für diesen Gedenktag ging damals schon vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aus und ich danke heute euch, liebe Freundinnen und Freunde vom DGB-Kreisverband SB, dass ihr diesen Gedenktag ebenfalls jedes Jahr hier in Schwenningen veranstaltet.
In der ehemaligen DDR wurde der 1. September als Weltfriedenstag gefeiert.
Und was passiert aktuell in Chemnitz? Was passierte 2015 in Dresden, in Leipzig, in den Städten der ehemaligen DDR?
Da ist von Weltfriedenstag keine Spur!
„Nie wieder Krieg!“
Diese Aussage gewinnt durch derartige Ausschreitungen, wie wir sie durch die Medien hautnah mitbekommen, erneut an Bedeutung. Gleicht es doch einem Pogrom wie eine große Menschenmenge skandierend durch die Straßen läuft, den Hitlergruß zeigt und menschenverachtende Parolen schreit.
„Nie wieder Krieg!“
Wo ein Abgeordneter des dt. Bundestages namens Markus Frohnmaier zur Selbstjustiz aufruft und von „Messermigration“ spricht, müssen wir mit allen Mitteln des Rechtsstaates dagegen vorgehen. Das ist doch eine Aufforderung Frohnmaier´s zu „Krieg“.
Herr Frohnmaier hat hier im WK 54 in 2016 für die Landtagswahl kandidiert. Ich habe ihn und seine Haltung im Wahlkampf zur Genüge kennengelernt.
Auch Abgeordnete des Landtages von BaWue aus der AfD-Fraktion brüsten sich damit, in Chemnitz dabei gewesen zu sein.
Die AfD-Fraktion hat den Rücktritt der Landtagspräsidentin Muhterem Aras gefordert, weil diese im Juli einige Gedenkstätten der NS-Zeit besuchte und der Opfer gedachte.
Mit der Wahl von Mitgliedern der AfD in die Gremien, sei es Gemeinderat, Kreistag, Landtag oder Bundestag legitimieren die Wählerinnen und Wähler diese als demokratisch gewählte Abgeordnete und ermöglichen ein unsägliches Agieren .
Das macht mir Angst und Sorge, wie Politik hier unterwandert wird.
Dieser Tag heute soll uns an die Historie Deutschlands und die damit verbundenen Gräueltaten erinnern und uns davor bewahren, dass sich die Geschichte wiederholt.
Warum nur begreifen das einige Menschen nicht, das treibt mich um.
Sie alle kennen Dietrich Bonhöffer und seine Biografie, sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus, den er am 9.April 1945 im Alter von 39 Jahren mit der Hinrichtung im KZ Flössenbürg mit dem Leben bezahlte.
Er hat in der Zeit seiner Gefangenschaft viele Gedanken und Erlebnisse aufgeschrieben und so für uns erhalten.
Deshalb versuche ich die Erklärung, warum Menschen das tun was sie tun, in einem Zitat Dietrich Bonhöffers zu finden.
Zitat: „Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, es lässt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurücklässt.
Gegen die Dummheit sind wir wehrlos.
Weder mit Protesten noch durch Gewalt lässt sich hier etwas ausrichten“
(Quelle: Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. von E. Bethge. TB Siebenstern. Gütersloh 1985. Seite 14)
Wenn es denn Dummheit sein sollte, die die Menschen zu derlei Tun antreibt, so lasst uns nicht müde werden, diese Dummheit zu entlarven, zu verhindern oder besser noch ins Gegenteil umzukehren!
Aus Dummheit wird Klugheit, Weisheit und Verstand und dies geschieht durch Bildung.
Deshalb brauchen wir die Mahnmale, die Gedenktage und die Befassung mit unserer Geschichte mehr denn je,
denn es handelt sich nicht um einen „Vogelschiss der Geschichte“ den wir einfach nur so abhaken können.
Danke, dass der heutige Tag einen Anteil daran hat, diese Dummheit zu besiegen und die Anhänger der Dummen wachzurütteln.
Martina Braun ist Mitglied des Landestages Baden-Württemberg für die Partei B90/Die Grünen