Redebeitrag für die Antikriegstagveranstaltung am 31. August 2019 in Hagen

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreunde,

am morgigen Sonntag, dem 1.September, ist der Antikriegstag.

Vor 80 Jahren fielen die deutschen Truppen in Polen ein und begannen einen von Kriegsverbrechen gezeichneten Krieg.

Der Antikriegstag aber ist in erster Linie kein Tag der Trauer und der Erinnerung, sondern ein Tag des Protestes gegen jeden Krieg, ein Tag der Verantwortung.

Kein Tag für die Frage: wer war schuld, sondern ein Tag für die Frage was kann ich tun, dass kein Krieg mehr stattfindet.

Gut, dass unser Bundespräsident und unsere Kanzlerin an diesem Tag in Polen weilen, denn dort fing der 2. Weltkrieg an und da muss über Schuld, Trauer, Versöhnung gesprochen werden.

Aber wo sind die zentralen Veranstaltungen in Deutschland zur deutschen Verantwortung nach Auslösung des Weltbrandes 1939?

Die Trümmeraufnahmen heute in der Zeitung von Hagen, sie reichen nicht aus, um die Verantwortung von uns allen heute herauszustellen.

Die wichtigste Lehre des 1.9.39 lautet: Kein Mensch kann die Folgen eines Krieges abschätzen.

Die Kriegsgräuel waren unermesslich, die Zahl der Toten und Verwundeten auch, kein Mensch hat sich die Zerstörung von Städten und Landschaften in diesem Ausmaß vorstellen können.

Der erste Schuss am 1.9. war auch der Startschuss für „little boy“, die Atombombe mit dem niedlichen Namen, die am 6.8.1945 auf Hiroshima abgeworfen wurde und über 200 Hundert Tausend Menschen vernichtete, zum großen Teil durch Verstrahlung. Die Veränderungen im Erbgut der Menschen in Hiroshima und Nagasaki wirken bis heute.

Hier auf dem Boden neben der Friedenstaube liegt das Plakat von Prof. Loesch „Little boy“: Sinnbild der verstrahlten Opfer und gleichzeitig als Täter benannt.

Heute: die Erde brennt, die Menschheit wächst rasant, die Zahl der Flüchtlinge ist weltweit auf einem Höchststand, die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.

Unsere Verantwortung: Das Überleben der Menschheit sichern.

Stattdessen: weltweite Aufrüstung, nach der Kündigung des INF Vertrages auch wieder mit Atomwaffen. Kriege, die nie aufhören, innerhalb vieler Länder.

Ein Irrsinn, aber menschlich. Angstbekämpfung durch Leugnung der eigentlichen Probleme.

Unsere Verantwortung: Protest gegen den Krieg und den Waffenwahn!

Wir fordern:

  • Ächtung aller Atomwaffen, wie es 122 Staaten der UN am 8.7.17 beschlossen haben.
  • Weltweite Abrüstungshandlungen
  • Abbau der Wehretats
  • Keine Rüstungslieferungen in Krisenregionen
  • Stärkung der zivilen Friedenspolitik weltweit

Wir tragen Verantwortung und lassen uns davon nicht abbringen!

"Es mag Zeiten geben, in denen wir machtlos sind, Ungerechtigkeiten vorzubeugen. Aber es darf nie eine Zeit geben, wo wir nicht protestieren“ (Elie Wiesel)

Danke

 

Dr. Christian Kingreen ist aktiv bei der Gruppe "Hagener Friedenszeichen"