Redebeitrag für die Antikriegstags-Kundgebung am 01.09.2019 in Augsburg

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

am 1. September 1939, also heute vor 80 Jahren, begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Bei dem von Nazideutschland angezettelten schlimmsten Vernichtungskrieg in der Geschichte der Menschheit wurden 60 Millionen Menschen ermordet und Europa in Schutt und Asche gelegt. Seit den 1950er Jahren ist deshalb der 1. September als Antikriegstag ein Gedenktag.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges schworen die Überlebenden „Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg“ und in Artikel 2 des Zwei-plus-Vier-Vertrages bekräftigt Deutschland, dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird.

Doch wie sieht die Realität aus: Deutschland führt Krieg in Afghanistan, im Kosovo, in Mali, in Libanon, in Syrien, im Irak (1) und unterstützt die Drohnenkriege der USA durch die Bereitstellung des Luftwaffenstützpunktes Ramstein. Deutschland zählt zu den weltweit größten Rüstungsexporteuren und liefert Waffen in Kriegs- und Krisengebiete. Diese Waffen sind die Brandbeschleuniger in diesen Kriegen.

Ein neuer Aufrüstungswahn ist in vollem Gange und wir sind mit einer neuen nuklearen Bedrohung konfrontiert. Die Atomwaffen, auch die in Büchel gelagerten 20 Atomsprengköpfe, werden modernisiert und noch gefährlicher. Am 2. Februar 2019 kündigten die USA den INF-Vertrag zum Verbot landgestützter Mittelstreckenraketen mit Reichweiten von 500 bis 5.500 km. Damit zerbröselt auch eine der letzten zentralen Säulen der atomaren Rüstungskontrolle. Unmittelbar nach Ende des INF-Vertrages testete die USA bereits einen landgestützter Marschflugkörper mit einer Reichweite von über 500 km, der bereits zu Zeiten des INF-Vertrages entwickelt wurde und dessen Test gegen den INF-Vertrag verstoßen hätte. 130 Staaten haben bei den Vereinten Nationen für ein Verbot von Atomwaffen gestimmt. Die Atommächte und auch die schwarz-rote Bundesregierung haben die Verhandlungen boykottiert.

Heute am Antikriegstag fordern wir von der Bundesregierung: Zieht endlich die Atomwaffen aus Deutschland ab und leistet einen aktiven Beitrag zu einer atomwaffenfreien Welt!

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

die deutschen Rüstungsausgaben haben 2015 noch 33 Milliarden Euro betragen, jetzt sind es schon 43,2 Milliarden. Wenn Deutschland den Nato-Forderungen nachkommt, dann werden 2024 die Rüstungsausgaben auf 85 Milliarden steigen. Durchschnittlich würde dann jede vierköpfige Familie 4000 Euro für Rüstung zahlen - und das jedes Jahr.

Russland wird als Feind aufgebaut, um die massive Aufrüstung zu rechtfertigen. Mit Bedrohung durch Russland lassen sich diese enormen Rüstungsausgaben nicht rechtfertigen. Die Nato gibt im Vergleich zu Russland das 14,5-fache für die Rüstung aus. Nicht weitere Aufrüstung und Eskalation, sondern Abrüstung und Vertrauen fördert friedliche Beziehungen. Bundespräsident Gustav Heinemann hat 1969 gesagt: „Vertrauen kann nur der erwerben, der Vertrauen zu schenken bereit ist. Es gehört zu den vornehmsten Aufgaben unserer Politik, Vertrauen aufzuschließen." Heute am Antikriegstag fordern wir von der Bundesregierung endlich Vertrauen zu schenken und die immer wieder ausgestreckte Hand Russlands zu ergreifen.

 

Liebe Freundinnen und Freunde,
Kriege sind keine Naturkatastrophen und brechen nicht aus. Kriege werden von Regierungen vorbereitet und befohlen. Weil Kriege von Menschen gemacht werden, können sie auch überwunden werden und sie müssen auf dem Müllhaufen der Geschichte landen.

Nur wenn die Mittel zur Kriegsführung beseitigt sind, dann werden die Mächtigen keine Möglichkeit mehr haben, ihre Interessen militärisch durchzusetzen. Heute am Antikriegstag fordern wir von der Bundesregierung: Fangt endlich an vollständig abzurüsten und werft das Militär auf den Müllhaufen der Geschichte, denn dorthin gehört es!

Die Erinnerungen an den letzten Weltkrieg und der Antikriegstag verpflichten uns dazu.

Ich danke euch.

 

Klaus Stampfer Ich aktiv bie der Augsburger Friedensinitiative (AFI)

Anmerkung:

(1) https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/einsaetze/ueberblick/zahle... (Stand 19.08.2019)