Stimmen von den Marshallinseln
Vortragreihe: „Nuclear Justice Now!“
Vortragreihe: „Nuclear Justice Now!“

Unter dem Titel „Nuclear Justice Now!“ fand am 6. Juni 2023 in Bonn ein Vortrag von Anti-Atomwaffen-Aktivisten von den Marschall-Inseln statt. Benetick Kabua Maddison, Marino Morris und Matthew John sind in dritter Generation Betroffene der Atombombentestest auf den Marshallinseln und aktiv in der 2013 gegründeten „Marshallese Educational Initiative“ (MEI). Der Vortrag ging über einen Einblick in die traditionelle Kultur bis hin zu politischen Einigungen zwischen den Marshallinseln und den USA und deckte somit viele spannende Facetten ab.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der DFG-VK und dem Netzwerk Friedenskooperative.

Um während des Kalten Krieges Fortschritte in der Kernwaffentechnologie zu erzielen, testeten die USA zwischen 1946 und 1958 mehr als 55 Atomwaffen auf den Inseln. Als „Entschädigung“ besteht seit 1986 der Vertrag über die freie Assoziation, was den Marshalles*innen die Möglichkeit zu visafreier Einreise in die USA ermöglicht und auch erklärt, weshalb sich viele Marshalles*innen in den USA niederlassen. Anhand von Fotografien wurde deutlich gemacht, wie oft und zu welchen absurden Zwecken, das Bild der Explosion einer Atombombe auf dem Bikini-Atoll genutzt und gefeiert wurde. Beispielsweise wurde das Motiv der Explosion auf T-Shirts abgedruckt oder sogar in Form eines Kuchens gefeiert. Auch wurden die gesundheitlichen Folgen der dort lebenden Menschen beleuchtet, die bspw. zu Fehlgeburten und Krebs führten. Die bekannte animierte Kinderserie „Spongebob Schwammkopf“ basiert auch auf dem „verschollenen“ Bikini Atoll. Die Stadt, in der die Charaktere leben, heißt Bikini Bottom und die etwas verzehrt aussehende Fische sollen die neugeborenen „Jellyfish Babies“, zeigen. Neugeborene auf den Marshallinseln haben nämlich oftmals Fehlproportionen, sodass sie aussehen wie eine Qualle.

Fokus des Vortrags waren außerdem die Gefahren für die Marshallinseln im Zuge des Klimawandels im Zusammenhang mit nuklearen Auswirkungen. Durch die so geringe Höhe der Inseln, von nur 2 Metern über dem Meeresspiegel, ist die Zeit knapp, dass der steigende Meeresspiegel die Inseln erfasst. Zusätzlich steigt dabei die Gefahr, dass ein Betonbunker auf Runit Island (eine der Inseln des Atolls), welcher bis heute Atommüll lagert, zerstört wird. Nukleare Abfälle drohen somit in den Pazifik zu gelangen. Der Betonbunker wurde damals mit der Intention gebaut, die nächsten 40 Jahre sicher zu sein. Die Sicherungsgarantien für die Bunkeranlagen sind allerdings bereits 2021 ausgelaufen. Bestrebungen der USA zum Bau von neuen und sicheren Anlagen gibt es nicht. Es sei nun Aufgabe der Marshalles*innen, sich um den Strahlenmüll zu kümmern – heißt es von US-Seiten.

Abschließend wurden gemalte Bilder ausgestellt, die inspiriert waren von den Geschehnissen auf den Marshallinseln. Eine Interpretation zu einem Bild wurde vorgelesen und machte die Emotionalität der Thematik deutlich. Abschließend wurde die Veranstaltung mit dem selbstgeschriebenen Song „We are Survivors“, begleitet durch eine Ukulele, geschlossen.

Im Anschluss an den Vortrag konnten Fragen gestellt werden, was das Publikum gerne annahm. Nach einem regen Austausch konnte der Abend entspannt ausklingen.

Du möchtest mehr über die US-amerikanischen Atomwaffentests und die Arbeit für Aufklärung und sozialen Wandel der Marshallese Educational Initiative erfahren? Dann hör doch mal in den englischsprachigen Podcast „Press the Button“ von der Ploughares Foundation rein!

 

Bericht: Hyra Indradwianto und Wencke Dreiss, Praktikantinnen beim Netzwerk Friedenskooperative.