Das Anti-Kriegs-Museum - einst und jetzt·

von Wilfried Spohr

1925 gründete der Schauspieler und Pazifist Ernst Friedrich ein Anti-Kriegs-Museum in Berlin.

 

Es sollte ein Anfang sein, da - nach Friedrichs Auffassung - der Staat seinem eigenen Verfassungsauftrag, den Frieden und die Völkerverständigung zu fördern, nicht gerecht wurde. Ein zentraler Teil der Ausstellung zeigt Bilder aus dem 1924 von ihm herausgebrachten und weltbekannten Buch "Krieg dem Kriege" (Nachdruck beim Verlag 2001). In diesem Bildband, von gesammelten Photos aus dem 1. Weltkrieg wird schonungslos auch anhand von verletzten Soldaten das wahre Gesicht des Krieges aufgezeigt. Aber auch mit anderen Mitteln versuchte Ernst Friedrich den Besucher für den Frieden zu sensibilisieren. Damals wie heute gilt, daß Rüstung bereits im Frieden tötet. Eine Waage verdeutlichte, wie viel nützliches Handwerkszeug aus dem Material eines Bajonetts hergestellt werden könnte. Nippes in Vitrinen zeigt auf, wie der Krieg auch im Alltag verherrlicht wird: Granatsplitter als Brieföffner, eine nachgemachte Fliegerbombe als Briefbeschwerer. Postkarten sowie Kriegsspielzeug.

Ernst Friedrich warnte nicht nur eindringlich vor dem Krieg, sondern warb mit seinem ganzen Leben für einen friedlichen liebevollen Umgang miteinander. Seine Vorstellung von Frieden war ganzheitlich. Der auch damals grassierenden Ausländerfeindlichkeit widersetzte er sich, indem er ausländische Studenten zu sich einlud. Mit von ihm gegründeten Jugendgruppen erprobte er einen natürlichen, ökologischen Lebensstil. Beim gemeinsamen Singen waren folgende Zeilen besonders beliebt:

"Nie, nie wollen wir Waffen tragen, nie nie ziehen wir in den Krieg,

laß doch die großen Herren sich alleine schlagen.

Wir machen einfach nicht mehr mit!"

Wegen seiner Friedensarbeit erhielt Friedrich in der Weimarer Republik und unter Hitler 13 Strafen und saß mehr als drei Jahre im KZ. Die Erstürmung durch die SA setzte dem Anti-Kriegs-Museum vorerst ein Ende. Es wurde in ein SA-Heim und dann in eine Folterkammer umgewandelt.

1982 führte eine Gruppe um den Lehrer Tommy Spree, einem Enkel von Ernst Friedrich, dessen Arbeit weiter. Im März 1984 wurde der Verein "Anti-Kriegs-Museum e. V." gegründet und die Gemeinnützigkeit erworben. Im gleichen Jahre standen dem Verein im Bezirk Wedding eigene Räume zur Verfügung. Die Eröffnung fand unter starker Beachtung der Medien am 2.12.1984 statt. Altbischof Kurt Scharf hielt die Eröffnungsrede.

Das heutige Anti-Kriegs-Museum zeigt Historisches und Aktuelles zu den Themen Krieg und Frieden. Die gezeigten Ausstellungen sollen möglichst objektiv und unabhängig von politischen Parteien erarbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Tommy Spree: "Wir verstehen uns als eine Institution, die kriegerische Auseinandersetzungen, welcher Art auch immer, ablehnt."

Durch die Nutzung weiterer Räume konnte seit Sommer 1988 die Ausstellungsfläche erheblich erweitert werden. Anläßlich des 50. Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkriegs wurden am 1.9.1989 zwei neue Ausstellungen in Anwesenheit der neuen Schulsenatorin Sybille Volkholz, die auch die Schirmherrschaft übernommen hatte, eröffnet: "Wirtschaft und Krieg - aus einer Nachkriegszeit soll keine neue Vorkriegszeit werden" sowie "Kinder malen den Krieg". Folgende von den Museumsmitarbeitern erarbeiteten Ausstellungen können an Interessenten verliehen werden: "Zivilschutz - eine Illusion", „Rüstungsexport – das Geschäft mit dem Tod" und "Chemische Waffen - die lautlose Bedrohung".

Das Museum befindet sich in der Genfer Straße 9, U-Bahnhof Leopoldplatz, 1000 Berlin, und ist täglich geöffnet von 16 bis 20 Uhr, Gruppenbetreuung nach Vereinbarung Telefon 030-4028691 und 3441191.

 

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